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Echo gluecklicher Tage - Roman

Echo gluecklicher Tage - Roman

Titel: Echo gluecklicher Tage - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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reichte vom Ufer direkt bis in die kleine Stadt, und sie konnte keine Bretter sehen, auf denen man hätte gehen können, keine Bürgersteige und nicht einmal Steine, so wie es sie in Skagway gegeben hatte. Pferde und Wagen kämpften sich hindurch, und die Leute versuchten vergeblich, schwer beladene Schlitten darüberzuziehen.
    Später erfuhren sie, dass die Stadt bei der Schneeschmelze vor zwei Wochen überflutet worden war und dass das Wasser die direkt am Ufer errichteten Hütten einfach weggeschwemmt hatte. Aber solche Dinge schienen die Leute in Dawson City nur als kleinen Rückschlag zu betrachten, denn sobald die Boote mit Proviant und vor allem den ersehnten Luxusgütern wie Eiern, Whiskey und Zeitungen eintrafen, waren die schlammigen Straßen nicht mehr als eine Unbequemlichkeit.
    Es gelang Beth und den beiden Männern, eine Stelle am von Booten übersäten Ufer zu finden, wo sie das Floß festmachen konnten, und sie trugen ihre Sachen bis in den hinteren Teil der Stadt, dem einzigen Platz, wo sie noch ihr Zelt aufschlagen konnten. Sie hatten gehört, dass die Miete für ein Zimmer hundert Dollar im Monat betrug, und Waren des täglichen Lebens wechselten für horrende Summen den Besitzer.
    »Gut, dass ich Nägel dabeihabe«, sagte Jack und deutete auf ein Schild, auf dem welche für acht Dollar das Pfund angeboten wurden. »Nicht, dass ich sie verkaufen will – wir brauchen sie, um uns eine Hütte zu bauen.«
    »Vielleicht bekomme ich einen guten Preis für die Seiden- und Satinstoffe, die ich mitgebracht habe«, überlegte Beth. Die Männer hatten in Skagway mit ihr gestritten und gesagt, dass sie nur nützliche Sachen mitnehmen solle, aber sie hatte ihren Standpunkt verteidigt und darauf bestanden, dass es in Dawson bestimmt viele Frauen geben würde, die sich verzweifelt nach Kleiderstoffen sehnten. Den fleckigen und eintönigen Sachen nach zu urteilen, die die meisten Frauen hier trugen, hatte sie damit recht.
    Nachdem sie ihr Zelt aufgebaut hatten, gingen sie zurück zur Front Street, um sich umzusehen. Diese Straße, von der aus man auf den Fluss blickte, war eindeutig der Ort, an dem sich alles abspielte und an dem sich die Leute versammelten. Saloons, Hotels, Restaurants und Tanzlokale reihten sich hier aneinander, obwohl sie alle offensichtlich hastig zusammengezimmert worden waren. Jede Minute, so schien es, legte ein weiteres Boot an, und die Besitzer schleppten ihre Habseligkeiten an Land, sodass das Chaos immer größer wurde. Tausende von Neuankömmlingen liefen ziellos umher, während die Veteranen, die schon den ganzen Winter lang unter der Knappheit von fast allem gelitten hatten, alles von Besenstielen bis hin zu Büchern von ihnen haben wollten.
    Wie am Lake Bennett lagen überall aufgeschichtete Baumstämme, und über den Lärm des Sägens und Hämmerns war schwer zu verstehen, was die Leute sagten. Überall wurde gebaut – Läden, Saloons, Banken und sogar eine Kirche –, doch beunruhigenderweise schien es keinen wirklichen Plan zu geben.
    Unten am Ufer hatten die Leute Buden aufgebaut, in denen sie alles von Stiefeln bis hin zu Schalen mit Tomaten zu horrenden Preisen verkauften. Die meisten dieser Lebensmittel waren mit dem Dampfer vor ein paar Tagen hergebracht worden, aber sie sahen auch eine ältere Frau, die sie vom Lake Bennett kannten, die es geschafft hatte, ihre Hühner über den Chilkoot Pass zu bringen, und die sie jetzt für fünfundzwanzig Dollar pro Stück verkaufte.
    Es gab unendlich viele Schilder mit der Aufschrift: »Kauf und Verkauf von Goldstaub«. Draußen vor diesen Hütten standen verhärmte Männer mit struppigen Bärten und kleinen Lederbeuteln am Gürtel Schlange und rauchten ihre Pfeifen. Ein Mann in einem grellen karierten Anzug und mit einem schwarzen Stetson-Hut informierte Beth und die Männer, dass dies die Sourdoughs seien, die auf ihren Claims in Forty Mile und am Eldorado Creek Gold gefunden hätten. Er meinte, dass das Gold, das sie heute verkauften, ihnen ein Vermögen bringen würde, doch sie sahen aus wie Landstreicher, die keinen Penny besaßen.
    Das alles mochte merkwürdig sein, doch es war bunt und voller Leben. Männer in schicken Anzügen mit Homburg-Hüten liefen zwischen anderen in zerrissenen, schlammbespritzten Sachen, die sie auf dem Weg hierher getragen hatten. Sie sahen eine hübsche Blondine in einem pinkfarbenen Satinkleid, die von einem Mann mit nacktem Oberkörper, der wie ein Preisboxer aussah, über den Schlamm getragen

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