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Echo gluecklicher Tage - Roman

Echo gluecklicher Tage - Roman

Titel: Echo gluecklicher Tage - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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und er wusste es zu schätzen, wenn sie heißes Wasser für ihn bereithielt, mit dem er sich waschen konnte, wenn er zurückkam. Aber er erwartete das alles nicht von ihr.
    Aber am meisten wusste sie zu schätzen, dass er sie zum Lachen brachte. Wenn sie in ein Buch vertieft war und plötzlich aufblickte, sah sie sein Gesicht, das sich grotesk gegen die Scheibe presste. Einmal hatte sie ein Knurren und Kratzen an der Tür gehört und sich furchtbar erschrocken, weil sie dachte, es wäre ein Bär, aber es war nur Jack, der ihr einen Streich spielen wollte. Besonders viel lachten sie jedoch während ihrer Unterhaltungen, wenn sie sich an frühere Ereignisse erinnerten oder an Leute, die sie beobachtet hatten. Ihr wurde klar, dass das mit Theo nie möglich gewesen war, und auch keine langen Gespräche. Sie nahm an, dass sie sich vielleicht sehr miteinander gelangweilt hätten, wenn Sam und Jack nicht ständig bei ihnen gewesen wären.
    Die Tage wurden jetzt länger, und manchmal gingen sie zum Abendessen runter in Oz’ Hütte, und Beth spielte anschließend Geige für ihn. An manchen Abenden hörten die Männer auf den umliegenden Claims sie und kamen auch noch. Das waren die schönsten Momente, denn einige der Männer sangen den Text zu ihren Stücken, sie konnten lustige Geschichten erzählen und freuten sich über weibliche Gesellschaft.
    Es gab nur wenige Frauen in Bonanza. Hauptsächlich waren sie hart und abgebrüht und hoben auf dem gefrorenen Boden genauso effektiv Löcher aus wie die Männer. Außerdem erledigten sie auch noch andere Aufgaben, wuschen Wäsche oder backten Brot oder Kuchen, um dringend benötigtes zusätzliches Geld zu verdienen. Sie wiesen Beths zaghafte Freundschaftsangebote ab, und obwohl Jack meinte, es läge daran, dass sie keine hübsche Frau in der Nähe ihrer Männer haben wollten, hatte Beth das Gefühl, dass es eher an dem Gerede über sie lag.
    Obwohl sie das nicht wirklich störte, wurde Beth dadurch bewusst, dass es sehr schwierig für sie werden könnte, gesellschaftlich anerkannt zu werden, wenn sie erst wieder zurück in der Welt dort draußen war.
    Eine Tänzerin oder sogar eine Hure konnte vielleicht heiraten und eine Krankenschwester oder eine Sekretärin werden und musste nicht befürchten, dass jemand herausfand, was sie vorher gemacht hatte. Aber Beth wusste, dass sie es zusammen mit Klondike Kate, Diamond Tooth Gertie und anderen Frauen geschafft hatte, großes Aufsehen in Dawson City zu erregen, und dass die Geschichten über sie sich durch die Zeitungsartikel über den Klondike überall in der Welt verbreitet hatten.
    Falls sie es nicht aufgab, öffentlich Geige zu spielen, oder irgendjemandem erzählte, dass sie während des Goldrauschs in Dawson City gewesen war, würden die skandalöseren Dinge ihrer Zeit hier in Dawson unweigerlich nach außen dringen.
    Beth dachte über dieses Problem nach, als sie sich eines Morgens wusch und anzog. Sie hatte noch keine Lösung gefunden, denn ihr Geigenspiel war ihre einzige Möglichkeit, Geld zu verdienen. Aber da die Sonne schien, beschloss sie, sich nicht länger Sorgen um die Zukunft zu machen, sondern lieber zu versuchen, Jack dazu zu überreden, seine Arbeit ruhen zu lassen und mit ihr spazieren zu gehen.
    Sie wusste, dass es wärmer geworden war, sobald sie aus der Hütte trat, denn ihr Gesicht prickelte nicht so wie sonst. Dann hörte sie das Tropfen. Es war überall um sie herum, kam von der schneebedeckten Ausrüstung, vom Dach der Hütte, vom Weg runter zu Oz, von überall her.
    Der Schnee schmolz!
    Aufgeregt lief sie hinter die Hütte und den Hügel hinauf und rief nach Jack. Er hielte inne und stützte sich mit einem breiten Grinsen im Gesicht auf seine Schaufel.
    Beth blieb erschrocken stehen und vergaß, was sie sagen wollte, als sie ihn ohne Bart sah.
    »Wann hast du denn das gemacht?«, fragte sie.
    »Was?«
    »Du weißt schon! Dein Bart ist ab.«
    »Oh, das.« Er rieb sich übers Kinn, als sei er überrascht, dort keine haarige Masse zu fühlen. »Ich habe heute Morgen gesehen, dass es taut, und da dachte ich, es würde Zeit, dass der Bart auch verschwindet.«
    »Das steht dir viel besser«, sagte sie. Tatsächlich sah er sehr attraktiv aus, denn sein kantiges Kinn und sein breiter Mund waren zwei schöne Merkmale, die er niemals verdecken sollte. »Und du siehst viel jünger aus.«
    »Ich bin froh, dass es deine Zustimmung findet«, erwiderte er. »Aber was ist denn passiert, dass du so aufgeregt hier

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