Echo gluecklicher Tage - Roman
Besuch kamen. Mrs Bruce glaubte, dass das vielleicht der Grund für Beths Nachdenklichkeit war.
»Macht dir etwas Sorgen, Beth?«, fragte sie. »Du bist so still heute.«
»Ich musste nur daran denken, wie hart Sam arbeiten muss«, erwiderte Beth mit einem leichten Schulterzucken. »Er will nach Amerika, wissen Sie, deshalb hat er den Job als Barmann angenommen. Er glaubt, dass solche Erfahrungen ihm zugutekommen werden.«
Das war das erste Mal, dass Mrs Bruce davon hörte. »Will er ohne dich gehen?«, fragte sie.
»Nein, er will, dass ich mitkomme. Aber ich weiß nicht, wie das gehen soll, ich muss doch an Molly denken.«
»Die Leute wandern ständig mit Kindern aus«, erklärte Mrs Bruce ruhig. »Sie kommen zurecht. Ich habe von welchen gehört, die mit fünf oder sechs Kindern gegangen sind.«
»Ja, aber es ist etwas anderes, weil Sam mein Bruder ist.« Beth seufzte, und ihre blauen Augen blickten plötzlich sehr traurig. »Ich möchte seine Chancen nicht schmälern, und wenn er uns beide ernähren muss, dann wird es schwierig für ihn.«
Mrs Bruce dachte einen Moment darüber nach. »Ja, ich schätze, du hast recht, er könnte nicht herumreisen und nach den besten Möglichkeiten für sich suchen, und später, wenn er heiraten will, könnte das auch ein Problem sein. Aber es wäre nicht fair, wenn du hier oder dort drüben mit der ganzen Verantwortung für Molly zurückbleiben müsstest. Sie ist auch seine Schwester.«
»Das ist genau der springende Punkt an der Sache«, erwiderte Beth, und ihre Stimme klang leise und niedergeschlagen. »Er ist viel zu pflichtbewusst, um uns zu verlassen, aber ich fühle mich schlecht, weil ich ihm im Weg stehe.«
»Ich verstehe.« Mrs Bruce nickte. »Sag mir, wenn du Molly nicht hättest, würdest du dann gerne nach Amerika gehen?«, fragte sie.
»Oh ja«, rief Beth und ihre Augen strahlten wieder. »Es klingt, als wäre es ein wundervoller Ort. Ich stelle mir oft vor, dass ich dort in einem großen Hotel Klavier spiele.«
»Du spielst Klavier?«
Beth lächelte schüchtern über ihre Überraschung. »Ja, obwohl ich vermutlich aus der Übung bin, weil wir unseres verkaufen mussten, als Mama starb. Ich spiele auch Geige. Sam hat es geschafft, sie vor dem Feuer zu retten. Das gefällt mir am besten, aber Mama nannte es Teufelsmusik, weil sie in den Wirtshäusern gespielt wird.«
Mrs Bruce lächelte. Sie hatte oft jemanden Jigs auf der Geige spielen hören, doch sie wäre niemals darauf gekommen, dass sie aus dem Kutschenhaus kommen könnten. Sie hielt es auch nicht für Teufelsmusik, sie war heiter und fröhlich. »Warum hast du mir das denn nie erzählt?«, fragte sie. »Das ist eine so wunderbare Fähigkeit.«
»Ich dachte, es würde vielleicht wie Angeberei klingen. Dienstboten sollen nicht prahlen.«
»Ich hätte das niemals für Angeberei gehalten, und ich würde mich freuen, wenn du manchmal die Geige mitbringst und mir etwas vorspielst.«
Als sie das Leuchten in Beths Augen sah, musste Mrs Bruce lächeln. »Und hör nicht auf, zu träumen oder Pläne für die Zukunft zu machen«, fuhr sie fort. »Ich habe den Fehler gemacht, meine Pflichten immer vor meine eigenen Wünsche und Ziele zu stellen, und deswegen bin ich nicht verheiratet und habe auch keine Kinder. Ich möchte nicht, dass dir das passiert.«
»Was soll Beth nicht passieren?«
Mrs Bruce und Beth wandten überrascht die Köpfe, als sie Mrs Langworthys Frage hörten. Sie hatten sie nicht die Treppe hinunter in die untere Etage kommen hören. Sie sah umwerfend aus in ihrem apfelgrünen Seidenkleid mit Keulenärmeln und den aufgesteckten Haaren, aus denen große glänzende Locken herausfielen.
»Beth hat mir gerade erzählt, dass Sam entschlossen ist, nach Amerika auszuwandern, und ich vermute, dass sie gerne mit ihm gehen würde«, sagte Mrs Bruce.
»Das kann ich verstehen.« Mrs Langworthy nickte. »Es klingt nach einem wunderbaren, aufregenden Land. Aber überstürze nichts, Beth, ich habe mich gerade an deine Hilfe gewöhnt. Und daran, die Kleine jeden Tag zu sehen!« Sie stand neben dem Kinderwagen und blickte Molly liebevoll an. »Sie ist ein absolut perfektes Baby. Ich wünschte, ich könnte sie aufwecken, um sie zu knuddeln.«
Mrs Bruce konnte spüren, wie sehr sich ihre Herrin nach einem Kind sehnte, als sie sich über Molly beugte. Kurz nach der Heirat mit Mr Edward hatte sie immer gesagt, dass sie mindestens sechs Kinder wolle, und sie war so stark und gesund, dass Mrs Bruce geglaubt
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