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Echo gluecklicher Tage - Roman

Echo gluecklicher Tage - Roman

Titel: Echo gluecklicher Tage - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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hatte, dass es mit der Zeit auch so kommen würde. Aber es war nichts geschehen, und mit jedem Jahr, das verging, wurde es weniger wahrscheinlich.
    Molly wachte auf und streckte sich. Als sie Mrs Langworthy sah, lächelte sie und streckte ihr die Arme entgegen, weil sie hochgenommen werden wollte.
    »Sie wird nass sein und Ihr Kleid ruinieren«, warnte Beth sie besorgt.
    »Als wenn mir das etwas ausmachen würde!« Mrs Langworthy lachte und nahm das Baby hoch. »So, kleine Molly, ist jetzt nicht bald Essenszeit?«, sagte sie. »Was darf es denn heute sein?«
    Molly spielte mit Mrs Langworthys Kette und versuchte, vorsichtig darauf zu kauen.
    »Die Köchin hat ein bisschen Lammragout von gestern aufbewahrt«, sagte Mrs Bruce. »Es macht so viel Spaß, sie zu füttern, ich habe noch nie erlebt, dass sie etwas nicht essen wollte.«
    »Könnte ich sie füttern?«, fragte Mrs Langworthy.
    Beth verstand zwar nicht, wieso ihre Herrin so etwas tun wollte, aber sie stimmte sofort zu. »Aber Sie sollten sich eine Schürze anziehen, sie kleckert ziemlich viel«, fügte sie hinzu.
    Mrs Bruce war mit ihren Aufgaben beschäftigt, schaute jedoch regelmäßig in der Küche vorbei, während Mrs Langworthy Molly fütterte. Zu ihrer Überraschung wirkte ihre Herrin völlig entspannt mit dem Baby auf ihrem Schoß und schaufelte ihm das Essen in sein hungriges Mündchen. Doch noch amüsanter war es, Beth zu beobachten: Sie saß ihrer Herrin gegenüber am Tisch, und ihr Mund öffnete und schloss sich gleichzeitig mit Mollys. Immer wieder bewegte sie unabsichtlich die Hand, so als könne sie gar nicht glauben, dass Mrs Langworthy Essensreste um den Mund des Kindes herum mit dem Löffel abkratzen und auch noch in seinen Mund füllen konnte, so wie sie es tat.
    Ihrer Herrin entging Beths Anspannung nicht. »Ich habe damit schon Erfahrung«, erklärte sie mit einem amüsierten kleinen Lächeln. »Ich habe regelmäßig meine jüngeren Geschwister gefüttert. Erst seit meiner Heirat habe ich nichts mehr mit Babys oder Kleinkindern zu tun.«
    »Sie können das wirklich gut«, sagte Beth bewundernd. »Ich hatte zuerst furchtbare Angst vor Molly. Ich hatte noch nie ein neugeborenes Baby im Arm gehalten, ganz zu schweigen davon, dass ich es gefüttert oder gewickelt habe.«
    »Ich muss auch versuchen, sie zu wickeln«, sagte Mrs Langworthy, und ihr Gesicht strahlte. »Es ist so viel schöner, sich um Babys zu kümmern als um mürrische alte Männer.«
    Mrs Bruce wandte das Gesicht ab, damit weder Beth noch ihre Herrin die Tränen sehen konnten, die ihr in die Augen schossen. Sie hatte das Gefühl, dass es nur schlecht ausgehen konnte, weil Beth irgendwann weiterziehen und Molly mitnehmen würde.
    Über den Herbst, Weihnachten und bis in das neue Jahr 1895 beobachtete Mrs Bruce, wie Beth und Molly sich langsam in die Herzen aller Bewohner am Falkner Square schlichen. Sie wusste, dass sie sich das nicht einbildete, weil sie ebenfalls ihrem Zauber erlegen war.
    Es war schwer, jemanden nicht gern zu haben, der sogar noch sang, wenn er dreckige Windeln wusch. Beths fröhliches Lachen belebte die untere Etage; ihre Bereitschaft, allen bei ihrer Arbeit zu helfen, schuf eine glückliche Atmosphäre. Sie polierte gern den ganzen Nachmittag das Silber, bügelte Mr Edwards Sachen oder las dem alten Mr Langworthy vor, ohne dass sie für eine dieser zusätzlichen Aufgaben bezahlt wurde. Vielleicht lag es daran, dass sie lieber arbeitete, als mit Molly in ihrer Wohnung allein zu sein, aber was der Grund auch sein mochte, Mrs Bruce hatte sie gerne um sich.
    Sie hatten Mollys ersten Geburtstag vor Weihnachten in der Küche gefeiert. Die Köchin backte einen besonderen glasierten Kuchen und einen Trifle, Kathleen, das Hausmädchen, blies Ballons auf, und selbst Sam und Mr Edward kamen früher nach Hause, um dabei zu sein. Beth hatte Molly ihr neues rosa Kleidchen angezogen, auf das sie sofort Trifle kleckerte. Sie konnte jetzt schon ein paar Schritte laufen, wenn jemand sie an der Hand hielt, aber an diesem Nachmittag ging sie vier oder fünf Schritte ohne Hilfe, um zu Mrs Langworthy zu gelangen.
    Es lag zweifellos an dem Kind im Haus, dass Mr Edward einen Weihnachtsbaum mit nach Hause brachte, denn sie hatten noch nie vorher einen gehabt. Sam stellte ihn fest in einen großen Bottich an das Salonfenster, und Beth half Mrs Langworthy dabei, ihn mit Kerzen und Glaskugeln zu schmücken.
    Wie immer kamen verschiedene Verwandte an Weihnachten zum Essen, und Sam trug

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