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Echo Park

Echo Park

Titel: Echo Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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gestürzt. Aber die Einkaufstüte mit den Karotten war unser Ass im Ärmel. Außer mir, meinem damaligen Partner und dem Kriminaltechniker, der die Tüte geöffnet hat, wusste damals niemand davon. Wir hielten diese Information zurück, weil wir zu der Überzeugung gelangt waren, dass sie an diesem Punkt seinen Weg gekreuzt hatte. Die Karotten stammten aus einem Mayfair Supermarket in der Franklin Avenue im unteren Teil von Beachwood Canyon. Wie sich herausstellte, kaufte sie dort regelmäßig ein, bevor sie zum Reitstall fuhr. Genau wie an jenem Tag, als sie verschwand. Sie kam mit den Karotten und vermutlich ihrem Mörder im Schlepptau aus dem Supermarkt. Wir konnten Zeugen auftreiben, die sie im Supermarkt gesehen haben. Danach nichts mehr. Bis wir ihr Auto gefunden haben.«
    O’Shea nickte. Er deutete auf das Schreiben, das immer noch vor Bosch und Rider auf dem Schreibtisch lag.
    »Dann macht das also einen recht brauchbaren Eindruck?«
    »Nein, macht es nicht«, sagte Bosch. »Tun Sie das nicht.«
    »Was soll ich nicht tun?«
    »Sich auf diesen Deal einlassen.«
    »Was spricht dagegen?«
    »Wenn das tatsächlich der Kerl ist, der Marie Gesto entführt und umgebracht hat, und wenn er diese acht anderen Menschen umgebracht und sie vielleicht ebenso zerstückelt hat wie die beiden, mit denen er gefasst wurde, dann hat er nicht verdient weiterzuleben, und sei es auch nur in einer Gefängniszelle. Man sollte ihn festschnallen, ihm dieses Zeug spritzen und dorthin befördern, wo er hingehört.«
    O’Shea nickte, als wäre das eine Überlegung wert.
    »Und was wird dann aus den ganzen offenen Fällen?«, hielt er Bosch entgegen. »Mir gefällt die Vorstellung, dass dieser Kerl sein Leben in einer Privatunterkunft in Pelican Bay ausklingen lässt, ebenso wenig wie Ihnen. Aber wir sind dazu verpflichtet, diese Fälle zu lösen und den Angehörigen der Opfer Antworten zu geben. Vergessen Sie außerdem nicht, dass wir angekündigt haben, wir werden die Todesstrafe beantragen. Das heißt nicht, dass wir sie auch kriegen. Wir müssen erst einmal vor Gericht gewinnen, und dann geht das Ganze noch einmal von vorne los, und wir müssen die Geschworenen überzeugen, sich für die Todesstrafe auszusprechen. Ich bin sicher, Sie wissen, dass es eine Vielzahl von Dingen gibt, die auf dem Weg dorthin schiefgehen können. Bereits ein Geschworener genügt, um einen Prozess zu verlieren. Und genauso reicht ein einziger, um die Todesstrafe zu verhindern. Ganz abgesehen davon, dass auch ein milder Richter genügt, um die Empfehlung der Geschworenen zu übergehen.«
    Bosch antwortete nicht. Er wusste, wie das System funktionierte und wie es manipuliert werden konnte, und dass auf nichts hundertprozentig Verlass war. Trotzdem ging es ihm gegen den Strich. Außerdem wusste er, dass lebenslänglich nicht immer lebenslänglich war. Jahr für Jahr erhielten Leute wie Charlie Manson und Sirhan Sirhan eine neue Chance. Nichts hält ewig, nicht einmal eine lebenslängliche Haftstrafe.
    »Nicht zuletzt wäre da noch der Kostenfaktor«, fuhr O’Shea fort. »Waits hat zwar kein Geld, aber Maury Swann hat den Fall aus Gründen der Werbewirksamkeit übernommen. Er wird sich also mächtig ins Zeug legen, wenn wir vor Gericht gehen. Und Maury ist ein verdammt guter Anwalt. Wir müssen damit rechnen, dass er mit Sachverständigen ankommt, die unsere Sachverständigen ausstechen, mit wissenschaftlichen Gutachten, die unsere Gutachten übertrumpfen – der Prozess wird Monate dauern und den Staat ein Vermögen kosten. Ich weiß, Sie werden nicht gern hören, dass Geld in diesem Fall eine Rolle spielt, aber so ist es nun mal. Ich habe deswegen sowieso schon die Budgetbewilligungsstelle am Hals. Dieses Angebot könnte der sicherste und einfachste Weg sein, dafür zu sorgen, dass dieser Mann künftig niemandem mehr etwas zuleide tut.«
    »Der einfachste Weg?«, entgegnete Bosch. »Der gerechte Weg ist es jedenfalls nicht, wenn Sie mich fragen.«
    O’Shea griff nach einem Stift und trommelte damit auf seinen Schreibtisch, bevor er antwortete.
    »Detective Bosch, warum haben Sie die Gesto-Akte so oft aus dem Archiv geholt?«
    Bosch spürte, wie sich Rider zu ihm herumdrehte und ihn ansah. Sie hatte ihm mehr als einmal dieselbe Frage gestellt.
    »Das habe ich Ihnen doch schon gesagt«, antwortete Bosch. »Weil es mal mein Fall war. Es hat mich gewurmt, dass wir nie den Täter gefunden haben.«
    »Mit anderen Worten, die Sache ließ Ihnen keine Ruhe.«
    Bosch

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