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Echo Park

Echo Park

Titel: Echo Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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weiß, ich wiederhole mich, aber ich habe das Gefühl, Sie trotzdem noch einmal darauf hinweisen zu müssen«, sagte O’Shea. »Dieses Ermittlungsverfahren ist geheim. Diese Akte ist ein Angebot und damit Teil eines Verhandlungsvorschlags. Nichts, was in dieser Akte steht, oder was er uns sagt, darf vor Gericht gegen ihn verwendet werden. Wenn also nichts aus der Sache wird, werden Sie diese Informationen nicht dazu heranziehen können, ihn zu belangen. Ist das klar?«
    Bosch antwortete nicht.
    »Klar«, sagte Rider.
    »Es gibt allerdings eine einzige Ausnahme, die ich mir ausbedungen habe. Wenn Sie ihn in irgendeinem Punkt einer Lüge überführen, oder wenn sich herausstellt, dass er im weiteren Verlauf wissentlich eine Falschaussage macht, sind alle Abmachungen null und nichtig, und wir können ihn uneingeschränkt belangen. Dieser Punkt wurde ihm in aller Deutlichkeit klargemacht.«
    Bosch nickte. Er erhob sich. Rider ebenfalls.
    »Muss ich jemanden anrufen, um Sie beide freistellen zu lassen?«, fragte O’Shea. »Nötigenfalls kann ich auch ein bisschen die Muskeln spielen lassen.«
    Rider schüttelte den Kopf.
    »Ich glaube nicht«, sagte sie. »Harry ist bereits mit dem Gesto-Fall beschäftigt. Und die sieben Frauen mögen vielleicht unbekannte Opfer sein, aber über den Mann aus dem Leihhaus gibt es im Archiv sicher eine Akte. Und damit kommt Offen-Ungelöst ohnehin ins Spiel. Wir kriegen das mit unserem Vorgesetzten schon geregelt.«
    »Na schön. Sobald der Termin feststeht, melde ich mich bei Ihnen. Ansonsten finden Sie alle meine Nummern in der Akte. Die von Freddy auch.«
    Bosch nickte O’Shea zu und sah Olivas kurz an, bevor er sich zum Gehen wandte.
    »Detectives?«, sagte O’Shea.
    Bosch und Rider drehten sich zu ihm um. Er war aufgestanden, um ihnen die Hände schütteln.
    »Ich hoffe, Sie sind in dieser Sache auf meiner Seite«, sagte er.
    Bosch reichte ihm die Hand, obwohl er sich nicht sicher war, ob O’Shea damit den Fall oder die Wahl gemeint hatte.
    Er sagte: »Wenn mir Waits hilft, Marie Gesto zu ihren Eltern heimzubringen, bin ich auf Ihrer Seite.«
    Es war keine hundertprozentig zutreffende Zusammenfassung seiner Gefühle, aber sie brachte ihn aus dem Büro.
DREI
    Wieder zurück in der Abteilung Offen-Ungelöst, erstatteten Bosch und Rider ihrem Vorgesetzten Bericht über die Unterredung mit O’Shea. Nach fünfundzwanzig Jahren Polizeidienst hatte Abel Pratt noch vier Wochen bis zu seiner Pensionierung. Mit entsprechender Aufmerksamkeit hörte er ihnen zu. Auf seinem Schreibtisch lag ein Stapel Fodor-Reiseführer für verschiedene karibische Inseln. Er hatte vor, den Dienst zu quittieren, der Stadt den Rücken zu kehren und sich mit seiner Familie auf einer Insel niederzulassen. Das war unter Polizisten ein weitverbreiteter Ruhestandstraum – endlich diese ganze Trostlosigkeit, mit der man sich so lange herumgeschlagen hatte, hinter sich zu lassen. Die Realität sah allerdings so aus, dass es auf diesen Inseln nach sechs Monaten Meer und Sonnenschein ziemlich bald langweilig wurde.
    Nach Pratts Pensionierung sollte David Lambkin, ein Detective von der RHD, die Leitung der Einheit übernehmen. Er war ein landesweit anerkannter Experte für Sexualverbrechen, der für diesen Posten ausgewählt worden war, weil viele der sogenannten »cold cases«, der ungelösten Mordfalle, die von der Einheit Offen-Ungelöst bearbeitet wurden, sexuelle Hintergründe hatten. Bosch freute sich auf die Zusammenarbeit mit Lambkin und hätte lieber ihn als Pratt über die Einzelheiten des Falls informiert, aber dafür war die Zeit noch nicht reif.
    Vorläufig mussten sie noch mit Pratt vorliebnehmen, wobei einer seiner Vorzüge war, dass er ihnen freie Hand lassen würde, bis er seinen Abschied nahm. Er wollte alles vermeiden, was Wellen schlug und hinterher auf ihn zurückfallen konnte. Er wollte einen ruhigen, möglichst ereignislosen letzten Dienstmonat.
    Wie die meisten Polizisten mit fünfundzwanzig Dienstjahren auf dem Buckel war Pratt ein Relikt vergangener Tage. Er war noch durch und durch alte Schule und arbeitete lieber mit einer Schreibmaschine als mit dem Computer. In der IBM Selectric neben seinem Schreibtisch steckte ein Brief, den er gerade getippt hatte, als Bosch und Rider sein Büro betreten hatten. Bosch hatte einen kurzen Blick darauf geworfen, als er sich setzte, und gesehen, dass er an ein Casino auf den Bahamas adressiert war. Pratt versuchte, einen Security-Job im Paradies zu

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