Echo: Roman (German Edition)
die Vergrößerung einige Stufen höher einstellten. Aber sie war da, Türme und Rechtecke schimmerten in dem hellen Sonnenschein an einer der Küsten. Anleger streckten sich ins Meer hinein. Straßen führten kreuz und quer durch die Stadt.
Ja!
Vielleicht hatten wir keine Außerweltler gefunden, aber etwas hatten wir entdeckt. »Hier draußen sollte von uns eigentlich niemand sein«, meinte ich.
Ob wir nun eine außerweltliche Zivilisation entdeckt hatten oder nicht, wir hatten zumindest eine Zivilisation lokalisiert, die im Lauf der Geschichte der Vergessenheit anheimgefallen war. Ich wollte Alex gratulieren, aber er sah nicht so aus, als wäre er dafür gerade empfänglich. »Warum gibt es keinerlei elektronische Aktivitäten?«, fragte er.
»Vielleicht verfügen sie über eine fortschrittlichere Technologie.«
»Okay. Und warum regt sich da unten nichts?«
Ich sah noch einmal hin. Musterte die Straßen. Betrachtete eine breite Promenade, die auf der ganzen Länge der Stadt am Ozean entlangführte.
Und den Strand.
Da war nichts. Die Wogen brandeten auf eine verlassene Küste. Nichts regte sich. In einer der Straßen entdeckte ich ein paar Tiere. Davon abgesehen, war sie ...
»Leer und verlassen«, kommentierte Alex den Anblick.
Wir näherten uns vom Ozean her und flogen über die Stadt hinweg. Sie war unerbittlich still. Eine Brücke lag direkt voraus und überquerte einen Abschnitt, der aussah wie Marschland. Sie war schmal, klapprig und ruhte auf Holzbalken. Ein Ende war eingestürzt und teilweise fortgespült worden.
Die Gebäude im Stadtzentrum waren nicht so hoch, wie sie beim Anflug ausgesehen hatten. Das höchste hatte vielleicht fünf oder sechs Stockwerke. Tausende kleinerer Bauwerke, zumeist einfache Wohnhäuser, erstreckten sich bis zu einem Wald, der immer tiefer in die Stadt einzudringen und sie zu überwuchern drohte.
»Die Straßen sind nicht befestigt«, stellte Alex fest. Die einzig erkennbaren Fahrzeuge waren einfache Karren, die in nicht geringer Zahl die Straßenränder säumten. Einer stand mitten auf einer Brücke.
Aus der Nähe vermittelten die Gebäude einen baufälligen Eindruck. »Präindustriell«, sagte ich.
Alex nickte. »Aber wo sind die alle?«
»Ich hatte angenommen, jemand von dieser Welt hätte das Polygon gebaut, aber das ist unmöglich.«
»Schwer zu sagen, Chase. Ein Planet ist ein ziemlich großer Ort. Die Tatsache, dass das dort eine technisch rückständige Stadt ist, bedeutet nicht ...« Er sah mich an und zuckte mit den Schultern. »Es ist zu früh, um ein Urteil zu fällen.«
Vor uns lag ein großer, eingefriedeter, offener Bereich, vielleicht eine Art Stadion. Auch das war verlassen. Sollte der Innenraum einst grasbewachsen gewesen sein, so war er nun überwiegend von großen braunen Sträuchern und Unkraut überwuchert.
Wir flogen weiter, weg von der Stadt in Richtung Westen, sodass wir die Sonne im Rücken hatten.
Wir passierten eine Straße. Oder einen Pfad.
Nichts regte sich dort.
»Eine weitere Ansiedlung liegt vor uns.«
Diese war kleiner, nur ein paar Hundert Häuser, darunter einige vergleichsweise große Bauten, bei denen es sich um kommunale oder sakrale Gebäude handeln mochte. Wir überflogen einen See, dessen Ufer von Häusern gesäumt wurde. An manchen Stellen waren immer noch Boote vertäut. Etliche waren gesunken.
Wir flogen der Sonne davon und flüchteten in die zunehmende Dunkelheit. Alex war immer noch sehr still und beobachtete nur, schaute abwechselnd durch die Panoramaluke und auf die Bilder, die Belle ihm auf den Monitor legte.
Wir flogen durch die Nacht, hofften, irgendwo Lichter zu sehen. Aber da war nichts. Und schließlich, im Schein eines vollen Mondes, erreichten wir die Westküste des Kontinents und flogen hinaus auf den Ozean.
Auf See gab es auch keine Lichter. Dann waren wir wieder über Land. Aber das änderte nichts. Die Oberfläche war dunkel. Nach einer Weile verdeckten Wolken die Sicht. Blitze flackerten auf.
»Wieder niemand daheim«, meinte Alex.
Es war verstörend.
Belle muss das Unbehagen im Cockpit wahrgenommen haben. Warum auch immer, sie lieferte uns Details zu dem Planeten. »Der Äquatorialdurchmesser beträgt einundzwanzigtausend Kilometer. Gemäßigte Temperaturen, durchschnittlich zwei Grad kälter als auf Rimway. Gravitation eins-komma-eins-fünf. Und es gibt einen zweiten Mond, der zurzeit nicht sichtbar ist.«
»Belle«, sagte ich, »ich glaube nicht, dass das im Augenblick so wichtig
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