Echo: Roman (German Edition)
Stadt gelandet. »Keine Nachtwanderungen mehr« , sagte er.
»Versprochen?«
Belle unterbrach uns: »Das Licht ist soeben erloschen.«
»Okay. Danke, Belle.«
Dann, nur Sekunden später: »Es brennt wieder, aber jetzt in einem anderen Raum.«
Endlich erreichten wir die Stadt.
Die Häuser sahen aus, als hätte seit langer Zeit niemand mehr in ihnen gelebt. Dächer waren löchrig, Treppen eingestürzt. An manchen Stellen hatte die Vegetation bereits begonnen, sich das künstlich Geschaffene zurückzuerobern.
Die Anordnung der Gebäude folgte keiner wie auch immer gearteten Symmetrie. Straßen waren nicht erkennbar. Die Häuser verteilten sich einfach nach dem Zufallsprinzip über das offene Land.
Und da, am Waldrand, war das Licht.
Es leuchtete in den Fenstern auf der Rückseite eines Hauses. Der Rest des Gebäudes lag im Dunkeln. Alex kontrollierte seinen Link: Das Licht, das wir aus dem Orbit gesehen hatten, hatte in den vorderen Fenstern gebrannt.
Ich wollte gerade wieder mit dem Marsianer sprechen und ihm erzählen, wo wir waren, als Alex mir signalisierte, still zu sein.
Die Vorhänge waren nur teilweise zugezogen. Alex bedeutete mir, ich solle zurückbleiben. »Sei vorsichtig!« , ermahnte er mich.
»Okay.« Wir flüsterten beide.
Leise schlichen wir zum Fenster und blickten hinein.
Etwas saß mit dem Rücken zu uns auf einem Stuhl, und es war eindeutig nicht menschlich. Ich sah einen fellbedeckten Kopf mit erhabenen Kämmen und Hörnern. Und lange Klauen. Aber es trug eine Robe , und es las ein Buch . Eine Wand bestand aus Bücherregalen. Von irgendwo erklang Musik, rhythmisch, versonnen, sinnlich.
Ich glaube, mir fielen fast die Augen aus dem Kopf.
Dann drückte Alex meine Schulter. »Das ist seltsam.«
»Du meinst, dass er nicht nach uns Ausschau hält?«
»Sieh dir die Bücher an!«
»Was ist mit ihnen?« Alex wandte sich ab und studierte den Wald. »Was ist los?«, fragte ich.
»Bleib dicht bei mir!« Er machte Anstalten, seinen Helm abzunehmen.
»Alex«, sagte ich, »was tust du da?«
»Belle hat gesagt, wir brauchen ihn nicht, wozu ihn also tragen?«
»Sie hat auch gesagt, wir sollen kein Risiko eingehen.«
»Genau meine Meinung.« Er legte den Helm ab und fing an, sich aus seinem Anzug zu schälen, löste die Handgelenkslampe und steckte sie in eine Tasche.
»Was immer du sagst.«
»Du auch jetzt!« , forderte er mich auf, es ihm gleichzutun und mich aus dem Anzug zu schälen.
»Ernsthaft?«
»Ja.«
»Alex, was ist los?«
»Ich bin nicht sicher. Zieh deinen Anzug aus!«
Ich legte den Helm ab und tat einen tiefen, aber vorsichtigen Atemzug, ehe ich auch den Anzug abstreifte. Bei kalter Witterung verströmt ein Wald einen ganz spezifischen Geruch, selbst dann, wenn die Hälfte der Bäume aussieht, als wäre sie aus grünem Gummi. Auch dieser Wald roch nach feuchtem Waldboden.
Plötzlich wurde mir schwindelig, und Alex fragte mich, ob alles in Ordnung sei.
»Mir geht es gut«, erwiderte ich.
»Okay. Falls du dich krank fühlst oder irgendwas, sag mir Bescheid!«
Wir versteckten unsere Druckanzüge in großzügiger Entfernung vom Haus hinter einigen Bäumen. »Das ist keine angemessene Art, hier zu erscheinen«, sagte Alex. »Wir wollen unseren Gastgeber schließlich nicht einschüchtern.«
»Ich finde, das klingt nach einem guten Plan.«
Die Vordertür sah aus, als wäre sie einmal orange oder gelb gewesen, ehe die Farbe verblasst war. Vermutlich hatten die Fensterläden die gleiche Farbe gehabt und dem ganzen Haus etwas Märchenhaftes verliehen. Die Tür war ungefähr so groß wie Türen bei uns zu Hause. Und die allgemeinen Abmessungen des Gebäudes wären auch menschlichen Bewohnern entgegengekommen.
Alex sah sich um. »Also gut«, sagte er. »Hör mir jetzt genau zu, Chase! Ich möchte, dass du exakt das tust, was ich dir sage.«
»Okay.«
»Versteck dich hinter dem Baum da drüben! Bleib dort, bis ich dich rufe!«
»Alex ...«
»Tu, was ich dir sage! Wenn es hier irgendwelche Probleme gibt, dann lauf zurück zur Landefähre und hau ab! Hast du verstanden?«
»Alex, was immer passiert, ich werde dich nicht hier zurücklassen. Worüber machst du dir so große Sorgen?«
»Hab einfach ein bisschen Geduld mit mir!« Er bedachte mich mit einem aufmunternden Lächeln. »Und jetzt ab hinter deinen Baum!«
Ich sah keine unmittelbare Gefahr. Es kam mir einfach unwahrscheinlich vor, dass der Außerweltler mit den Büchern uns angreifen würde. Schreiend in den Wald
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