Echo: Roman (German Edition)
Menge. Unsere Bemühungen, Kurs und Stabilität unter dem Einfluss des Unwetters zu wahren, erschöpfen unsere Vorräte.«
»Orbit?«, fragte ich mit leiser Stimme.
»Keine Chance.«
Regen peitschte mit unerwarteter Plötzlichkeit auf uns ein. Dann, beinahe augenblicklich, hörte er auch schon wieder auf.
Belle meldete sich erneut, dieses Mal über den Audiokanal: »Falls Sie sich Sorgen wegen des Kunstwerks machen, so könnten die unbegründet sein.«
»Ich kann mir denken, warum.«
»Davon bin ich überzeugt. Es hat zweifellos bereits einen kapitalen Schaden erlitten.« Sie zeigte uns ein Bild. Ein Teil der Schutzhülle hatte sich gelöst und flatterte frei im Wind. Schlimmer noch, der hintere Teil des Pakets wurde gerade zermalmt, weil er ständig gegen den Tragrahmen der Landestützen gepresst wurde.
»Fracht abstoßen«, entschied Alex.
»Wir ...« Weiter kam ich nicht. Eine heftige Böe erfasste uns. Sogar Belle kreischte auf. Die Lichter gingen aus, die Antigrav-Triebwerke schalteten sich ab. Plötzlich war unser Gewicht wieder da. Jäh war unser Flug hinauf in den Orbit beendet. Wir stürzten in die Tiefe.
Die Notversorgung wurde aktiviert. Wir hatten wieder Licht, aber es blieb gedämpft und matt. Der Antrieb schaltete sich wieder ein, stotterte, jaulte, ächzte.
Und die automatische Stimme – Belles Stimme – konstatierte: »Hauptenergieversorgung außer Funktion. Bitte schalten Sie alle nicht überlebensnotwendigen Systeme ab. Ich versuche, Null G wiederherzustellen.«
Ich fing an, alles in Sichtweite abzuschalten. Kontrollleuchten, Navigationsleuchten, Sensoren, Klimaregelung, Luftschleusensysteme, Monitore.
»Chase ...?«, fragte Alex.
»Wir schleppen zu viel mit uns rum.«
»Werd es los!«
»Bin dabei.«
Ich fuhr die Landestützen ein. Wenn wir Glück hatten, würde sich das Paket dabei lösen. Oder es würde im Gehäuse eingeklemmt. Beides würde uns von dem zusätzlichen Windwiderstand befreien.
Ich ertappte mich dabei, wie ich mich festklammerte und dabei zwölf Sekunden abzählte: So lange brauchte die Einzugsautomatik, um die Stützen in das Gehäuse zu fahren und die Klappen zu schließen. Die Kontrolllämpchen waren deaktiviert. Also würde ich kein Signal erhalten, das mir verriete, ob das Manöver erfolgreich abgeschlossen war. Oder eben auch nicht. Aber normalerweise konnte man es hören, wenn die Klappen geschlossen wurden. Die Klappen schlagen mit einem dumpfen Knall zu, deutlich vernehmbar, auch das Verriegeln.
Ich hatte zwölf hinter mir und war auf dem Weg zur Fünfzehn, aber das erlösende Geräusch kam nicht.
Trotzdem hatte ich wieder etwas mehr Kontrolle über die Flugbewegungen der Fähre.
»Okay?«, fragte Alex.
»Bald.« Der Wind prügelte uns immer noch durch die Luft, aber er hatte nachgelassen. Ich war tatsächlich imstande, die Fähre auf Kurs zu halten. Jedenfalls beinahe. »Ich glaube, wir schaffen es«, meinte ich munter.
Ein paar Minuten später funktionierte die Hauptenergieversorgung wieder, und wir konnten einen Blick auf die Unterseite der Fähre werfen. Die Klappen waren mehr oder weniger zu. Den Bilderrahmen hatte es zerlegt. Wir schleiften ihn und ein beachtliches Stück der Schutzhülle mit. Aber auch wenn uns die Überreste des Pakets Probleme beim Manövrieren bereiteten, spielte es jetzt wenigstens nicht mehr Segel.
Nach all dem war Alex’ Stimmung im Keller. »Tut mir leid, wirklich, alles«, entschuldigte er sich. »Das war vielleicht die größte Dummheit, die ich je begangen habe.«
»Alex«, entgegnete ich, »du hast mich nach meiner Meinung gefragt, und ich habe gesagt, es würde vermutlich hinhauen. Wir haben uns beide nicht gerade mit Ruhm bekleckert.«
Ich muss gestehen: Als ich begann, diese Erinnerungen niederzuschreiben, hatte ich die Absicht, diesen Teil der Geschichte auszulassen. Schließlich möchte jeder innerhalb seiner eigenen Geschichte gut wegkommen. Deshalb schreibt man ja das ganze Zeugs überhaupt auf.
Aber vor ein, zwei Jahren, beim Abfassen des Berichts über unsere Jagd nach der Seeker , stand ich vor einer ähnlichen Entscheidung. Damals riet Alex mir, die ganze Geschichte zu erzählen. »Wenn du erst anfängst, die Dinge schönzureden«, sagte er, »verliert auch alles drumherum an Glaubwürdigkeit. Schreib es, wie es passiert ist! Überlass die Fiktion irgendeinem anderen Idioten.«
Sechsunddreißig
Es ist eine ganz natürliche Reaktion, dass wir davonlaufen, wenn ein Schatten aus der Dunkelheit auf uns
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