Echo: Roman (German Edition)
südlich der Stadt, beherrschte das Majestic, ein hell erleuchtetes Handelszentrum, ein Viertel der Freiheitsinsel. Auf dem Dach gab es Landeplattformen, und für einen Moment dachte ich, das wäre Dougs und Brians Ziel. Aber sie behielten ihre Höhe bei und flogen immer weiter, während der allgemeine Verkehr allmählich abnahm. »Alex«, sagte ich, »wenn wir weiter dranbleiben, werden Sie uns entdecken.«
»Nicht zu ändern, Chase.«
»Wo wollen die hin? Meinst du, die haben irgendwo da draußen ein Boot?«
»Sie werden die Tafel im Meer versenken.«
»Warum um alles in der Welt sollten sie das tun?«
»Ich habe keine Ahnung, Chase. Aber aus irgendeinem Grund will Rachel offenbar nicht, dass wir sie in die Finger kriegen. Und wenn das heißt, sie muss sie im Ozean versenken, dann muss es eben so sein.«
»Was schlägst du vor?«
Er schüttelte den Kopf. »Verdammt. Öffne einen Kanal zu Doug!«
Kurz erklang statisches Rauschen, dann Dougs Stimme: »Heraus damit, Benedict! Das sind doch Sie da hinten, richtig?«
»Was habt ihr Jungs vor?«
»Ich glaube, das wissen Sie bereits.«
»Warum wollen Sie das tun?«
»Das geht Sie nichts an. Das Ding verbraucht zu viel Platz, also werfen wir es weg.« Er knurrte förmlich, was in seinem Fall arg dünn und beinahe schon mitleiderregend klang. »Hauen Sie verdammt noch mal ab!«
»Hört mal, Leute, das Ding ist einen Haufen Geld wert. Ich bin bereit, dafür zu bezahlen.«
»Wie viel?«
Urplötzlich kam mir der Gedanke, diese ganze Sache könnte ein abgekartetes Spiel sein. Dass man uns eine Falle stellen wollte.
»Ich gebe Ihnen tausend. Und das Gleiche für Brian.« Das dürfte erheblich mehr sein, als einer dieser beiden Kerle in einem Jahr verdiente.
»Ziemlich viel Geld. Warum ist das Ding so viel wert, Alex?«
»Das habe ich Ihnen schon gesagt. Die eingravierten Symbole sind bisher noch nie in Erscheinung getreten. Wir wissen nicht, woher sie stammen.«
»Da hat wahrscheinlich jemand drauf rumgeschmiert.«
»Vielleicht.«
»Und Sie sind wirklich bereit, so viel dafür hinzulegen?«
»Ja.«
»Hmmmm.« Ich sah Lichter auf dem Meer. Ein Kreuzfahrtschiff an Backbord, mehrere Kilometer von uns entfernt. »Was meinst du, Brian?«
»Alex«, sagte ich, »sie haben die Luke geöffnet.«
Dann hörten wir Brians Stimme: »Das hört sich wirklich verlockend an, Doug. Vielleicht sollten wir – ups!« Etwas stürzte hinaus und begann seinen langen Sturz in die See. »Verdammt« , sagte Brian, »ich habe sie fallen lassen.«
»Chase, Peilung.«
»Schon geschehen, Alex.«
Die Kiste verschwand in der Dunkelheit.
Alex starrte das Funkgerät an. »Wie konntet ihr Jungs nur so dumm sein?«
»Hören Sie, Benedict« , sagte Doug, und seine Stimme klang erkennbar schärfer, »es tut mir leid, dass wir Ihnen nicht geben können, was Sie wollen. Es tut mir wirklich Leid. Aber jetzt ist die Tafel weg. Ich gehe also davon aus, dass das das Ende der Geschichte ist.«
Der Schildwacht beschrieb eine weitläufige Wende und flog zurück Richtung Land. Ich starrte immer noch hinunter in die Fluten.
Wir wandten uns also erneut an Audree und flogen ein paar Tage später in Begleitung zweier Spezialisten vom Geologischen Dienst an Bord der Shanley , einem der Allzweckfahrzeuge der Organisation, noch einmal auf den Ozean hinaus. Um die Shanley für uns zu bekommen, hatte Audree behauptet, auf dem Meeresboden würde ein archäologisches ›Objekt‹ vermutet.
Außer Himmel und Meer war an diesem Morgen weit und breit nichts zu sehen. Als wir das Gebiet erreichten, sanken wir auf eine Höhe von etwa hundert Metern und begannen mit dem Scan.
Die Kabine war für fünf Personen ziemlich beengt. Ich war die vergleichsweise großzügige Unterbringung an Bord der Belle-Marie gewohnt oder eigentlich jedes beliebigen Sternenschiffs. Selbst die kleinsten überlichtschnellen Schiffe hätten im Vergleich zu diesem AZF geradezu geräumig gewirkt.
Bei den Spezialisten handelte es sich um Kira Quong, die Pilotin, und Bailey Anderson, der die Such-und Bergungssysteme bediente. Bailey war ein großer Bursche mit einem netten Lächeln, der mir auf Anhieb sympathisch war. Kira war beinahe genauso groß wie er, eine der größten Frauen, die ich je gesehen hatte. Das waren wirklich die beiden letzten Menschen auf diesem Planeten, die man in eine derart beengte Kabine pferchen sollte. Davon abgesehen war Kira das polare Gegenstück zu Bailey: ernsthaft, sachbezogen, keine erkennbare Spur von
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