Echo: Roman (German Edition)
Humor.
»Wenn es darum geht, etwas vor der Küste zu versenken«, sagte Kira, »dann haben die sich da eine gute Stelle ausgesucht. Das Meer ist hier ziemlich tief, etwas mehr als vier Kilometer.«
Wir blieben in der Luft und kreisten über der Stelle, während Bailey nach der Kiste suchte. »Die Strömung ist stark in diesem Gebiet«, erläuterte er. »Die Kiste könnte weit abgetrieben sein, während sie zum Grund abgesunken ist.« Er konzentrierte sich voll auf seine Monitore, während er allerlei Schalter betätigte und den Kontrast justierte. »Haben Sie«, fragte er, »irgendeine Ahnung, wie schwer das Ding ist?«
»Schwer genug, dass sie es zu zweit tragen mussten«, antwortete Alex. »Ich schätze, es dürften ein paar hundert Pfund sein.«
»Es ist bestimmt direkt zum Grund gesunken«, sagte ich.
Bailey schüttelte den Kopf. »Nicht zwangsläufig. Bei der hier vorherrschenden Strömung könnte auch ein Ziegelstein eine weite Reise machen.« Er berührte ein Pad, und die Bildschirme färbten sich schwarz.
»Wie können Sie jetzt noch etwas erkennen?«, fragte ich.
»Alles, was künstlich hergestellt wurde, leuchtet auf.«
»Alles?«
»Na ja, alles, woraus man eine Umzugskiste machen kann.«
»Da ist etwas!« Und tatsächlich blinkte es an zwei Stellen auf dem Monitor.
Bailey tippte mit dem Finger auf eines der Blinkzeichen. »Wahrscheinlich Überreste eines Bootes. Sieht aus wie eine Spiere. Und das da ist, glaube ich, ein Teil einer Bordelektronik.« Er studierte das Bild, justierte noch ein bisschen nach. »Ja, so was muss es sein. Jedenfalls ist es keine Kiste.«
»Was, wenn sie sich in den Meeresboden eingegraben hat, Bailey?«, fragte ich.
»Das macht nichts. Der Schlamm behindert die Abtastung nicht.«
Kira blickte von ihrem Platz auf. »Das steht außer Frage«, sagte sie mit tonloser Stimme. »Wenn es schlammbedeckt ist, wird Bailey es trotzdem entdecken.«
Alex sah mich an und bedeutete mir, ich möge vorsichtig sein. Es sah aus, als hätten wir es bei den beiden mit einer kaputten Beziehung zu tun. Das Unbehagen in dem Vehikel nahm zu, böse Blicke wanderten hin und her, und Baileys Lächeln wirkte plötzlich angestrengt.
Wir kreisten über eine Stunde. »So etwas braucht Zeit«, bemerkte Audree. »Wenn es da ist, werden wir es finden. Das ist einfach eine Geduldsfrage.«
Immer wieder blinkte etwas auf, und Bailey studierte jedes Blinkzeichen, schüttelte den Kopf und speicherte das Bild ab, damit es nicht erneut angezeigt würde, sollte es noch einmal in den Aufnahmebereich geraten. Schließlich tauchte ein Objekt auf, das ihn innehalten ließ. Er vergrößerte das Bild und legte den Finger darauf. Dann berührte er ein Steuerpad, und in einer Leiste an der Seite wurden Zahlen angezeigt. Bailey beugte sich vor, studierte das Bild, zog die Zahlen zurate und nickte. »Da ist sie«, sagte er.
»Sind Sie sicher?«, fragte Alex.
»Na ja, nicht hundertprozentig. Absolut sicher werden wir erst sein, wenn wir runtergehen und nachsehen. Aber Bauform und Beschaffenheit passen.«
»Können wir hineinsehen?«, fragte Alex.
Bailey schüttelte den Kopf. »Negativ.«
»Okay, Kira«, meinte Audree, »legen wir los!«
Kiras Finger tanzten über die Instrumente, das Motorengeräusch veränderte sich, das leise Summen der Energie in den Schotten wurde lauter. Irgendwo wurden Luken geschlossen. Die Shanley sank zum Wasser hinab. Ein paar Augenblicke schienen wir zu treiben, dann schlossen sich die Fluten über uns, und wir tauchten ab.
Bailey ließ sich das Bild weiter anzeigen. Kira legte einen Schalter um, worauf die Außenbeleuchtung aufflammte. Ein paar Fische tauchten auf. »Alle sitzen bleiben«, forderte sie. Ihre Augen huschten kurz zu Bailey, der stur auf seine Monitore starrte. Die Fische wurden zahlreicher. Etwas Großes, Blubberndes zog neben mir an uns vorbei. Das Wasser wurde immer dunkler.
Bailey las die jeweilige Tiefe ab, während wir sanken. »Vierhundert.«
»Fünfhundert.«
»Falls ihr euch gerade darüber den Kopf zerbrecht«, warf Audree ein, »wir halten direkt auf das Behältnis zu.«
Bailey hatte inzwischen ein besseres Bild und fragte Alex, ob es der Kiste entspreche, die die beiden Männer aus dem Haus getragen hätten. Das tat es.
In meinen Ohren baute sich Druck auf, während wir tiefer hinabsanken. Wir beschrieben einen steilen Winkel, und dann und wann hörte ich die Schotten knacken und knarren. Ich fragte mich, wie tief die Shanley gehen konnte. Vier
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