Echo: Roman (German Edition)
meiner neuen Stelle. Es bereitete mir ein Hochgefühl, wie ich es auf der Belle-Marie nie erlebt hatte. Ich weiß, wie sich das anhört, aber die Gonzalez schien mir in diesem Moment der einzige Freund, den ich hatte.
Die KI hieß natürlich Jack. Ich ging an Bord und sprach mit ihm. Ich kann mich nicht mehr an den Inhalt unserer Unterhaltung erinnern. Ich weiß nur noch, dass ich ihn gefragt hatte, ob er sich je einsam fühle, worauf er geantwortet hatte, nicht mehr, seit ich das Ruder übernommen habe. So etwas einzugestehen ist wahrhaft erbärmlich: Aber das war der schönste Moment für mich, seit ich drei Tage zuvor von Bord gegangen war.
So saßen wir also beisammen und tauschten Geschichten aus. Danach suchte ich den Pilotenclub auf, wo ich herumschlenderte und nach Gesellschaft Ausschau hielt.
Am Morgen, als ich zur Gonzalez kam, wartete mein Flugbegleiter schon auf mich. Sein Name war Marv, und wir unterhielten uns ein paar Minuten lang. Es ging hauptsächlich um das Menü, das geändert werden sollte. Dann trafen die Passagiere ein. Marv empfing sie an der Eingangsluke, während ich meinen Platz auf der Brücke einnahm und anfing, die Checkliste durchzugehen. Derweil schnappte ich den einen oder anderen Brocken der Gespräche aus dem Passagierraum auf. »Wie weit fliegen Sie?«, »Waren Sie schon einmal auf einem dieser Dinger?«, »Beim letzten Mal ist mein Gepäck verloren gegangen.«
Es waren noch zwanzig Minuten bis zum Start, als ich einen Ruf von der Einsatzleitstelle der Station erhielt. »Chase, heute Morgen gibt es eine kurze Verzögerung. Lombard und Eun werden sich verspäten.«
»Was ist passiert?«
»Sie sind in einer Konferenz. Erwartete Verspätung etwa zehn Minuten.«
»Einsatzleitung, ich habe siebenunddreißig Leute an Bord. Sollen wir die warten lassen, während Lombard und Eun an einer Konferenz teilnehmen?«
»Was soll ich dazu sagen, Chase? Lombard ist ein VIP.«
»Und wir können ihm nicht sagen, wir starten plangemäß und er soll sein Hinterteil hier runterschaffen?«
»Negativ. Ich gebe Ihnen Bescheid, wenn Sie sich auf den Weg machen.«
Ich informierte Marv und beendete die vorbereitenden Arbeiten. Als alle Passagiere ihre Plätze eingenommen hatten, alle mit Ausnahme der VIPs, aktivierte ich die Intercom und hieß sie an Bord willkommen. »Unser erster Stopp ist Arkon«, erzählte ich ihnen. »Wir werden uns etwas mehr als viereinhalb Stunden im Sprungstadium befinden. Wenn wir in den Hyperraum eindringen, werden Sie davon vermutlich nicht viel merken. Sie werden lediglich feststellen, dass Sie keine Sterne mehr sehen. Es ist allerdings möglich, dass Sie ein leichtes Kribbeln oder schlimmstenfalls Übelkeit verspüren. Aber das ist unwahrscheinlich. Die meisten Leute haben mit dem Übertritt keinerlei Probleme. Sollten Sie doch welche haben, so wenden Sie sich bitte an die Flugbegleiter, damit wir Sie medizinisch betreuen können. Wir führen den Sprung ungefähr zwei Stunden nach dem Start durch. Ich informiere Sie, wenn es so weit ist.
Wir freuen uns, dass Sie diesen Flug mit uns unternehmen, und wir tun alles, was in unserer Macht steht, um dafür zu sorgen, dass Sie die Reise genießen. Die Kabinen befinden sich im hinteren Bereich des Raumschiffs, gerade Nummern auf der linken, ungerade auf der rechten Seite. Mein Name ist Kolpath. Wenn Sie Hilfe brauchen, drücken Sie auf den großen, grünen Knopf! Nun noch eine kleine Ankündigung: Unser Start wird sich um ein paar Minuten verzögern. Wir wissen Ihre Geduld zu schätzen. Danke, dass Sie mit Rigel reisen.«
Die geplante Startzeit kam und ging. Die zusätzlichen zehn Minuten zogen dahin, ohne dass etwas von Lombard und Eun zu sehen war. »Sie sind immer noch in der Konferenz« , meldete die Einsatzleitstelle. »Einer unserer Leute ist dort, um die beiden in Empfang zu nehmen. Er wird uns informieren, sobald sie sich auf den Weg machen.«
»Das ist albern«, sagte ich.
»Chase, Lombard ist ein wichtiger Mann. Er sitzt in einem halben Dutzend Vorständen, und niemand will ihm auf den Schlips treten. Haben Sie einfach Geduld! Schließlich können Sie die Zeit immer noch aufholen.«
Ich ging in den Passagierraum und versicherte allen Mitreisenden, dass die Verzögerung keine Auswirkungen auf unsere Ankunftszeiten hätte. Ich sagte ihnen, es stünde ihnen frei, sich in der Zwischenzeit das Schiff anzusehen, und ich würde sie fünf Minuten vor dem Start informieren. Aber sie waren nicht beglückt. Vielleicht lag
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