Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag
es eine Selbstverständlichkeit, seiner Lehrerin etwas zum Geburtstag zu schenken.
»In Russland schenken die Schüler ihren Lehrern immer voll viel«, erklärt sie. Ich drehe mich zu ihnen. »Ja? Was kriegen denn die Lehrer da so von den Schülern?«
»Also, ich weiß nicht so genau, ich bin ja hier zur Schule gegangen, aber Elena muss das wissen, die ist ja erst zwei Jahre in Deutschland.«
Ich gucke Elena erwartungsvoll an. Sie ist sehr schüchtern und spricht noch nicht viel, weil sie ihr Deutsch so schlecht findet. »Also, sie schenken Blumen und so Kisten mit, äh, mit Schokolade. Und so Kartchen.«
»Blumen, oh, sehr schön und Schokolade … ich liiiebe Schokolade«, sage ich und hoffe fest, dass sie sich das bis zu meinem Geburtstag merken. Ich muss diese Klasse besser trainieren. Jedes Jahr ein paar Geschenkchen zum Geburtstag und zu den Zeugnissen und dann die Hammerpräsente am letzten Schultag, wenn sie die Schule verlassen. Nie wieder möchte ich mit NICHTS ins Lehrerzimmer kommen.Wenn ich weiterhin so distanziert und sachlich bleibe mit meinen Fuzzies, könnte das sogar klappen.
Blitze und Bomben
Ich brauche ein 12-Schritt-Programm! Ich bin süchtig. Abhängig. Kaum zu glauben, wonach. Ja, ja, die Zigaretten, nein, kein Alkohol, nein, nicht die Arbeit oder der Fernseher … ich bin süchtig nach BLOCK’D !
Block’d ist ein Spiel auf meinem Handy. Früher habe ich auf der Fahrt zur Arbeit und auf dem Nachhauseweg in meinen Kalender geguckt. Ausgerechnet, wie lange es noch dauert, bis die nächsten Ferien kommen, Mitarbeitsnoten eingetragen, endlose To-do-Listen gemacht oder einfach nur so Tage gezählt. Dann habe ich angefangen, morgens und nachmit-tags SMS zu verschicken. Danach habe ich weiter in mei-
nem Handy rumgeschmökert und unter Extras die Spiele entdeckt.
Mehrere Wochen habe ich das Schnellbauspiel bei City Bloxx gespielt. Da baut man ein riesiges Haus, indem man einzelne Elemente aufeinandertürmt. Wenn die Teile nicht wieder runterfliegen, ziehen da auch gleich Leute ein, die mit Regenschirmen angeflogen kommen. Hat man besonders gut gebaut, kommen zwei Leute. Wenn alles etwas windschief ist, traut sich nur ein Regenschirmmännchen rein. Komischerweise lässt die Statik bei diesem Spiel einiges zu. Wenn man lang genug spielt, regnet oder schneit es in dem Spiel. Fällt der Turm um, vibriert das ganze Handy wie bei dem Erhalt einer SMS. Leider wird das Spiel ziemlich schnell langweilig, denn so viel passiert da auch nicht.
Deshalb habe ich zu Brain Champ gewechselt. Dort sollst du dein Hirn trainieren. Ein netter alter Chinese spricht dich immer mit Namen an und sagt dir, wie gut du gearbeitet hast. Tagelang habe ich mit diesem Spiel meine Konzentration und meine Logik trainiert. Kann man machen – muss man aber nicht. Irgendwann nerven die Aufgaben. Wenn man mal nicht so toll gerechnet hat, erscheint da so ein leeres Gehirn und darüber steht unglücklich . Unverschämt.
Jedenfalls habe ich jetzt das perfekte Spiel gefunden: BLOCK’D . Da gibt es rote, gelbe und grüne Steine, die man vernichten muss. Wenn man gut ist, bekommt man in der nächsten Runde Blitze und Bomben, und die hauen dann ganze Blöcke von Steinen weg. Da knallt und wackelt das ganze Handy. Mittlerweile kann ich aus dem Bus aussteigen, nach Hause laufen und die Treppe hoch, ohne das Spiel zu unterbrechen. Ich schaffe schon über 200 000 Punkte. Mir ist nur noch nicht ganz klar, wie man neue Leben bekommt.
Leider tut mein Handgelenk ständig weh, und ich befürchte, dass ich mir eine Sehnenscheidenentzündung erspielt habe. Dieses blöde Suchtverhalten. BLOCK’D – tzzzzzz. Warum kann ich nicht von etwas produktiveren Dingen abhängig sein? Süchtig nach Unterrichtsvorbereitung, süchtig nach Wohnungsputz oder süchtig danach, immer angemessen und nett auf alles zu reagieren.
Die Tüte reißt und
Bushido hilft auch nicht
»Volkan, bist du sicher, dass das jetzt ganz wichtig ist? Das geht alles von eurer Zeit ab.«
»Ja, ist wichtig.«
»Na, was denn?«
»Wie viele Seiten hat die Arbeit?«
Wie ich das hasse! Diese ewigen Fragen, bevor ich die Arbeit verteilen kann. Immer wollen die Schüler wissen, wie viele Seiten es sind, dabei sagt doch die Anzahl der Seiten überhaupt nichts aus.
Heute hat meine Klasse die erste Englischarbeit bei mir geschrieben. Herrliche konzentrierte Ruhe. Während der Stunde gab’s keine bekloppten Fragen und keine Dramen wie letztes Jahr. Alle haben sich bemüht, und
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