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Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag

Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag

Titel: Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frau Freitag
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Hause nehmen. Wenn er was weiß, meldet er sich mit einem ausgestreckten Arm, den er mit der anderen Hand festhält, als würde der Meldearm durch die Decke flitzen, wenn er ihn nicht richtig festhielte. Und dabei schreit er: »Ich, ich, ich!« Voll Grundschule – todessüß!
    »Der neue Schüler ist gar nicht nett«, sagt Ibo mit sehr ernstem Gesicht. Er schüttelt dabei den Kopf und wiederholt noch mal mit Nachdruck: »Das ist gar kein netter Schüler!« Oh, oh … denke ich noch, als die Tür aufgeht und Ibo Nr. 2 eintritt. Dick, kurze gegelte Haare, Augenringe, als hätte er seit sechs Monaten nicht mehr geschlafen, Alpha-Jacke, East-
pak-Rucksack. Mit dem Gesichtsausdruck eines Auftragskillers latscht er an mir vorbei, ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen, und will sich in eine der letzten Reihen verziehen.
    »Hallo? Moment mal. Komm mal bitte hierher zu mir!«, befehle ich ziemlich unmissverständlich. Die Klasse schweigt.
    Schweigend steht er vor mir und guckt mich ausdruckslos an.
    »So, du bist also der neue Schüler. Wie heißt du denn?«
    Er nennt mir seinen Namen, ich notiere ihn und bestimme, wo er sitzen soll. Dann beginne ich mit dem Unterricht.
    » Please take out your Workbooks !«
    Ich gehe zu dem neuen Ibo.
    »Hast du ein Workbook?«
    Er guckt mich verächtlich an und macht dieses muslimische Schnalzgeräusch. Ja, ist muslimisch, weil das die muslimischen Jungs immer machen. Man nimmt die Zunge an die obere Zahnreihe, zieht sie dann mit einem Schnalzen schnell zurück. Ich reagiere äußerst allergisch – geradezu algerisch – auf dieses Geräusch.
    »Was soll das?«, frage ich streng und mache das Geräusch nach. »Ich bin kein Tier und auch keiner deiner Freunde auf der Straße, mit denen du so kommunizieren kannst. Ich habe dich gefragt, ob du ein Workbook hast.«
    Die Klasse ist mittlerweile in eine Zuschauerstarre verfallen. Gebannt wollen sie sehen, wer den ersten Schlagabtausch gewinnt. Frau Freitag vs. Ibo, the new kid in class .
    »Was ist, hast du ein Workbook?«
    »Tzzzzz.«
    Ich glaube es nicht, er macht noch mal dieses Schnalzgeräusch. Eine Unverschämtheit! Ich weiß zwar, dass das Schnalzen »nein« heißt, aber so geht es ja wohl nicht. Ich stehe vor Ibo und warte, bis er leise »nein« sagt.
    »So, dann nimm mal das Textbook hier, Seite 12. Und jetzt schreib den Text ab. Wie auch die anderen, die kein Workbook mithaben.« Ich höre aus verschiedenen Ecken ein leises Murren. Mittlerweile habe ich in dieser Klasse allerdings implementiert, dass geschrieben wird, sobald man sein Arbeitsmaterial vergessen hat. Dann sind die wenigstens ruhig, und ich kann mit den anderen Schülern weiterarbeiten.
    » Abo , ich schreib nicht!«, mault Ibo plötzlich los, als er den Text im Buch sieht, der sich über eine Doppelseite erstreckt. Die anderen Schüler haben sich bereits in ihr Schicksal gefügt.
    »Doch du schreibst.«
    »Nein, mach ich nicht. Wieso sollte ich?«
    »Weil du kein Workbook mithast.«
    »Aber, aber …«
    »Hast du ein Workbook?«
    »Nein.«
    »Also schreibst du.«
    Widerwillig nimmt er seinen Block raus. Eins zu null für Frau Freitag, aber wir sind erst in Runde 1.
    Die fiese Mistpocke
    » Please read exercise No.4 , Benni!« Ein paar Tage später erarbeiten wir eine langweilige Aufgabe im Workbook. Die Vergesslichen schreiben einen Text aus dem Textbook ab. Ibo, der Neue, sitzt vor Mustafa und soll auch schreiben. Ich gucke zu ihm rüber, und was macht er? ER KIPPELT! Ibo sieht, dass ich ihn beobachte.
    »Nicht kippeln!«, sage ich streng. Er zögert eine Sekunde, guckt sich in der Klasse um.
    »He, Ibo! Ich sagte, dass du aufhören sollst zu kippeln!«
    In Zeitlupe kippt er seinen Stuhl in die Waagerechte. Ibo ist schon so dick, dass ich Angst habe, der Stuhl bricht auseinander, wenn er den nicht vorschriftsmäßig benutzt.
    Warum sind diese Jungs heute eigentlich so dermaßen dick? Keine dreizehn Jahre alt und schon einen Bauch wie ein 60-Jähriger. Merken die Mütter nicht, dass die sich falsch ernähren? Wenn die so dicke Beine haben, können die auch kaum laufen. Die watscheln dann. Gibt es bei Ibo zu Hause nur 1,5-Liter-Flaschen River Cola? Ich wende mich wieder dem Workbook zu. Gucke noch mal zu Ibo, ob er auch schreibt. Da kippelt er schon wieder. Diesmal guckt er mich dazu auch noch ganz frech an.
    »Sag mal, hörst du schwer?«, frage ich genervt. »Ich habe dir nun schon zweimal gesagt, dass du nicht kippeln sollst.«
    Er, immer noch kippelnd:

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