Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag
faustdick hinter den Ohren.
»Kübra, wart mal kurz.« Sie dreht sich an der Tür noch mal um.
»Gülistan steht doch auch auf Volkan, oder?«
Sie grinst und flüstert: »Ich glaub schon.«
Mein kleines Gehirn
»Das habe ich dann gedacht, mit meinem kleinen Gehirn.« Im Bus sitzt mir dieser Junge gegenüber, der unheimlich laut mit seinem großen Bruder spricht. »Ich habe mir gedacht, dass man die Finger nicht in die Scheibe machen soll. Mein kleines Gehirn hat mir das gesagt.« Jetzt guckt er zu seinem Bruder. Ich habe Kopfschmerzen. Dieser Junge – keine Schneidezähne, aber ein Organ wie ein Dreimetermann. Den ganzen Kopf voller Locken. Erst hat er alle Busstationen aufgesagt. Als hätte das jemanden interessiert. Und jetzt kommt er mit dem Gehirn und diesen »Der siebte Sinn«-Tipps. Der kleine Bruder von Susanne Klickerklacker aus der Sesamstraße . Als er wieder mit »Mein kleines Gehirn …« ausholt, muss ich aussteigen.
Den ganzen Weg nach Hause denke ich über ihn und sein kleines Gehirn nach. »Mein Gehirn hat mir das gesagt.« Spricht denn das Gehirn mit einem? Was ist das für eine komische Abkopplung eines Körperteils, Separation eines Organs?
Mir hat mal ein Schüler ernsthaft nach einer Schlägerei gesagt: »Ich war das nicht. Meine Hand hat ihn geschlagen. Was kann ich dafür?«
Vielleicht hilft ja ein wenig Abspaltung: »Mein Lehrer-Ich hat heute schlecht unterrichtet – hat nichts mit mir zu tun.«
»Aber Herr Schulleiter, ich war nicht zu spät. Das war doch nur mein Körper, der noch nicht anwesend war, als es klingelte. Ich war pünktlich.«
Könnte man den Körper oder einzelne Teile von ihm abspalten, dann würde das mit dem Altern auch nicht so nerven. »Der Arsch hängt, die Haut auch, aber ICH sehe immer noch super aus.«
Jetzt mal Precht-mäßiges Abspinnen. Der scheffelt da Millionen, mit seinem Philosophiegefrage, das kann ich doch auch: Ist das Ich, der Körper oder nur der Geist? Was ist mit dem Es und dem Du, Er, Sie, Wir, Sie? Gilt hier auch he, she, it , das ES muss mit? Kleiner interdisziplinärer Joke.
Sie sehen heute so komisch aus
Gar keine grauen Haare mehr! Ich sehe mindestens zwanzig, na ja, sagen wir zehn Jahre jünger aus. Wurde auch mal Zeit. Wie ich seit Monaten rumgelaufen bin … ging gar nicht mehr. Und jede dritte Stunde, wenn mir Orkan aus meiner Klasse vor der Nase saß, wurde meine Erscheinung genauestens inspiziert. Orkan mein Fashion-Feedback. Sein Urteil wurde in den letzten Wochen immer schlimmer. Erst mustert er mich eine Viertelstunde und dann kommt:
»Was haben Sie da am Kinn?«
»Was ist mit Ihrer Nase? Sind Sie erkältet?«
»Sind Sie krank? Oder müde, Sie sehen heute so komisch aus.«
Und neulich meint er ganz entsetzt: »Sie haben ja VOLL die grauen Haare. Wie alt sind Sie eigentlich?«
Wenn ich ihm anbiete, ihn mal zu spiegeln, dann hat er daran kein Interesse. Hoffentlich fällt ihm morgen auch auf, wie jugendlich frisch ich aussehe.
Die Frisöse meines Vertrauens hat ja eine Karteikarte mit meinen Daten. Da notiert sie, welche Farbe sie mir auf den Kopf geklatscht hat. Wie beim Arzt, wo immer steht, was man schon alles hatte. Vielleicht notieren die sich auch nur, wie viel Trinkgeld man gibt. Jedenfalls sagt sie beim Durchkämmen vorwurfsvoll: »Du warst ja auch vor acht Monaten das letzte Mal hier.« Acht Monate? Kann nicht sein. Kann wohl doch. Zur Strafe lässt sie mich mit den glattgekämmten grauen, splissigen Haaren und MITTELSCHEITEL erst mal vor dem Spiegel sitzen. Lernziel: Nun guck dir mal genau an, wie scheiße du aussiehst. Innerlich schwöre ich mir, jetzt alle sechs Wochen zu kommen. Im Geist rechne ich schon, wann das sein wird. Osterferien. Na ja, okay, geh ich halt direkt nach den Ferien.
Wenn ich da an Marcella aus meiner alten Klasse denke, die eigentlich jeden Tag mit einer neuen Frisur in die Schule kam … Jetzt hat sie zwar keinen Schulabschluss, aber sie sieht immer super aus. Ich schaffe das einfach nicht, zum Frisör zu gehen, genauso wenig wie mir regelmäßig die Fingernägel zu schneiden. Während ich schuldbewusst zwei Stunden unter meinem Umhang sitze, schwöre ich mir, gleich abends meine Fingernägel zu schneiden und zu feilen – wenn Germany’s next Top-Model läuft. Passt doch.
Nach dem Frisör bin ich auch wieder voll informiert, was das Leben der Reichen und Schönen angeht: Sechs InTouch -Hefte habe ich gewissenhaft durchgearbeitet. Ich bin total auf dem Laufenden, was Demi Moores
Weitere Kostenlose Bücher