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Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag

Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag

Titel: Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frau Freitag
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Bundeskanzlerin«, sagt Karim schon leicht genervt. »Und Christian Wolf ist Bundespräsident.«
    »Wulff. Ja, der ist Bundespräsident. Stimmt. Und gestern Abend ist was ganz Wichtiges passiert. Hat das jemand mitbekommen?«
    Gebannt starren sie mich an.
    »Was denn?«, will Ibo stellvertretend für alle wissen.
    »Ist er gestorben?«
    »Diese Witty ist gestorben, kennen Sie, Frau Freitag?«
    »Whitney Houston, ja, die ist gestorben, aber das war nicht gestern.«
    »Ah, ich weiß, ist das der, der abgeschrieben hat?«, fragt Merve.
    »Nein, das war Guttenberg, aber der Herr Wulff hat auch was gemacht und deshalb Ärger bekommen. Habt ihr da drüber mal irgendwas in den Nachrichten gehört?«
    Ibo meldet sich: »Der hat was gegen Moslems ge…«
    »Nein, das hat nichts mit Moslems zu tun.«
    »Ach, ich weiß, der hat was in der Zeitung geschrieben, was nicht stimmte, oder nein, die Zeitungen haben was geschrieben, was falsch war.«
    »Halt, halt, jetzt mal langsam, jetzt bringt ihr alles durcheinander. Der hat was gemacht, was man Vorteilsnahme nennt. Könnt ihr euch vorstellen, was das ist?«
    »Schummeln?«
    »Betrug?«
    »Also, stellt euch mal vor, ich gehe zum Schulleiter und sage: Herr Kaleu, gucken Sie mal, ich habe montags immer keine Lust in die Schule zu gehen, hier sind 200 Euro. Geben Sie mir doch einfach immer montags frei. Darf der Schulleiter so was machen?«
    »Nein! Bestechung!«, schreien die Schüler.
    »Genau. So eine Art Bestechung. Das ist verboten.« Ich erzähle von dem Hotel-Film-Deal, erkläre Immunität und fühle mich wie Sokrates. Endlich bringe ich Schülern mal was Lebensnahes bei. Alle hören mir aufmerksam zu. Ich schließe meinen Vortrag mit einem Auftrag: »Guckt mal heute Abend die Nachrichten, der Herr Wulff wird bestimmt zurücktreten von seinem Amt als Bundespräsident.«
    »Welche Nachrichten? Pro7?«, fragt Ali.
    »Egal welche, das läuft überall. Dann wisst ihr auch, worum es geht. So, und jetzt holt mal eure Hausaufgaben raus. Ihr solltet die Verbesserung von dem Test machen.«
    »Das mit die Adjektive?«
    »Genau das.«
    Und, wer hätte es gedacht: Ein paar Tage später teilt Herr Wulff der Presse mit, dass er von seinem Amt zurücktritt. Seitdem werde ich von meinen Schülern für meine seherischen Fähigkeiten bewundert.
    Nossa, nossa
    Manchmal sind die letzten Stunden echt das Letzte. Diesmal mit Mädchencatchen. Ganz ehrlich, ich hätte auch gut ohne leben können.
    Die Stunde fing recht hoffnungsvoll an: Ich, voll schon in der Pause drinne. Langsam trudeln ein paar Siebteklecker rein, setzen sich auf ihre Plätze oder stehen vorne bei mir. Ibo, der sich langsam zu meinem Lieblingsschüler entwickelt, steht vor mir, singt »Ai se eu te pego, nossa, nossa …« und tanzt dazu. Ich grinse und sortiere meine Unterrichtsplanung auf dem Tisch. Alles ist friedlich, die Sonne scheint durch die Jalousien, ich habe einen Anflug von Entspannung. Es klingelt. Die Schüler schleichen auf ihre Plätze.
    »So, ich mache mal die Anwesenheit, dann fangen wir an.« Ich gucke mich um. Es sind nur sieben Schüler da. »Äh, wo sind denn alle?«
    »Die schwänzen.«
    Über dreizehn Schülerinnen und Schüler fehlen. Plötzlich kommt Benita rein und guckt giftig zu Saira.
    Die schreit gleich los: »WAAAS? WAAAS? »
    Und Benita kreischt zurück, dann wieder Saira und plötzlich beide gleichzeitig. Schrill und unglaublich laut. Man versteht nicht, was sie eigentlich sagen. Wir anderen schauen uns ungläubig an. Ich gucke zu Ibo und singe leise: »Nossa, nossa.«
    Benita hört plötzlich auf zu schreien und fragt mich, ob ich mal kurz mit vor die Tür kommen könnte. Draußen erzählt sie, dass Saira auf Facebook lauter Scheiße über sie schreibt. Benita will zu ihrer Klassenlehrerin gehen, um ihr davon zu erzählen.
    »Aber, Benita, die ist doch schon weg. Komm mal jetzt mit rein und setz dich ganz nach hinten. Du kannst ja erst mal alles genau aufschreiben.«
    Benita guckt mich entsetzt an und fragt: »Können Sie das nicht aufschreiben?« Benita ist keine Freundin des geschriebenen Wortes – eher eine Anhängerin des geschrienen Wortes.
    »Nein, kann ich nicht, denn ich weiß ja gar nicht, was los ist. Außerdem möchte ich jetzt Unterricht machen.«
    Wir gehen rein. Sobald Benita im Raum ist, schreit sie wieder los. Plötzlich stürzt sich Saira auf sie und zieht ihr an den Haaren. Ich stehe hinter den Mädchen und starre sie an. Sie schlagen sich nicht richtig, sondern greifen sich

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