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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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mit, daß die geringste körperliche Aktivität – zum Beispiel ein verzweifelter Sprung – alles noch schlimmer machen würde.
    Vorsichtig senkte er den Kopf.
    Zwischen Moos und trockenem Gras zeichneten sich die Konturen eines Balkens ab, auf dem Rincewind stand. Hier und dort lösten sich Erdklumpen und verschwanden in… einem Loch unter dem morschen Holz.
    In einem Loch, das gleich bestimmt viel größer wurde…
    Rincewind warf sich nach vorn. Der Boden unter ihm schien sich einfach aufzulösen, so daß er nicht mehr auf einem langsam brechenden Balken stand, sondern an einem zweiten halb verborgenen Balken hing, der offenbar ebenso morsch war wie der erste.
    Er begann zu rutschen, doch nach etwa zehn Zentimetern verharrte er abrupt.
    Die Gesichter der beiden Soldaten verschwanden hinter dem Rand der Rinne. Trockene Erde und kleine Steine glitten an Rincewind vorbei, kratzten über seine Stiefel und verschwanden in der Dunkelheit.
    Als Experte für solche Dinge wußte Rincewind, daß er über einer großen Tiefe hing, die gleichzeitig eine große Höhe sein konnte – je nach Perspektive.
    Der Balken setzte sich wieder in Bewegung.
    Damit blieben dem Zauberer nur zwei Möglichkeiten. Erstens konnte er loslassen und einem unbekannten Schicksal in der Finsternis entgegenstürzen. Zweitens konnte er warten, bis der Balken ganz nachgab und dann zusammen mit ihm einem unbekannten Schicksal in der Finsternis entgegenstürzen.
    Zu Rincewinds großer Freude ergab sich kurz darauf noch eine dritte Möglichkeit. Seine Stiefelspitze berührte etwas, einen Stein oder Felsvorsprung oder was auch immer. Wichtig war nur: Er konnte sich darauf abstützen und dadurch ein prekäres Gleichgewicht finden, das ihn einerseits vor dem Sturz in die Tiefe bewahrte, ohne ihm andererseits dauerhafte Sicherheit in Aussicht zu stellen. Natürlich war es nur etwas Vorübergehendes, aber Rincewind hatte längst herausgefunden, daß das Leben eine Kette aus vorübergehenden Dingen war.
    Ein gelber Schmetterling mit interessanten Flügelmustern flatterte durch die Rinne und landete auf dem einzigen zur Verfügung stehenden farbigen Etwas: auf dem Hut des Zauberers.
    Das Holz gab noch etwas mehr nach.
    »Verschwinde!« sagte Rincewind und versuchte, keine zu schweren Worte zu verwenden. »Hau ab!«
    Der Schmetterling breitete die Flügel aus und sonnte sich.
    Rincewind schürzte die Lippen und versuchte, das kleine Wesen fortzupusten.
    Es erschrak, stieg auf…
    »Ha!« machte der Zauberer.
    … und reagierte instinktiv auf die Gefahr, indem es mit den Flügeln schlug.
    Die nahen Sträucher erzitterten. Die Wolken am Himmel veränderten sich und bildeten ungewöhnliche Strukturen.
    Eine weitere Wolke entstand, groß wie ein zorniger grauer Ballon. Es begann zu regnen, nicht im allgemeinen, sondern im besonderen. Es regnete nur dort, wo sich Rincewind befand. Nässe strömte auf seinen Hut.
    Ein kleiner Blitz traf ihn in die Nase.
    »Was haben wir denn hier?« Drei Rosarote Schweine erschien wieder am Rand der Rinne und zögerte kurz, bevor er nachdenklich fortfuhr: »Ein Kopf in einem Loch, und darüber ein kleines Gewitter.«
    Kurz darauf erkannte er: Ob Gewitter oder nicht – hier gab es eine gute Möglichkeit, wichtige Körperteile abzuschneiden. Es bot sich zwar nur ein Kopf an, aber daran gab es nichts auszusetzen.
    Der Zaubererhut hatte inzwischen genug Regen aufgesaugt. Das uralte Holz hielt der Belastung nicht länger stand, und Rincewind fiel einem unbekannten Schicksal in der Finsternis entgegen.
     
    Es war völlig dunkel.
    Rincewind erinnerte sich an Tunnel und rutschenden Boden. Jeder Teil von ihm, der nicht vor Angst bebte, nahm an, daß die Höhle eingestürzt war. Höhle. Dieses Wort hatte besondere Bedeutung. Er befand sich in einer Höhle. Er fürchtete sich davor, etwas zu berühren, als er ganz vorsichtig den Arm ausstreckte, um etwas zu berühren.
    Er fühlte eine gerade Kante, die zu drei anderen geraden Kanten führte, die sich jeweils im rechten Winkel trafen. Eine Platte.
    Die Finsternis war ein erstickender Schleier aus schwarzem Samt.
    Eine Steinplatte… Daraus ließ sich der Schluß ziehen, daß es woanders einen Eingang gab, einen richtigen Eingang. Rincewind vermutete, daß bereits Wächter herbeiliefen, um ihn zu schnappen.
    Und vielleicht wurden sie von Truhe verfolgt. Eines stand fest: In letzter Zeit verhielt sie sich recht seltsam. Mit ziemlicher Sicherheit war er ohne sie besser dran.
    Er klopfte auf

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