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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft
Autoren: Terry Pratchett
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und man erhält einen Kuchen. Ein Auflauf benötigt keine Mondstrahlen, und Soufflés mußten noch nie von einer Jungfrau zubereitet werden.
    Einige von besonderer Neugier heimgesuchte Leute haben sich gefragt, ob Regeln der Magie existieren. Es gibt mehr als fünfhundert bekannte Zauberformeln, um die Liebe einer anderen Person zu erringen. Wenn sie wirken sollen, muß man zum Beispiel genau um Mitternacht bestimmte Dinge mit Farnkrautsamen anstellen; oder man tut andere und weitaus unangenehmere Dinge mit Rhinozeroshörnern, wobei der exakte Zeitpunkt nicht vorgeschrieben ist (allerdings sollte man nicht sofort nach dem Essen aktiv werden). Die an einer akuten Form besonderer Neugier leidenden Personen glaubten, durch eine genaue Analyse aller Zauberformeln ließe sich ein mächtiger gemeinsamer Nenner feststellen, eine Art Meta-Formel oder kleine Gleichung, mit der sich das angestrebte Ziel wesentlich einfacher erreichen ließ – zur großen Erleichterung aller Nashörner.
    Um solche Fragen zu beantworten, war Hex gebaut worden. Obgleich das Wort »gebaut« Unbehagen in Ponder Stibbons weckte. Sicher, er und einige andere Studenten hatten das Ding zusammengesetzt, aber… manchmal gewann er den Eindruck, daß sich neue Komponenten von ganz allein hinzufügten.
    Zum Beispiel war er sicher, daß niemand den Mondphasengenerator entwickelt hatte, was ihn jedoch nicht daran hinderte, präsent zu sein, und zwar als integraler Bestandteil der ganzen Apparate. Doch die Unechtzeituhr hatten sie konstruiert, obgleich niemand von ihnen genau wußte, wie sie funktionierte.
    Ponder argwöhnte, daß sie die Auswirkungen einer speziellen Art formender Kausalität erlebten. Derartige Phänomene gehörten an Orten wie der Unsichtbaren Universität zu den normalen Risiken. Und wenn Stibbons mit seinen Vermutungen recht hatte… dann bauten sie nichts, sondern gaben nur einer bereits existierenden Idee Substanz, einem Schatten, der darauf wartete, massiv zu werden und in die Realität zu wechseln.
    Er hatte der Fakultät ausführlich erklärt, daß Hex nicht dachte. Es lag auf der Hand, daß der Apparat nicht denken konnte. Immerhin bestand er zu einem kleinen Teil aus Aufziehmechanismen und zu einem großen aus einer Ameisenfarm. Die Schnittstelle hielt Ponder für ein Meisterwerk: Dort fuhren die Ameisen in einem kleinen Paternoster nach oben und nach unten, wodurch ein sehr wichtiges Zahnrad angetrieben wurde. Bedeutendster Elaborationsfaktor waren die kontrollierten Wanderungen der Ameisen durch ein Labyrinth aus gläsernen Röhren.
    Doch viele andere Dinge hatten sich einfach… angesammelt, so wie das Aquarium und einige Glockenspiele, die jetzt unverzichtbar zu sein schienen. Eine Maus hatte ein Nest mitten in der Apparatur gebaut, und inzwischen versuchten sie nicht mehr, es zu entfernen, da es für das richtige Funktionieren von Hex mittlerweile erforderlich war. In dem Apparat gab es nichts, was denken konnte, von vagen Vorstellungen über Zucker und Käse einmal abgesehen. Und doch… Mitten in der Nacht, wenn Hex hart arbeitete und es in den Röhren von fleißigen Ameisen raschelte, wenn irgendwelche Dinge aus irgendeinem unerfindlichen Grund »Klonk« machten, wenn das Aquarium mit Hilfe umgebauter Bootskräne herabgelassen worden war, damit es für den Operator während der langen Stunden etwas Interessantes zu beobachten gab… bei solchen Gelegenheiten konnte man darüber spekulieren, was es mit Gehirn und Gedanken auf sich hatte, und sich fragen, ob das Gehirn vielleicht eine kompliziertere Version von Hex darstellte. Gegen vier Uhr nachts, wenn gewisse Zahnräder plötzlich anhielten, um sich dann in die andere Richtung zu drehen, wenn die Maus leise zu quieken begann… dann erwogen Skeptiker die Möglichkeit, daß das Gehirn eine weniger komplizierte Version von Hex war und gewisse Apparate mehr sein konnten als nur die Summe ihrer Teile.
    Anders ausgedrückt: Ponder machte sich Sorgen.
    Er nahm an der Tastatur Platz. Sie war fast ebenso groß wie der Rest von Hex und bot auch vielen Hebeln und Armaturen Platz. Die Tasten ließen kleine Holztafeln mit Löchern in Schlitze fallen, was die Ameisen zwang, andere Wege einzuschlagen.
    Ponder brauchte eine Weile, um das Problem zu formulieren. Schließlich stützte er sich mit einem Fuß an der Maschine ab und zog den Eingabehebel.
    Die Ameisen liefen durch neue Glasröhren. Zahnräder setzten sich in Bewegung. Ein kleiner Mechanismus drehte sich – das Ding sah aus
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