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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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hatte er nichts mehr gegessen. Die Taverne bedeutete eine Mahlzeit, doch eine Mahlzeit bedeutete auch Geld. An Appetit mangelte es ihm nicht, wohl aber an Münzen.
    Er tadelte sich wegen dieses negativen Denkens. Man mußte anders an die Sache herangehen. Wenn er das Gasthaus betrat und sich dort ein leckeres Essen bestellte… war er danach nicht hungrig und mittellos, sondern satt und mittellos – zweifellos eine Verbesserung seiner gegenwärtigen Situation. Natürlich mußte er damit rechnen, daß die Welt den einen oder anderen Einspruch erhob. Aber nach Rincewinds Erfahrungen gab es nur wenige Probleme, die sich nicht mit einem Schrei und einem guten Sprint lösen ließen. Außerdem hätte er dann ja gerade eine stärkende Mahlzeit eingenommen.
    Rincewind mochte die Küche des Achatenen Reiches. Einige Flüchtlinge hatten in Ankh-Morpork Restaurants eröffnet, und er hielt sich für eine Art Experten, was achatene Speisen 18 anging.
    Dichte Rauchschwaden zogen durch den Schankraum, in dem ziemlich viele Gäste saßen, soweit sich das in dem Qualm feststellen ließ. Zwei Alte hockten vor einem komplizierten Berg aus elfenbeinfarbenen Plättchen und spielten Shibo Yangcong-san. Was auch immer sie rauchten: Ihre Mienen verrieten, daß sie großen Gefallen daran fanden.
    Rincewind näherte sich dem Kamin, wo ein dürrer Mann in einem großen Kochtopf rührte.
    Er bedachte ihn mit einem fröhlichen Lächeln. »Guten Morgen! Ich hätte gern eine Portion der berühmten Köstlichkeit ›Mahlzeit A für zwei Personen mit zusätzlichem Garnelenkeks‹.«
    »Nie davon gehört.«
    »Äh… könnte ich vielleicht… ein schmerzendes Ohr bekommen? Das Quaken eines Frosches…? Die… Speisekarte?«
    »Was meinst du mit Speisekarte, Freund?«
    Rincewind nickte. Er wußte, was sich anbahnte, wenn man von einem Fremden »Freund« genannt wurde. Mit Freundlichkeit und Freundschaft hatte das in den meisten Fällen nichts zu tun.
    »Was gibt es hier zu essen?«
    »Nudeln, gekochten Kohl und Schweineborsten.«
    »Das ist alles ?«
    »Schweineborsten wachsen nicht auf Bäumen.«
    »Ich habe den ganzen Tag über Wasserbüffel gesehen«, sagte Rincewind. »Kommt bei euch denn nie Fleisch auf den Teller?«
    Die Schöpfkelle platschte in den Topf. Irgendwo hinter Rincewind fiel ein Shibo -Plättchen zu Boden. Dutzende von Blicken erzeugten ein unangenehmes Prickeln in seinem Nacken.
    »Hier werden keine Rebellen bedient«, sagte der Wirt laut.
    Vielleicht können sie gar nicht bedient werden, weil sie Fleisch möchten, dachte Rincewind. Die Worte schienen nicht unbedingt ihm zu gelten, sondern vor allem dem Rest der Welt.
    »Freut mich«, sagte er. »Ich bin nämlich kein…«
    »Das ist mein Ernst«, verkündete der Wirt noch etwas lauter. »Bei uns sind Rebellen nicht willkommen.«
    »Dagegen habe ich kaum etwas einzuwenden, weil…«
    »Wenn mir Rebellen bekannt wären, würde ich nicht zögern, Anzeige zu erstatten«, donnerte der Wirt.
    »Ich bin kein Rebell, nur hungrig«, sagte Rincewind. »Äh… ich möchte etwas von der Suppe.«
    Der Wirt füllte einen Napf. Einige Fettaugen schwammen an der Oberfläche des flüssigen Etwas.
    »Das macht einen halben Rhinu.«
    »Soll ich etwa bezahlen, bevor ich davon probiert habe?« fragte Rincewind.
    »Später bist du vielleicht nicht mehr dazu bereit, Freund.«
    Ein Rhinu war mehr Gold, als Rincewind jemals besessen hatte. Er klopfte demonstrativ auf seine Taschen.
    »Nun, es scheint…«, begann er. Ein dumpfes Pochen unterbrach ihn – WIE ICH MEINE FERIEN VERBRACHTE war zu Boden gefallen.
    »Ja, danke, das genügt völlig!« rief der Wirt in den Schankraum. Er drückte Rincewind den Napf in die Hand, hob das Papierbündel auf und schob es in die Tasche des Zauberers zurück.
    »Setz dich dort drüben in die Ecke!« zischte er. »Man wird dir mitteilen, was du zu tun hast.«
    »Das weiß ich bereits. Löffel in die Suppe tauchen, Löffel zu den Lippen heben…«
    »Setz dich!«
    Rincewind zog sich in die dunkelste Ecke des Raumes zurück. Die Leute beobachteten ihn immer noch.
    Um den Blicken auszuweichen, holte er WIE ICH MEINE FERIEN VERBRACHTE hervor und öffnete das Bündel an einer beliebigen Stelle, um herauszufinden, warum es eine fast magische Wirkung auf den Wirt ausgeübt hatte.
    »… und verkaufte mir ein Brötchen, das ein ganz aus Schweinefleisch [urinierender Hund] bestehendes [kompliziertes Piktogramm] enthielt«, las Rincewind. »Es genügte eine kleine Münze, um

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