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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Geschöpfen zu begegnen, wenn auch oft nur zu dem Zweck, auf ihnen herumzuspringen. Jetzt befand sie sich wieder in dem Land, in dem sie einst ein Baum gewesen war. Deshalb genoß sie die Freiheit.
    Es war kein absolut logischer Gedankengang, aber derartige Überlegungen sind doch eine erstaunliche Leistung, wenn man nur mit Astlöchern denken kann.
    Es gab etwas, das sich Truhe sehr wünschte.
     
    » Wann bist du endlich fertig, Lehrer?«
    »Entschuldige bitte, Dschingis. Es dauert nicht mehr lange…«
    Cohen seufzte. Die Hordenmitglieder hatten im Schatten Platz genommen und erzählten sich Lügen über ihre theoretischen Heldentaten. Unterdessen stand Herr Zervelatwurst auf einem Felsblock, spähte durch einen sonderbaren Apparat und kritzelte auf seine Karten.
    Zettel regieren jetzt die Welt, dachte Cohen. Zumindest diesen Teil. Und Lehrer… nun, Lehrer regierte über Zettel. Er mochte kein traditioneller barbarischer Held sein – obgleich er die Ansicht vertrat, daß es alle Rektoren verdienten, an die nächste Kuhstalltür genagelt zu werden –, doch mit Papier konnte er verblüffend gut umgehen.
    Außerdem sprach er Achatisch. Er sprach es zumindest besser als Cohen, der hier und dort einen mehr oder weniger nützlichen Brocken aufgeschnappt hatte. Angeblich stammte sein Wissen aus irgendeinem alten Buch. Er betonte immer wieder, daß man in alten Büchern hochinteressante Sachen finden konnte.
    Cohen kletterte zu ihm hoch.
    »Was hast du vor, Lehrer?« fragte er.
    Herr Zervelatwurst blickte zur Stadt Hunghung, die sich am dunstigen Horizont abzeichnete.
    »Siehst du den Berg hinter der Stadt?« erwiderte er. »Ich meine die große runde Anhöhe.«
    »Sieht wie das Hügelgrab meines Vaters aus«, sagte Cohen.
    »Nein, dafür ist er zu groß. Es muß sich um eine natürliche Formation handeln. Auf der Kuppe steht eine Pagode. Interessant. Vielleicht sehe ich sie mir später aus der Nähe an.«
    Cohen blickte in die entsprechende Richtung und sah einen großen, runden Hügel. Das Ding bedrohte ihn nicht, und es gab auch keine Hinweise dafür, daß sich dort irgendwelche Schätze verbargen. Damit war der Fall für ihn erledigt. Es gab dringendere Angelegenheiten.
    »Leute scheinen die äußere Stadt zu betreten und zu verlassen«, fuhr Herr Zervelatwurst fort. »Die Belagerung ist mehr eine Drohung, keine echte Realität. Es müßte ohne weiteres möglich sein, die Tore zu passieren. Weitaus mehr Schwierigkeiten ergeben sich vermutlich bei dem Versuch, in die Verbotene Stadt zu gelangen.«
    »Wie wär’s, wenn wir einfach alle umbringen?« schlug Cohen vor.
    »Gute Idee«, kommentierte Lehrer. »Aber leider kaum zu verwirklichen. Wir müßten mit erheblichen Unruhen rechnen. Nein, meine derzeitige Methode basiert auf der Tatsache, daß Hunghung zwar ein ganzes Stück vom Fluß entfernt ist, aber trotzdem fast eine Million Einwohner hat.«
    »Basiert, ja«, murmelte Cohen.
    »Und die lokale Geographie schließt artesische Brunnen weitgehend aus.«
    »Ja, das dachte ich auch…«
    »Trotzdem deutet nichts auf einen Aquädukt hin.«
    »Kein Aquädukt«, sagte Cohen. »Ist wahrscheinlich zum Rand geflogen, um dort den Sommer zu verbringen. Manche Vögel machen das jedes Jahr.«
    »Was mich veranlaßt, an der Stichhaltigkeit der Behauptung zu zweifeln, daß nicht einmal eine Maus unbemerkt in die Verbotene Stadt eindringen kann«, sagte Herr Zervelatwurst mit einer gewissen Selbstgefälligkeit. »Ich schätze, eine Maus ist sehr wohl imstande, unbemerkt in die Verbotene Stadt zu gelangen – vorausgesetzt, sie kann den Atem anhalten .«
    »Oder auf irgendwelchen Dukt-Vögeln reiten«, fügte Cohen hinzu.
    »Ja.«
     
    Der Karren hielt an. Der Sack löste sich von seinem Kopf. Rincewind rechnete damit, eine Käsereibe zu sehen, statt dessen blickte er in zwei junge, besorgte Gesichter. Eins von ihnen gehörte einer Frau – allerdings nicht Hübscher Schmetterling, wie er erleichtert feststellte. Diese Dame schien noch jünger zu sein und weckte in Rincewind Gedanken an Kartoffeln. 21
    »Wie es dir geht?« fragte sie in gebrochenem, aber verständlichem Morporkianisch. »Uns es tut sehr leid. Du dich jetzt besser fühlst? Wir benutzen die Sprache der himmlischen Stadt Ankh-Moor-Pork. Die Sprache der Freiheit und des Fortschritts. Die Sprache von ›ein Mann, eine Stimme‹.«
    »Ja«, erwiderte Rincewind. Vor seinem inneren Auge erschien ein Bild des Patriziers. Ein Mann, eine Stimme. Ja. »Ich bin ihm begegnet.

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