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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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wegen des Sacks über seinem Kopf.
    Rincewind rechnete kurz.
    Bisher gibt es nur sechzehn schlimmere Tage in meinem Leben, dachte er.
    Es war alles andere als ungewöhnlich, in einer Kneipe bewußtlos geschlagen zu werden. Wenn das in Ankh-Morpork geschah, mußte man damit rechnen, mit leeren Taschen auf dem Ankh zu erwachen. Oder im Speigatt eines Schiffes, das zu einer langen und besonders unpopulären Reise aufbrach – in diesem Fall bestand die alles andere als erfreuliche Perspektive darin, die nächsten beiden Jahre Ozeanwellen zu pflügen. 20 Wer auch immer zuschlug: Normalerweise wollte er, daß sein Opfer am Leben blieb. Die Diebesgilde legte darauf großen Wert. Dort hieß es: »Wenn man jemanden zu fest schlägt, kann man ihn nur einmal ausrauben. Schlägt man jedoch gerade fest genug, kann man den Betreffenden jede Woche bestehlen.«
    Wenn Rincewind auf einem Karren lag – und dafür sprachen gewisse Anhaltspunkte –, dann wollte jemand, daß er am Leben blieb.
    Er bedauerte diesen Gedanken.
    Kurze Zeit später nahm ihm jemand den Sack ab. Ein schreckliches Gesicht starrte auf ihn herab.
    »Ich würde gern deinen Fuß essen!« sagte Rincewind.
    »Sei unbesorgt. Ich bin ein Freund.«
    Hände schoben die Maske beiseite, und darunter kam das runde, stupsnasige Gesicht einer jungen Frau zum Vorschein. Es unterschied sich von den Gesichtern aller anderen Leute, denen er bisher begegnet war – in erster Linie deshalb, weil es ihn direkt ansah. Die Kleidung hatte er zum letztenmal auf der Tavernenbühne gesehen.
    »Schrei nicht«, sagte die Frau.
    »Wieso? Was hast du mit mir vor?«
    »Wir wollten dich auf angemessene Weise willkommen heißen, aber dafür reichte die Zeit leider nicht aus.« Sie nahm zwischen den Bündeln auf dem Karren Platz und musterte den Zauberer kritisch.
    »Vier Große Sandalen erzählte, du seist auf einem Drachen erschienen und hättest ein ganzes Regiment Soldaten vernichtet«, sagte die Frau.
    »Tatsächlich?«
    »Und dann hast du mit deiner Magie einen ehrwürdigen alten Mann in einen großen Krieger verwandelt.«
    »Habe ich das?«
    »Und du hast ihm richtiges Fleisch gegeben, obwohl Vier Große Sandalen nur zur Pung -Kaste gehört.«
    »Ja?«
    »Und du hast den Hut.«
    »Ja, den habe ich, kein Zweifel.«
    »Trotzdem siehst du nicht wie ein Großer Zauberer aus«, meinte die junge Frau.
    »Äh… nun, um ganz ehrlich zu sein…«
    Die Dame wirkte so fragil wie eine Blume, doch jetzt zog sie ein recht brauchbares Messer aus irgendeiner Falte ihres Kostüms.
    Rincewind hatte einen Instinkt für solche Situationen entwickelt. Dies war vermutlich nicht der geeignete Zeitpunkt zu leugnen, der Große Zauberer zu sein.
    »Um ganz ehrlich zu sein…«, wiederholte er. »Äh… woher soll ich wissen, ob ich dir vertrauen kann?«
    Die Frau musterte ihn empört. »Du verfügst doch über die wahrhaft erstaunlichen Fähigkeiten eines Zauberers, oder?«
    »O ja, natürlich! Aber…«
    »Sag was in der Zauberersprache!«
    »Äh… Stercus, stercus, stercus, moriturus sum«, sagte Rincewind, während sein Blick am Messer festklebte.
    »O Exkrement, ich werde sterben?«
    »Es ist ein… spezielles Mantra, das dazu dient, den… äh… magischen Fluß zu beschleunigen.«
    Die junge Frau schien sich mit dieser Auskunft abzufinden.
    »Sie ist ganz schön anstrengend, die Zauberei«, fuhr Rincewind fort. »Auf Drachen fliegen, alte Männer in Krieger verwandeln… Ich kann nur eine bestimmte Anzahl solcher Wunder vollbringen, dann brauche ich eine Ruhepause. Derzeit bin ich ziemlich schwach, weil ich enorm viel Magie beschworen habe.«
    Noch immer glommen Zweifel in den Augen der Frau.
    »Alle Bauern glauben an die unmittelbar bevorstehende Ankunft des Großen Zauberers«, sagte sie. »Aber um den großen Philosophen Ly Schwatzmaul zu zitieren: ›Wenn viele einen prächtigen Hengst erwarten, finden sie nur Hufe auf einer Ameise.‹«
    Sie bedachte Rincewind mit einem berechnenden Blick.
    »Auf der Straße hast du vor Distriktkommissar Kee gekniet«, erinnerte sie. »Du hättest ihn mit magischem Feuer verbrennen können.«
    »Es ging mir darum, den rechten Zeitpunkt abzupassen und die Situation einzuschätzen, ohne mich zu erkennen zu geben«, erwiderte Rincewind hastig. »Es hat doch keinen Sinn, sofort zu verraten, wer ich bin, oder?«
    »Du bist getarnt unterwegs?«
    »Ja.«
    »Nun, deine Tarnung ist ziemlich gut.«
    »Danke. Ich…«
    »Nur ein Großer Zauberer bringt genug Mut auf für ein so

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