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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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oder?«
    Er knickte die letzte Falte, öffnete die Hände und setzte das Papiergebilde auf den lackierten Tisch an seiner Seite.
    Zwei Feuerkraut und der Soldat betrachteten es.
    »Wächter… bring ihn fort«, sagte Lord Hong.
    Dutzende von Falten formten die Gestalt eines Mannes.
    Allerdings schien das Papier nicht für einen Kopf ausgereicht zu haben.
     
    Der engste Kreis des kaiserlichen Hofes bestand aus etwa achtzig Männern, Frauen und Eunuchen, bei denen sich verschiedene Stadien von Schlaflosigkeit beobachten ließen.
    Was sie auf dem Thron sahen, erstaunte sie sehr.
    Und die Horde war vom Hofstaat erstaunt.
    »Wer sind die Vetteln mit den essigsauren Mienen«, flüsterte Cohen. Geistesabwesend warf er ein Messer hoch und fing es wieder auf. »Die würde ich nicht einmal verbrennen.«
    »Es sind die Ehefrauen des früheren Kaisers«, erwiderte Sechs Wohltätige Winde leise.
    »Wir müssen sie doch nicht heiraten, oder?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Warum sind ihre Füße so klein?« fragte Cohen. »Ich mag Frauen mit großen Füßen.«
    Sechs Wohltätige Winde erklärte es ihm; daraufhin verhärteten sich Cohens Züge.
    »Ich lerne eine Menge über die Zivilisation«, sagte er. »Lange Fingernägel, verkrüppelte Füße und Diener, die ohne ihre Bömmelmänner herumlaufen müssen. Ha!«
    »Was geht hier vor, wenn ich mir die Frage erlauben darf?« erkundigte sich ein Mann in mittleren Jahren. »Wer bist du? Und wer sind diese alten Eunuchen?«
    »Wer bist du ?« Cohen zog sein Schwert. »Ich muß es wissen, damit dein Name in den Grabstein gemeißelt werden kann.«
    »Vielleicht wäre es an dieser Stelle angebracht, sich vorzustellen.« Herr Zervelatwurst trat vor.
    »Dies ist Dschingis Cohen – bitte steck das Schwert weg, Cohen –, ein bekannter Barbar, und das hier sind seine Gefährten. Sie bilden die sogenannte Graue Horde und haben eure Stadt überrannt. Du bist…?«
    »Barbarische Eroberer?« Der Mann schenkte ihm keine Beachtung und schnaufte abfällig. »Die Horden von barbarischen Eroberern bestehen aus Tausenden von Barbaren! Sie reiten auf kleinen Pferden und greifen beim Haupttor an…«
    »Ich hab’s ja gesagt«, brummte Kriecher der Unhöfliche. »Aber niemand wollte auf mich hören.«
    »… und in den Straßen gibt es Feuer, Schrecken, Raub, Plünderungen und jede Menge Blut!«
    »Wir haben noch nicht gefrühstückt«, sagte Cohen und warf erneut das Messer hoch.
    »Ha! Ich sterbe lieber, als von jemandem wie dir Befehle entgegenzunehmen!«
    Cohen zuckte mit den Achseln. »Warum hast du das nicht gleich gesagt?«
    »Oh«, kommentierte Sechs Wohltätige Winde.
    Die Klinge verfehlte ihr Ziel nicht.
    »Wer war er?« fragte Cohen, als der Mann tot zu Boden sank. »Kannte ihn jemand?«
    »Dschingis…« Herr Zervelatwurst schüttelte den Kopf. »Wenn die Leute sagen, daß sie lieber sterben, so meinen sie das nicht ernst. Zumindest nicht immer.«
    »Warum sagen sie es dann?«
    »Nun… äh… sie sagen es einfach.«
    »Liegt es an der Zivilisation?«
    »Ich denke schon.«
    »Wir sollten sofort Klarheit schaffen.« Cohen stand auf. »Hand hoch, wer mich als neuen Kaiser ablehnt und lieber stirbt.«
    »Niemand?« fragte Herr Zervelatwurst.
     
    Rincewind lief wieder durch einen Flur. Gab es hier überhaupt kein Draußen? Mehrmals hatte er gehofft, einen Ausgang gefunden zu haben, doch die entsprechenden Türen führten zu Innenhöfen mit plätschernden Springbrunnen und Weidenbäumen.
    Und jetzt erwachten die Leute allmählich. Rincewind hörte…
    … hastige Schritte hinter sich.
    Eine Stimme rief: »He…!«
    Er hastete zur nächsten Tür.
    Dampf füllte den Raum dahinter in dichten Schwaden. Undeutlich sah Rincewind eine Gestalt, die ein großes Rad drehte, und das Wort »Folterkammer« kam ihm in den Sinn – bis er den Geruch von Seife wahrnahm, der das erste Wort durch »Wäscherei« ersetzte. Bleiche und unglaublich saubere Leute sahen ohne großes Interesse von den Bottichen auf.
    Rincewind bezweifelte, daß sie von den jüngsten Ereignissen im Rest der Welt wußten.
    Er schlenderte an den blubbernden Kesseln vorbei.
    »Weiter so, guter Mann. Immer hübsch schrubben und schrubben. Und die Mangeln drehen. Ja, so ist es richtig. Gibt es hier einen zweiten Ausgang? Oh, gute Blasen, das sind wirklich gute Blasen. Ah…«
    Einer der Wäschereiarbeiter – vielleicht der Chef – bedachte Rincewind mit einem argwöhnischen Blick und öffnete den Mund, vermutlich in der Absicht, eine

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