Echt zauberhaft
Ähnlichkeit mit dem Gesicht von Dschingis Cohen zu ent-
decken.
Es war der Gesichtsausdruck eines Mannes, der sich vor absolut nichts
fürchtete.
Das kleine Boot glitt zur anderen Seite des Sees.
Eine der Kugeln flackerte, ihr Licht trübte sich und erlosch dann ganz.
Andere Kugeln folgten ihrem Beispiel.
Ich muß nach draußen, dachte Rincewind.
Etwas anderes fiel ihm auf. Am Fuß der Statue lagen, wie achtlos bei-
seite gelegt, ein Helm, ein Paar Handschuhe und zwei dicke Stiefel.
Rincewind griff nach dem Helm. Er sah nicht sehr schwer aus. Norma-
lerweise hielt er nichts von Schutzkleidung – seiner Ansicht nach bestand
der beste Schutz vor drohender Gefahr darin, auf einem anderen Konti-
nent zu sein. Doch unter den gegenwärtigen Umständen übte die Vor-
stel ung, eine Rüstung zu tragen, durchaus einen gewissen Reiz aus.
Er nahm den Hut ab, setzte den Helm auf, zog das Visier herunter und
rammte den Hut auf den Helm.
Vor seinen Augen flackerte es, und dann starrte Rincewind auf seinen
eigenen Hinterkopf. Das Bild war körnig und hatte keine echten Farben,
nur verschiedene Grüntöne, aber es gab keinen Zweifel, daß er seinen
eigenen Kopf sah. Er war ihm schon beschrieben worden.
Er hob das Visier und blinzelte.
Noch immer lag der See vor ihm.
Er senkte das Visier.
Wieder sah er sich selbst, etwa fünfzig Meter entfernt, den Helm auf
dem Kopf.
Er winkte mit einer Hand.
Die Gestalt an der Innenseite des Visiers winkte ebenfal s mit einer
Hand.
Er drehte sich um. Ja, das bin ich, völlig klar.
Und er dachte: Ein magischer Helm. Mit dem man sich selbst sieht,
auch über große Entfernung hinweg. Großartig. Man kann sich dabei
beobachten, wie man in Löcher fäl t, die man nicht sieht, weil sie zu nahe
sind.
Erneut wandte er sich um, schob das Visier nach oben und inspizierte
die Handschuhe. Sie wirkten ebenso leicht wie der Helm, waren aber
gleichzeitig recht klobig. Man konnte höchstens ein Schwert mit ihnen
halten.
Rincewind streifte einen Handschuh über. Sofort hörte er ein zischen-
des, brutzelndes Geräusch, und auf der breiten Stulpe leuchteten kleine
Bilder auf. Sie zeigten Soldaten: Soldaten, die gruben, kämpften, kletter-
ten…
Eine… magische Rüstung. Eine ganz normale magische Rüstung. In
Ankh-Morpork war so etwas nie sehr beliebt gewesen. Jetzt überraschte
es Rincewind auch nicht mehr, daß sich die Dinge so leicht anfühlten.
Eine magische Rüstung konnte man so leicht machen wie gewöhnliche
Kleidung. Unglücklicherweise neigte sie dazu, ihre Magie ganz plötzlich
und ohne jede Vorwarnung zu verlieren. So mancher alte Lord sprach
die letzten Worte: »Du kannst mich nicht töten, weil ich eine magische
aaargh.«
Rincewind betrachtete die Stiefel und erinnerte sich dabei vol er Unbe-
hagen an den in der Universität hergestellten Prototyp der Siebenmeilen-
stiefel. Wenn das Schuhwerk versuchte, bei jedem Schritt einundzwanzig
Meilen zurückzulegen, wurde die Leistengegend erheblich belastet. Sie
hatten die Dinger dem Studenten gerade noch rechtzeitig abnehmen
können, doch der arme Kerl mußte mehrere Monate lang einen beson-
deren Verband tragen und im Stehen essen.
Nun, derzeit mochte sogar eine alte magische Rüstung nützlich sein. Sie wog nicht viel, und der Schlamm von Hunghung hatte die Reste von
Rincewinds eigenen Stiefeln kaum verbessert.
Der Zauberer traf eine Entscheidung und schob die Füße in die Stiefel
der alten Rüstung.
Was jetzt wohl passiert? dachte er.
Er richtete sich auf.
Hinter ihm ertönte donnerndes Krachen, als wären siebentausend
Blumentöpfe bestrebt, sich gegenseitig zu zerschmettern. Im Licht der
Blitze nahm die Rote Armee Haltung an.
Während der Nacht war Hex ein wenig gewachsen. Adrian Rübensaat
war damit beauftragt gewesen, die Mäuse zu füttern, gelegentlich das
Uhrwerk aufzuziehen und tote Ameisen zu entfernen. Er schwor, daß er
weder anders beschäftigt gewesen war noch Besuch bekommen hatte.
Doch wo zuvor eine improvisierte Anordnung aus einzelnen Böcken
montiert war, um die Ergebnisse von Berechnungen abzulesen, ragte
nun ein Federkiel heraus, umgeben von Rol en und Hebeln.
»Paß auf«, sagte Adrian und programmierte nervös eine einfache Auf-
gabe. »Das ist nach al den Zauberformeln am Mittag passiert…«
Die Ameisen krabbelten durch Röhren. Das Uhrwerk klickte. Federn
und Hebel knackten so laut, daß Ponder unwillkürlich einen Schritt zu-
rückwich.
Der
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