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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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entstand ein Bild. Es zeigte einen
    glücklich lächelnden kleinen Mann, der eine große Brille trug und dem
    Leben mit so unschuldiger, vertrauensvoller Naivität begegnete, daß ihn
    Entsetzen und Zerstörung auf Schritt und Tritt begleiteten, ohne ihn
    jemals zu berühren. Zweiblum hatte die Welt einfach nicht für einen
    schrecklichen Ort halten können, einfach deshalb, weil sie für ihn nicht
    schrecklich war – sie reservierte ihr ganzes schreckliches Potential für
    Rincewind.
    Vor der Begegnung mit Zweiblum war Rincewinds Leben praktisch er-
    eignislos gewesen. Dann gab es Ereignisse in ziemlich großen Portionen.
    Und der kleine Mann war nach Hause zurückgekehrt, oder? Nach Bes
    Pelargic, dem einzigen Seehafen des Achatenen Reiches.
    Nein, niemand konnte leichtgläubig genug sein, so etwas für die Wahr-
    heit zu halten und niederzuschreiben.
    Nur eine einzige Person auf der ganzen Scheibenwelt war dazu fähig.
    Mit Politik wußte Rincewind kaum etwas anzufangen, was ihn jedoch
    nicht hinderte, gewisse Dinge zu verstehen – weil sie mehr mit der
    menschlichen Natur als mit Politik zu tun hatten.
    Eine Mauer umgab das Achatene Reich. Wenn man im Reich lebte, so
    lernte man, Suppe aus Schweinegrunzen und Schwalbenspucke zu ko-
    chen – so wol te es die Tradition. Außerdem wurde man die ganze Zeit
    über von Soldaten schikaniert. Das hielt man für unabwendbares Schick-
    sal.
    Aber wenn jemand einen fröhlichen Bericht über…
    … seine Ferien schrieb…
    … die er an einem völlig anderen Ort verbracht hatte…
    … dann gab es selbst in der starrsten, versteinertsten Gesel schaft im-
    mer einige Leute, die gefährliche Fragen stel ten, zum Beispiel: »Wo bleibt das ganze Schweinefleisch?«
    Rincewind starrte an die Wand. Bauern des Reiches, wehrt euch! Ihr
    habt nichts zu verlieren als eure Köpfe, Hände und Füße. Und man kann
    interessante Dinge mit Drahtweste und Käsereibe anstellen…
    Er drehte die Blätter. Der Name des Autors war nicht vermerkt, es gab
    nur den Hinweis: Mehr Glück! Fertigt Abschriften an! Möge die Mühe mit Existenzverlängerung und Zufriedenheit belohnt werden!
    Im Lauf der Jahre war es auch in Ankh-Morpork zu der einen oder an-
    deren Rebel ion gekommen, doch bei solchen Gelegenheiten kam nie-
    mand auf die Idee, etwas zu organisieren. Die Leute besorgten sich eine Waffe und gingen auf die Straße. Niemand legte einen offiziellen
    Kampfschrei fest. Man blieb lieber bei bekannten Ausrufen wie: »Da ist
    er! Schnappt ihn! Habt ihr ihn? Dann gebt ihm einen ordentlichen Tritt
    dahin, wo’s richtig weh tut!«
    Es lief auf folgendes hinaus: Man durfte die Ursache solcher Unruhen nicht mit ihrem Grund verwechseln. Als der Verrückte Lord Schnappü-
    ber an seinem Wabbel* aufgehängt wurde, geschah das nicht etwa, weil er

    * So hieß es in den Geschichtsbüchern. Rincewind hatte, wie alle anderen jungen Studenten, im Lexikon unter »Wabbel« nachgesehen und diesen Eintrag gefunden armen alten Löffler Boggis gezwungen hatte, seine eigene Nase zu
    verspeisen. Der Grund waren vielmehr jahrelange einfal sreiche Gemein-heiten, die sich angehäuft hatten, bis…
    Ein schriller Schrei ertönte auf der anderen Seite des Raumes. Rince-
    wind war bereits halb auf den Beinen, als er eine kleine Bühne und
    Schauspieler darauf bemerkte.
    Drei Musikanten nahmen mit überkreuzten Beinen Platz. Die Gäste
    der Taverne wandten sich ihnen zu.
    Das Stück war recht unterhaltsam. Die Einzelheiten der Handlung
    verstand Rincewind nicht ganz, aber im großen und ganzen ging es um
    folgendes: Mann bekommt Frau, Mann verliert Frau an anderen Mann,
    Mann zerhackt Pärchen, Mann fäl t ins eigene Schwert, al e treten vor
    und verneigen sich, ein Tusch – beziehungsweise die hiesige Version
    davon – erklingt. Es war schwierig, dramaturgische Details zu erkennen,
    weil die Schauspieler immer wieder »Hurra!« riefen. Außerdem sahen ihre
    Masken nahezu gleich aus. Währenddessen weilten die Musiker in einer
    ganz anderen Welt. Besser gesagt, in drei anderen.
    »Glücksplätzchen?«
    »Was?«
    Rincewind kehrte aus dem Dickicht des dramatischen Dschungels zu-
    rück und bemerkte den Wirt.
    Er hielt ihm einen Tel er mit zweischaligen Keksen unter die Nase.
    »Glücksplätzchen?«
    Rincewind streckte die Hand aus. Als seine Finger fast einen Keks be-
    rührten, wurde der Teller ein Stück zur Seite geschoben, so daß ein ande-
    res Plätzchen unter seiner Hand lag.
    Der Zauberer nahm es.
    Während auf

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