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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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das runde,
    stupsnasige Gesicht einer jungen Frau zum Vorschein. Es unterschied
    sich von den Gesichtern al er anderen Leute, denen er bisher begegnet
    war – in erster Linie deshalb, weil es ihn direkt ansah. Die Kleidung hatte er zum letztenmal auf der Tavernenbühne gesehen.
    »Schrei nicht«, sagte die Frau.
    »Wieso? Was hast du mit mir vor?«
    »Wir wollten dich auf angemessene Weise willkommen heißen, aber
    dafür reichte die Zeit leider nicht aus.« Sie nahm zwischen den Bündeln
    auf dem Karren Platz und musterte den Zauberer kritisch.
    »Vier Große Sandalen erzählte, du seist auf einem Drachen erschienen
    und hättest ein ganzes Regiment Soldaten vernichtet«, sagte die Frau.
    »Tatsächlich?«
    »Und dann hast du mit deiner Magie einen ehrwürdigen alten Mann in
    einen großen Krieger verwandelt.«
    »Habe ich das?«
    »Und du hast ihm richtiges Fleisch gegeben, obwohl Vier Große San-

    * Eine ausgesprochen unangenehme Sache, vor allem, weil die Pferde immer
    wieder versinken.
    dalen nur zur Pung -Kaste gehört.«
    »Ja?«
    »Und du hast den Hut.«
    »Ja, den habe ich, kein Zweifel.«
    »Trotzdem siehst du nicht wie ein Großer Zauberer aus«, meinte die
    junge Frau.
    »Äh… nun, um ganz ehrlich zu sein…«
    Die Dame wirkte so fragil wie eine Blume, doch jetzt zog sie ein recht
    brauchbares Messer aus irgendeiner Falte ihres Kostüms.
    Rincewind hatte einen Instinkt für solche Situationen entwickelt. Dies
    war vermutlich nicht der geeignete Zeitpunkt zu leugnen, der Große
    Zauberer zu sein.
    »Um ganz ehrlich zu sein…«, wiederholte er. »Äh… woher sol ich
    wissen, ob ich dir vertrauen kann?«
    Die Frau musterte ihn empört. »Du verfügst doch über die wahrhaft
    erstaunlichen Fähigkeiten eines Zauberers, oder?«
    »O ja, natürlich! Aber…«
    »Sag was in der Zauberersprache!«
    »Äh… Stercus, stercus, stercus, moriturus sum«, sagte Rincewind, während sein Blick am Messer festklebte.
    »O Exkrement, ich werde sterben?«
    »Es ist ein… spezielles Mantra, das dazu dient, den… äh… magischen
    Fluß zu beschleunigen.«
    Die junge Frau schien sich mit dieser Auskunft abzufinden.
    »Sie ist ganz schön anstrengend, die Zauberei«, fuhr Rincewind fort.
    »Auf Drachen fliegen, alte Männer in Krieger verwandeln… Ich kann
    nur eine bestimmte Anzahl solcher Wunder vol bringen, dann brauche
    ich eine Ruhepause. Derzeit bin ich ziemlich schwach, weil ich enorm viel Magie beschworen habe.«
    Noch immer glommen Zweifel in den Augen der Frau.
    »Al e Bauern glauben an die unmittelbar bevorstehende Ankunft des
    Großen Zauberers«, sagte sie. »Aber um den großen Philosophen Ly
    Schwatzmaul zu zitieren: ›Wenn viele einen prächtigen Hengst erwarten,
    finden sie nur Hufe auf einer Ameise.‹«
    Sie bedachte Rincewind mit einem berechnenden Blick.
    »Auf der Straße hast du vor Distriktkommissar Kee gekniet«, erinnerte
    sie. »Du hättest ihn mit magischem Feuer verbrennen können.«
    »Es ging mir darum, den rechten Zeitpunkt abzupassen und die Situa-
    tion einzuschätzen, ohne mich zu erkennen zu geben«, erwiderte Rince-
    wind hastig. »Es hat doch keinen Sinn, sofort zu verraten, wer ich bin,
    oder?«
    »Du bist getarnt unterwegs?«
    »Ja.«
    »Nun, deine Tarnung ist ziemlich gut.«
    »Danke. Ich…«
    »Nur ein Großer Zauberer bringt genug Mut auf für ein so jämmerli-
    ches Erscheinungsbild.«
    »Herzlichen Dank. Äh… woher weißt du von der Sache auf der Stra-
    ße?«
    »Du wärst jetzt tot, wenn ich dir nicht den einen oder anderen Tip ge-
    geben hätte.«
    »Der Wächter ?Du?«
    »Wir mußten so schnell wie möglich zu dir aufschließen. Es war reines
    Glück, daß Vier Große Sandalen dich gesehen hat.«
    »Wir?«
    Die junge Frau schenkte dieser Frage keine Beachtung. »Es sind nur
    Provinzsoldaten. Bei denen in Hunghung wäre ich damit nicht durchge-
    kommen. Nun, ich kann viele Rol en spielen.« Sie ließ das Messer ver-
    schwinden, doch Rincewind ahnte, daß er sie nicht überzeugt hatte. Die
    Klinge war nach wie vor eine Gefahr.
    Er griff nach einem Strohhalm.
    »Ich habe eine magische Truhe auf Beinen«, sagte er nicht ohne Stolz.
    »Sie folgt mir ständig. Derzeit scheint sie die Orientierung verloren zu
    haben, aber vermutlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie hier er-
    scheint.«
    Die Frau bedachte ihn mit einem durchdringenden Blick, beugte sich
    vor und hob Rincewinds Kopf hoch.
    »Meinst du so eine wie diese?«
    Mit der freien Hand zog sie den Vorhang am

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