Echt zauberhaft
werden –,
doch mit Papier konnte er verblüffend gut umgehen.
Außerdem sprach er Achatisch. Er sprach es zumindest besser als Co-
hen, der hier und dort einen mehr oder weniger nützlichen Brocken auf-
geschnappt hatte. Angeblich stammte sein Wissen aus irgendeinem alten
Buch. Er betonte immer wieder, daß man in alten Büchern hochinteres-
sante Sachen finden konnte.
Cohen kletterte zu ihm hoch.
»Was hast du vor, Lehrer?« fragte er.
Herr Zervelatwurst blickte zur Stadt Hunghung, die sich am dunstigen
Horizont abzeichnete.
»Siehst du den Berg hinter der Stadt?« erwiderte er. »Ich meine die gro-
ße runde Anhöhe.«
»Sieht wie das Hügelgrab meines Vaters aus«, sagte Cohen.
»Nein, dafür ist er zu groß. Es muß sich um eine natürliche Formation
handeln. Auf der Kuppe steht eine Pagode. Interessant. Viel eicht sehe
ich sie mir später aus der Nähe an.«
Cohen blickte in die entsprechende Richtung und sah einen großen,
runden Hügel. Das Ding bedrohte ihn nicht, und es gab auch keine
Hinweise dafür, daß sich dort irgendwelche Schätze verbargen. Damit
war der Fall für ihn erledigt. Es gab dringendere Angelegenheiten.
»Leute scheinen die äußere Stadt zu betreten und zu verlassen«, fuhr
Herr Zervelatwurst fort. »Die Belagerung ist mehr eine Drohung, keine
echte Realität. Es müßte ohne weiteres möglich sein, die Tore zu passie-
ren. Weitaus mehr Schwierigkeiten ergeben sich vermutlich bei dem Ver-
such, in die Verbotene Stadt zu gelangen.«
»Wie wär’s, wenn wir einfach al e umbringen?« schlug Cohen vor.
»Gute Idee«, kommentierte Lehrer. »Aber leider kaum zu verwirkli-
chen. Wir müßten mit erheblichen Unruhen rechnen. Nein, meine der-
zeitige Methode basiert auf der Tatsache, daß Hunghung zwar ein ganzes
Stück vom Fluß entfernt ist, aber trotzdem fast eine Million Einwohner
hat.«
»Basiert, ja«, murmelte Cohen.
»Und die lokale Geographie schließt artesische Brunnen weitgehend
aus.«
»Ja, das dachte ich auch…«
»Trotzdem deutet nichts auf einen Aquädukt hin.«
»Kein Aquädukt«, sagte Cohen. »Ist wahrscheinlich zum Rand geflo-
gen, um dort den Sommer zu verbringen. Manche Vögel machen das
jedes Jahr.«
»Was mich veranlaßt, an der Stichhaltigkeit der Behauptung zu zwei-
feln, daß nicht einmal eine Maus unbemerkt in die Verbotene Stadt ein-
dringen kann«, sagte Herr Zervelatwurst mit einer gewissen Selbstgefäl-
ligkeit. »Ich schätze, eine Maus ist sehr wohl imstande, unbemerkt in die
Verbotene Stadt zu gelangen – vorausgesetzt, sie kann den Atem anhalten .«
»Oder auf irgendwelchen Dukt-Vögeln reiten«, fügte Cohen hinzu.
»Ja.«
Der Karren hielt an. Der Sack löste sich von seinem Kopf. Rincewind
rechnete damit, eine Käsereibe zu sehen, statt dessen blickte er in zwei
junge, besorgte Gesichter. Eins von ihnen gehörte einer Frau – al erdings
nicht Hübscher Schmetterling, wie er erleichtert feststellte. Diese Dame
schien noch jünger zu sein und weckte in Rincewind Gedanken an Kar-
toffeln.*
»Wie es dir geht?« fragte sie in gebrochenem, aber verständlichem
Morporkianisch. »Uns es tut sehr leid. Du dich jetzt besser fühlst? Wir
benutzen die Sprache der himmlischen Stadt Ankh-Moor-Pork. Die
Sprache der Freiheit und des Fortschritts. Die Sprache von ›ein Mann,
eine Stimme‹.«
»Ja«, erwiderte Rincewind. Vor seinem inneren Auge erschien ein Bild
des Patriziers. Ein Mann, eine Stimme. Ja. »Ich bin ihm begegnet. Er hat
die Stimme, kein Zweifel. Aber…«
»Zusätzliches Glück Den Bemühungen Des Volkes!« sagte der Junge.
»Umsichtiger Fortschritt!« Er sah aus, als wäre er aus Ziegeln gebaut.
»Entschuldigt bitte, aber…« Rincewind zögerte kurz. »Warum habt
ihr… eine Papierlaterne für zeremonielle Zwecke… Baumwollballen…
mich gerettet? Äh… wenn ich von Rettung spreche, so meine ich: Warum habt ihr mich bewußtlos geschlagen, gefesselt und dann hierhergebracht,
wo auch immer ›hier‹ sein mag? In der Taverne hätte mir nichts Schlim-
meres zustoßen können als eine Ohrfeige für die nicht gezahlte Ze-
che…«
»Das Schlimmste, was dir in der Taverne hätte passieren können, wäre ein mehrere Jahre dauernder, qualvoller Tod gewesen«, erklang Schmetterlings Stimme. Sie trat hinter dem Karren hervor und bedachte Rince-
wind mit einem grimmigen Lächeln. Ihre Hände blieben im Kimono
verborgen, vermutlich in der Gesel schaft von Messern.
»Oh, hallo«, sagte
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