Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Ferdinand zu er-
    zählen!«
    »Dir auch ein Dung, verflixt und zum Kuckuck!«
    »Wasisn?«
    »Ist da jemand?«
    Cohen schob den Kopf durch die Einstiegsöffnung. Er sah einen
    dunklen, feuchten Raum mit vielen Rohren und Rinnen. Wasser floß in
    al e Richtungen und speiste Springbrunnen und Zisternen.
    »Nein«, stellte er enttäuscht fest.
    »Na schön. Al e nach oben.«
    Dumpfe Flüche erklangen, untermalt von metal enem Kratzen, als sie
    den Rollstuhl des Irren Polterers in den Keller bugsierten.
    Herr Zervelatwurst riß ein Streichholz an, als die Horde ausschwärmte
    und ihre neue Umgebung erforschte.
    »Herzlichen Glückwunsch, meine Herren«, sagte er. »Ich glaube, wir
    sind im Palast.«
    »Ja«, erwiderte Kriecher der Unhöfliche. »Wir haben einen Sch… einen
    verflixten Abwasserkanal erobert. Was nützt uns das?«
    »Wir könnten ihn vergewaltigen«, sagte Caleb hoffnungsvol .
    »He, dieses Rad läßt sich drehen…«
    »Warum ist der Abwasserkanal verflixt?«
    »Wozu dient dieser Hebel?«
    »Wasisn?«
    »Wie wär’s, wenn wir die nächste Tür öffnen, losstürmen und alle um-
    bringen?«
    Herr Zervelatwurst schloß die Augen. Er begriff plötzlich, warum ihm
    die Situation so vertraut erschien. Einmal hatte er eine Schulklasse auf
    einem Ausflug zum städtischen Arsenal begleitet. An feuchten Tagen
    schmerzte sein rechtes Bein noch immer.
    »Nein, nein, nein!« sagte er. »Welchen Sinn hätte das? Bitte laß den Hebel in Ruhe, Junger Willie.«
    »Nun, ich würde mich dann viel besser fühlen«, ließ sich Cohen vernehmen. »Habe den ganzen Tag noch niemanden umgebracht. Abgese-
    hen von einem Wächter, und die zählen kaum.«
    »Denkt daran, warum wir hier sind«, wandte sich Herr Zervelatwurst
    an die Graue Horde. »Wir wol en nicht töten, sondern etwas stehlen.
    Legt jetzt das nasse Leder ab und zieht die neuen hübschen Sachen an.«
    »Dieser Teil des Plans gefällt mir nicht«, brummte Cohen und streifte
    das Hemd über. »Mir ist es lieber, wenn die Leute wissen, wer ich bin.«
    »Ja«, pflichtete ihm der Junge Willie bei. »Ohne das Leder und die Ket-
    tenhemden hält man uns nur für alte Männer.«
    »Genau«, bestätigte Herr Zervelatwurst. »Das gehört zu unserer List.«
    »So wie Taktik?«
    »Ja.«
    »Na schön, aber mir gefäl t’s trotzdem nicht«, sagte der alte Vincent.
    »Angenommen, wir erringen den Sieg? Welche Lieder sol en die Bänkel-
    sänger über Leute singen, die durch einen Abwasserkanal angriffen?«
    »Bestimmt klingen die Lieder ziemlich hohl«, meinte der Junge Willie.
    »Hohle Lieder kommen nicht in Frage«, sagte Cohen fest. »Wenn man
    einen Bänkelsänger bezahlt, dann singt er, was man will.«
    Schmierige Treppenstufen führten zu einer Tür. Herr Zervelatwurst
    stand davor und lauschte.
    »Stimmt«, knurrte Caleb. »Wer dem Flötenspieler das Geld gibt, be-
    stimmt die Melodie.«
    »Meine Herren…« Ein seltsamer Glanz zeigte sich in Herrn Zervelat-
    wursts Augen. »Wer dem Flötenspieler das Messer an die Kehle setzt,
    bestimmt die ganze Symphonie.«

    Der Assassine schlich langsam durch Lord Hongs Gemächer.
    Er gehörte zu den Besten in der kleinen, exklusiven Assassinengilde
    von Hunghung, und er war gewiß kein Rebel . Er verabscheute die Re-
    bellen, auch und vor allem deshalb, weil sie arm und deshalb keine Kun-
    den waren.
    Er war besonders vorsichtig und vermied es, den Boden zu berühren –
    Lord Hongs Dielen gaben verschiedene Töne von sich, die eine Melodie
    ergaben. Um sich fortzubewegen, nutzte der Assassine Möbelstücke,
    dekorative Raumteiler und gelegentlich auch die Decke.
    Er erwies sich dabei als sehr geschickt. Als ein Kurier durch eine ferne
    Tür trat, verharrte er kurz und näherte sich dem Opfer dann in perfekt
    synchronisiertem Rhythmus – die plumpen Schritte des Neuankömm-
    lings tarnten seine eigenen.
    Lord Hong stel te ein neues Schwert her. Aus Erfahrung wußte er: Das
    Bearbeiten von Metal – das Erhitzen und Hämmern – förderte klares
    Denken. Zu viele abstrakte Reflexionen schadeten dem Gehirn. Manch-
    mal fand Lord Hong auch Gefal en daran, seine Hände zu benutzen.
    Er schob das Schwert in den Schmelzofen zurück und trat mehrmals
    den Blasebalg.
    »Ja?« fragte er. Der Kurier lag auf dem Boden und sah auf.
    »Gute Neuigkeiten, o Herr. Wir haben die Rote Armee gefangenge-
    nommen!«
    »Nun, das sind wirklich gute Neuigkeiten«, sagte Lord Hong. Er beobachtete die Klinge und wartete darauf, daß sich ihre Farbe

Weitere Kostenlose Bücher