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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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veränderte.
    »Habt ihr auch jenen Mann gefaßt, den man ›Großer Zauberer‹ nennt?«
    »Ja!« bestätigte der Kurier. »Aber so groß ist er gar nicht, o Herr.«
    Seine Fröhlichkeit verflüchtigte sich schlagartig, als Lord Hong eine
    Braue wölbte.
    »Glaubst du? Ich bin ziemlich sicher, daß er über eine gefährliche ma-
    gische Macht gebietet.«
    »Ja, o Herr! Ich wollte auf keinen Fall…«
    »Sorg dafür, daß alle eingesperrt werden. Und benachrichtige Haupt-
    mann Fünf Hongmann. Er sol die Anweisungen ausführen, die ich ihm
    heute gegeben habe.«
    »Ja, o Lord!«
    »Und jetzt steh auf!«
    Der Kurier erhob sich zitternd. Lord Hong streifte einen dicken Hand-
    schuh über und griff nach dem Schwertheft. Hitze strahlte aus dem
    Schmelzofen.
    »Das Kinn hoch!«
    »Lord…«
    »Und öffne die Augen, ganz weit.«
    Dieser Befehl war gar nicht nötig. Lord Hong blickte in die Maske des
    Schreckens, sah eine Bewegung und nickte. Mit fast bal ettartiger Ele-
    ganz zog er die zischende Klinge aus dem Ofen, drehte sich um, stieß
    zu…
    Ein kurzer Schrei ertönte, und es zischte etwas lauter.
    Lord Hong ließ den Assassinen zu Boden sinken, zog das Schwert aus
    der Leiche und betrachtete die dampfende Klinge.
    »Hmm«, murmelte er. »Interessant…«
    Sein Blick kehrte zum Kurier zurück.
    »Du bist noch hier?«
    »Nein, o Herr!«
    »Laß deine Worte Wirklichkeit werden.«
    Lord Hong drehte das Schwert ins Licht und betrachtete die Schneide.
    »Und… äh… sol ich jemanden schicken, der die… äh… Leiche fort-
    schafft?«
    »Was?« fragte Lord Hong gedankenverloren.
    »Die Leiche, Lord Hong?«
    »Welche Leiche? Oh. Ja, ja, kümmere dich darum.«

    Die Wände waren prächtig geschmückt – das erkannte Rincewind, ob-
    wohl man ihn ziemlich schnel an ihnen vorbeitrug. Kunstvolle Bilder
    zeigten wunderschöne Vögel, Bergszenen oder Ansammlungen von
    Laub. Einige wenige Pinselstriche genügten, um selbst komplexe Details
    darzustellen.
    Keramiklöwen saßen auf marmornen Sockeln. Fast zwei Meter große
    Vasen säumten die Flure.
    Lackierte Türen öffneten sich vor den Wächtern. Rincewind bemerkte
    große, prunkvol e und leere Zimmer zu beiden Seiten.
    Schließlich passierten sie eine letzte Tür, hinter der er auf einen hölzer-
    nen Boden geworfen wurde.
    In solchen Fäl en hielt er es für besser, nicht aufzusehen.
    Eine dienstbeflissene Stimme sagte: »Was hast du zu deiner Verteidi-
    gung zu sagen, elende Laus?«
    »Nun, ich…«
    »Ruhe!«
    Oh. So ein Verhör stand ihm also bevor.
    Eine andere Stimme – rauh, atemlos und alt – fragte: »Wo ist der
    Groß… wesir?«
    »Er hat sich in seine Unterkunft zurückgezogen, Erhabener. Er hat
    über Kopfschmerzen geklagt.«
    »Hol ihn sofort… hierher.«
    »Gewiß, Erhabener.«
    Rincewind preßte die Nase weiter auf den Boden und zog erste Schlüs-
    se. Großwesire waren immer ein schlechtes Zeichen; sie würden in den
    meisten Fällen wilde Pferde und rotglühende Ketten vorschlagen. Und
    wenn Titel wie »Erhabener« gebraucht wurden, dann gab es mit ziemli-
    cher Sicherheit keine Berufungsinstanzen.
    »Dies ist ein… Rebel , nicht wahr?« Die Worte wurden eher geschnauft
    als gesprochen.
    »Ja, Erhabener.«
    »Ich glaube, ich möchte… ihn mir aus der Nähe… ansehen.«
    Leises Murmeln verriet die Überraschung der Anwesenden. Anschlie-
    ßend schien ein Möbelstück bewegt zu werden.
    Rincewind glaubte, am Rand seines Blickfelds so etwas wie eine Decke
    zu sehen. Jemand rol te ein Bett heran.
    »Er soll… aufstehen.« Das Gluckern in der Stimme klang wie abflie-
    ßendes Badewasser. Dazu kam ein Schlürfen wie von einer über den
    Strand rollenden Welle.
    Ein Stiefel traf Rincewind in der Nierengegend – im Esperanto der
    Brutalität eine klare Aufforderung. Er stemmte sich hoch.
    Das Ding war tatsächlich ein Bett, und zwar ein sehr großes. Ein alter Mann lag darin, in Brokat gehül t und von vielen weichen Kissen umgeben. Nie zuvor hatte Rincewind jemanden gesehen, der so krank wirkte.
    Das Gesicht zeigte eine grünliche Blässe. Auf den Händen zeichneten
    sich Adern unter der Haut ab wie Würmer in einem Glas.
    Der Kaiser hatte al e Eigenschaften einer Leiche, abgesehen von der,
    tot zu sein.
    »Dies ist also… der Große Zauberer, von dem wir… so viel gelesen
    haben?« fragte er.
    Wenn er sprach, erwartete man das letzte Röcheln mitten im Satz.
    »Nun, ich…«, begann Rincewind.
    »Ruhe!« rief der Kämmerer.
    Rincewind zuckte mit den

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