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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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hatte, daß er ihn nicht
    einmal mit einer langen Stange wiederfinden konnte.
    »Bestimmt haben wir… viel Spaß«, schnaufte der Kaiser. »Ich habe…
    alles über dich gelesen.«
    »Ahahaha«, erwiderte Rincewind.
    Der Kaiser winkte seinem Hofstaat zu.
    »Ich ziehe mich jetzt zurück«, verkündete er. Die Leute bewegten sich,
    und einige gähnten demonstrativ – offenbar blieb niemand länger auf als
    der Erhabene.
    »Wie sollen wir mit deinem Großen Zauberer verfahren, Herr?« fragte
    Lord Hong.
    »Bringt ihn im… speziellen Verlies unter«, antwortete der Kaiser. »Fürs
    erste.«
    »Ja, Herr.« Lord Hong nickte zwei Soldaten zu.
    Rincewind riskierte einen schnellen Blick über die Schulter, als man ihn
    fortbrachte. Der Kaiser lag in einem mobilen Bett und schenkte ihm
    überhaupt keine Beachtung mehr.
    »Ist er verrückt oder so?« fragte er.
    »Ruhe!«
    Rincewind sah zu dem Wächter auf, von dem dieses Wort stammte.
    »Ein solches Mundwerk kann hier erhebliche Probleme bekommen«,
    sagte er.

    Lord Hong fühlte sich oft vom Zustand der Menschheit enttäuscht. Das
    Wesen des Menschen erschien ihm zu fehlerhaft. Es mangelte ihm vor
    allem an Konzentration. Zum Beispiel die Rote Armee: Mit ihm als Rebellen hätte der Kaiser schon vor Monaten das Zeitliche gesegnet, und das
    ganze Land wäre in Flammen aufgegangen, abgesehen von den Stel en,
    die zu feucht waren. Doch diese Aufständischen… Trotz al seiner Be-
    mühungen beschränkten sich ihre revolutionären Aktivitäten darauf,
    heimlich Plakate an Mauern zu kleben, auf denen stand: »Möge den Un-
    terdrückern bei passender Gelegenheit Unangenehmes widerfahren.«
    Sie hatten versucht, die Wachhäuser anzuzünden. Ein lobenswertes
    Unterfangen – so benahmen sich richtige Revolutionäre. Al erdings hatten sie sich zuerst bemüht, dafür einen Termin zu vereinbaren. Es hatte
    Lord Hong erhebliche Anstrengungen gekostet, der Roten Armee zu
    einigen vermeintlichen Siegen zu verhelfen.
    Sie hatte von ihm auch den Großen Zauberer bekommen, an den sie
    so sehr glaubte. Jetzt gab es keine Entschuldigungen mehr. Alles deutete
    darauf hin, daß der Bursche so feige und unfähig war, wie es Lord Hong
    erwartete. Eine von ihm angeführte Streitmacht würde entweder fliehen
    oder eine vernichtende Niederlage erleiden, was den Weg für die Konter-
    revolutionäre öffnete.
    Und die Konterrevolution würde alles andere als ineffizient sein. Dafür
    wol te Lord Hong sorgen.
    Doch eins nach dem anderen. Überal gab es Gegner. Mißtrauische
    Gegner. Der Pfad des Ehrgeizigen führte über einen Nachtigal enboden:
    Ein falscher Schritt, und eine verräterische Melodie erklang. Bedauerli-
    cherweise würde sich bald herausstellen, daß der Große Zauberer es gut
    verstand, Schlösser zu knacken. In der kommenden Nacht bewachten
    Lord Tangs Männer den Kerker. Nun, wenn die Rote Armee entkam,
    konnte man gewiß nicht Lord Tang die Schuld geben…
    Lord Hong erlaubte sich ein leises, zufriedenes Lachen, als er zu seinen
    Gemächern zurückkehrte. Auf Beweise kam es an. Es durfte nie Beweise
    geben. Aber diese Dinge spielten bald keine Rol e mehr. Nichts einte ein
    Volk schnel er und besser als ein ordentlicher Krieg. Außerdem war der
    Große Zauberer – Anführer der schrecklichen Rebel enarmee – ein un-
    heilvoller Unruhestifter aus dem Ausland. Damit war er gewissermaßen
    der Funke, der die Zündschnur des Knal ers in Brand setzte.
    Und dann… Ankh-Morpork [urinierender Hund].
    Hunghung war alt. Die Kultur basierte auf traditionel en Bräuchen,
    dem Verdauungstrakt des Wasserbüffels und Verrat. Lord Hong befür-
    wortete al e drei Aspekte, aber sie ermöglichten keine Weltherrschaft.
    Und Lord Hong war sehr für die Weltherrschaft, solange der Herrscher
    über die Welt Lord Hong hieß.
    Er setzte sich an den Teetisch und dachte: Wäre ich der typische
    Großwesir, würde ich jetzt meckernd lachen.
    Statt dessen schmunzelte er nur.
    Wurde es wieder Zeit für die Kiste? Nein. Manchmal war die Vorfreu-
    de besonders schön.

    Beim Anblick des Rol stuhls des Irren Polterers drehten sich einige Köp-
    fe, aber niemand gab einen Kommentar ab oder stellte Fragen. Übermä-
    ßige Neugier gehörte nicht zu den notwendigen Eigenschaften zum
    Überleben in Hunghung. Al e setzten einfach ihre Arbeit fort, die darin
    zu bestehen schien, Papier durch die Flure zu tragen.
    Cohen blickte auf das hinab, was seine Hände hielten. Im Lauf der
    Jahrzehnte hatte er mit vielen Waffen

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