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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Zündschnur zu expe-rimentieren.«
    »Das mit dem Kessel verstehe ich noch immer nicht, Lehrer.«
    »Ich hoffe, daß die vielen Knal er ein Loch in die Mauer reißen.«
    »Ach? Und warum sind wir nicht dort? Warum stapfen wir durch dieses Rohr?«
    »Weil al e Wächter zum Ort der Explosion laufen werden, um festzustellen, was da los ist.«
    »Ja! Deshalb sollten wir dort sein!«
    »Nein! Wir sol ten hier sein, Cohen. Das ist ein sogenanntes Ablenkungsma-növer. So ist es… zivilisierter.«
    Zwei Kleiner Wang preßte das Ohr auf den Boden.
    »Wie wird unbefugtes Betreten der Verbotenen Stadt bestraft, Lehrer?«
    »Ich schätze mit Erhängen, Abhacken, Schneiden und Vierteilen. Deshalb wäre es eine gute Idee, wenn wir…«
    Es platschte.
    »Was passiert beim Schneiden?«
    »Ich glaube, dabei werden die Eingeweide herausgeholt und einem anschließend gezeigt.«
    »Zu welchem Zweck?«
    »Keine Ahnung. Um festzustel en, ob man sie erkennt, nehme ich an.«
    »In der Art von ›Ja, genau, das sind meine Nieren‹ und ›He, das ist mein Früh-stück‹?«
    »Und das Vierteilen? Bekommt man vier Teile von etwas?«
    »Ich fürchte, dabei geht es um etwas anderes.«
    Eine Zeitlang hörte Zwei Kleiner Wang nur ein Platschen, hervorgeru-
    fen von sechs Beinpaaren, und ein beharrliches Quietschen, das von
    einem Rad zu stammen schien.
    »Und woran wird man erhängt?«
    »Wie bitte?«
    »Har, har, har… Entschuldigung, Entschuldigung.«
    Zwei Kleiner Wang stolperte über einen zweihundert Jahre alten Bon-
    sai und pral te mit dem Kopf gegen einen Stein, den man für die funda-
    mentale Gelassenheit des kleinen Baums ausgewählt hatte. Als er einige
    Sekunden später wieder zu sich kam, hörte er keine Stimmen mehr. Viel-
    leicht hatten sie nie existiert.
    Geister. In letzter Zeit trieben sich viele Geister herum. Zwei Kleiner
    Wang wünschte sich einige Feuerwerkskörper, um sie zu vertreiben.
    Protokollmeister zu sein… Das war noch schlimmer als die Suche
    nach einem Reim auf »Orangenblüte«.

    Fackelschein glühte in den Gassen von Hunghung. Während die Rote
    Armee hinter ihm plauderte, näherte sich Rincewind der Mauer der Ver-
    botenen Stadt.
    Niemand wußte besser als er selbst, daß er überhaupt keine richtige
    Magie beschwören konnte. Sicher, es war ihm einige Male gelungen, so-
    gar auf recht spektakuläre Weise, aber seine thaumaturgischen Erfolge
    verdankte er allein dem Zufall.
    Wenn er die Hand bewegte und einige magische Worte sprach, konnte
    er ziemlich sicher sein, daß die Mauer der Verbotenen Stadt anschließend
    einige Löcher weniger hatte als jetzt.
    Er bedauerte es sehr, Lotosblüte enttäuschen zu müssen – ihr herrli-
    cher Körper erinnerte ihn an wellige Kartoffelkroketten –, aber sie muß-
    te lernen, daß man sich auf Zauberer nicht verlassen konnte.
    Und anschließend würde er von hier verschwinden. Was konnte
    Schmetterling schon machen, wenn er es versuchte und keinen Erfolg
    hatte? Ein seltsamer Wunsch überraschte ihn: Bevor er diesen Ort ver-
    ließ, wollte er Zwei Feuerkraut zu seinem Scharfsinn gratulieren. Es er-
    staunte ihn, daß die anderen nicht durchschauten, was für ein Mensch er
    wirklich war.
    Dieser Bereich der Mauer verlief zwischen zwei Toren. Das Leben von
    Hunghung schwappte in schlammigen Wel en dagegen. Überal standen
    Marktbuden und Verkaufsstände. Rincewind hatte bisher geglaubt, die
    Bürger von Ankh-Morpork liebten das Leben auf der Straße, aber im
    Vergleich mit den Bewohnern von Hunghung litten sie an Agoraphobie.
    Bestattungen (mit Feuerwerkskörpern), Hochzeiten und religiöse Prozes-
    sionen – alles vermischte sich mit den üblichen Marktaktivitäten, dem
    ungezwungenen Schlachten von Vieh und dem permanenten Geschrei.
    Zwei Feuerkraut deutete auf eine bestimmte Stelle der Mauer. Feuer-
    holz war dort gestapelt.
    »Da drüben, Großer Zauberer«, sagte er höhnisch. »Streng dich nicht
    übermäßig an. Ein kleines Loch genügt völlig.«
    »Aber es sind Hunderte von Leuten in der Nähe!«
    »Ergeben sich deswegen etwa Probleme für einen Großen Zauberer?
    Kannst du nicht zaubern, wenn jemand zusieht?«
    »Ich bin sicher, daß uns der Große Zauberer beeindrucken wird«, sagte
    Schmetterling.
    »Wenn die Leute die Macht des Großen Zauberers sehen, werden sie
    bis in alle Ewigkeit davon erzählen«, verkündete Lotosblüte.
    »Ja, mag sein«, murmelte Rincewind.
    Der Kader schwieg, was sich nur feststellen ließ, weil keiner mehr die
    Lippen bewegte.

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