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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Achseln.
    Kaiser waren für ihn immer recht exotische Geschöpfe gewesen – er
    hatte an dicke Männer gedacht, die viele Ringe an ihren wurstigen Fin-
    gern trugen. Mit diesem Kaiser zu reden, grenzte an Nekromantie.
    »Kannst du uns noch etwas mehr… Magie zeigen, Großer Zauberer?«
    Rincewind sah zum Kämmerer.
    »N…«
    »Ruhe!«
    Der Kaiser winkte und gurgelte dabei vor Anstrengung. Dann richtete
    er einen fragenden Blick auf Rincewind, der beschloß, etwas zu riskieren.
    »Ich kenne einen guten Trick«, sagte er. »Es ist ein Zauber des Ver-
    schwindens.«
    »Kannst du ihn… jetzt vorführen?«
    »Nur wenn jemand die Türen öffnet und sich al e Anwesenden die Au-
    gen zuhalten.«
    Der Gesichtsausdruck des Kaisers veränderte sich nicht. Es war stil in
    der großen Kammer – dann erklang ein Geräusch wie von mehreren
    Kaninchen, die langsam erdrosselt werden.
    Der Kaiser lachte. Als das klar war, lachten auch al e anderen. Wer die
    Macht hat, mit einem Wort zu töten, kann sicher sein, nie al ein lachen
    zu müssen.
    »Was sollen wir mit… dir machen?« fragte er. »Wo ist… der Großwesir?«
    Die Menge teilte sich.
    Rincewind wagte einen raschen Blick zur Seite. Sich in der Gewalt ei-
    nes Großwesirs zu befinden… kam einem Todesurteil gleich. Großwesi-
    re waren praktisch immer intrigierende Größenwahnsinnige. Vermutlich
    stand das schon in der Stel enausschreibung: »Bist du ein durchtriebener,
    hinterhältiger und vol kommen unzuverlässiger Irrer? Dann kannst du
    bei mir zu einem Minister werden, dem ich besonders viel Vertrauen
    schenke.«
    »Ah, Lord… Hong«, sagte der Kaiser.
    »Gnade?« schlug Rincewind vor.
    »Ruhe!« keifte der Kämmerer.
    »Sag mir, Lord… Hong…«, schnaufte der uralte Kaiser. »Wie bestrafen
    wir einen… Fremden für… unbefugtes Eindringen in… die Verbotene
    Stadt?«
    »Wir entfernen alle seine Gliedmaßen sowie seine Augen und Ohren«,
    antwortete Lord Hong. »Anschließend darf der Übeltäter gehen.«
    Rincewind hob die Hand.
    »Und wenn es das erste Mal ist?« fragte er.
    »Ruhe!«
    »Für gewöhnlich gibt es keine Rückfäl e«, erklärte Lord Hong. »Wer ist
    diese Person?«
    »Er gefällt mir«, sagte der Kaiser. »Ich glaube, ich… behalte ihn. Er
    bringt mich… zum Lachen.«
    Rincewind öffnete den Mund.
    »Ruhe!« heulte der Kämmerer, was angesichts der neuesten Entwick-
    lung nicht sehr klug war.
    »Äh… kannst du viel eicht dafür sorgen, daß er nicht immer ›Ruhe!‹
    schreit, wenn ich etwas sagen möchte?« fragte er.
    »Natürlich… Großer Zauberer«, entgegnete der Kaiser und nickte eini-
    gen Wächtern zu. »Bringt den Kämmerer… weg und schneidet ihm…
    die Lippen ab.«
    »Erhabener, ich…«
    »Und auch die… Ohren.«
    Der arme Kerl wurde fortgezerrt. Zwei lackierte Türflügel klappten zu.
    Die Höflinge spendeten höflichen Applaus.
    »Möchtest du sehen, wie er… seine Lippen und Ohren ißt?« Der Kai-
    ser grinste glücklich. »Es macht ungeheuer… viel Spaß.«
    »Ahahaha«, sagte Rincewind.
    »Eine gute Entscheidung, Herr«, lobte Lord Hong. Er drehte den Kopf
    und sah Rincewind an.
    Verblüfft und auch ein wenig entsetzt stellte der Zauberer fest, daß der
    Großwesir zwinkerte.
    »O Erhabener…« Ein dicklicher Höfling sank auf die Knie, wackelte
    ein wenig und rutschte nervös näher. »Ich frage mich, ob es klug ist, ei-
    nem fremden Teufel gegenüber so gnädig zu sein…«
    Der Kaiser blickte nach unten. Rincewind hätte schwören können, daß
    Staub von ihm abfiel.
    Unter den Zuschauern wurde es leise unruhig. Zwar wagte es niemand,
    sich zu rühren, und alle Füße blieben an Ort und Stelle, trotzdem ver-
    größerte sich der freie Bereich um den Knienden.
    Der Kaiser lächelte.
    »Deine Bedenken werden hiermit… zur Kenntnis genommen«, keuch-
    te er. Das erleichterte Lächeln des Höflings verblaßte abrupt, als der Kai-
    ser hinzufügte: »Doch deine Anmaßung toleriere… ich nicht. Tötet ihn
    langsam im… Verlauf von mehreren Tagen.«
    »Aargh!«
    »Ja… meinetwegen. Mit besonders viel… siedendem Öl!«
    »Eine hervorragende Idee, o Herr«, kommentierte Lord Hong.
    Der Kaiser wandte sich wieder an Rincewind.
    »Ich bin sicher, der… Große Zauberer ist mein Freund«, gurgelte er.
    »Ahahaha«, sagte Rincewind.
    In solch einer Lage befand er sich nicht zum ersten Mal. Aber sein Ge-
    genüber war stets jemand wie… nun, wie Lord Hong gewesen, kein
    Scheintoter, der seinen Verstand so weit verlegt

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