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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Garten.
    Dort erhob sich eine Pagode. Weidenbäume wuchsen friedlich. Auf
    der nahen Brücke stand eine hübsche junge Dame und fütterte die Vö-
    gel.
    Ein Mann malte die Szene.

    Cohen rieb sich die Hände.
    »Niemand? Gut. Das wäre also geklärt.«
    »Ähem.«
    Ein kleiner Mann zupfte nervös an seiner Jacke und hielt den Kopf ge-
    senkt, als er sagte: »Entschuldige bitte, aber… was würde passieren,
    wenn wir die Wächter rufen und sie auffordern, dich gefangenzuneh-
    men? Damit schildere ich natürlich nur eine hypothetische Situation.«
    »Wir hätten euch al e umgebracht, bevor die Soldaten auch nur halb
    durch die Tür sind«, antwortete Cohen schlicht und hörte, wie die Leute
    vor ihm erschrocken nach Luft schnappten. »Weitere Fragen?«
    »Äh… der Kaiser… ich meine, der frühere Kaiser… hatte einige sehr spezielle Wächter…«
    Etwas klimperte. Ein kleines Objekt mit vielen Spitzen rol te über die
    Treppenstufen und drehte sich auf dem Boden – ein Wurfstern.
    »Wir sind ihnen begegnet«, brummte der Junge Willie.
    »Gut, gut«, sagte der kleine Mann. »Dann scheint ja alles in Ordnung
    zu sein. Zehntausend Jahre dem Kaiser!«
    Die anderen wiederholten den Ruf. Ihre Stimmen klangen ein wenig
    rauh.
    »Wie heißt du, junger Mann?« fragte Herr Zervelatwurst.
    »Vier Große Hörner, Herr.«
    »Gut. Ausgezeichnet. Du wirst es noch weit bringen, da bin ich sicher.
    Welchen Beruf übst du derzeit aus?«
    »Ich bin Erster Assistent des Großkämmerers, Herr.«
    »Und wer ist der Großkämmerer?«
    Vier Große Hörner deutete auf den Mann, der lieber gestorben war, als
    von Cohen Befehle entgegenzunehmen.
    »Na bitte«, sagte Herr Zervelatwurst. »Anpassungsfähige Leute dürfen
    mit raschen Beförderungen rechnen, Großkämmerer. Und nun… Der
    Kaiser wünscht das Frühstück.«
    »Was mag er besonders?« fragte der neue Großkämmerer und bemühte
    sich, sehr anpassungsfähig auszusehen.
    »Viele Dinge. Derzeit möchte er große Stücke Fleisch und jede Menge
    Bier. Du wirst feststel en, daß der neue Kaiser ganz leicht zu bewirten
    ist.« Herr Zervelatwurst lächelte das wissende Lächeln eines Mannes, der
    sicher sein kann, daß außer ihm niemand den Witz versteht. »Der Kaiser
    hält nichts von Dingen, die er ›komischer ausländischer Kram mit Augen
    drin und so‹ nennt. Er zieht gesundes, nahrhaftes Essen vor, zum Bei-
    spiel Würstchen: Sie bestehen aus Teilen von verschiedenen Tierorga-
    nen, die man in eine Art Tüte aus Darm stopft. Aber wenn du ihn er-
    freuen möchtest, bring ihm große Stücke Fleisch. Habe ich nicht recht,
    Dschingis?«
    Cohens Blick galt den versammelten Höflingen. Wenn man neunzig
    Jahre lang al e Angriffe überlebt hat, zu denen Männer, Frauen, Trolle,
    Zwerge, Riesen, grüne Dinge mit vielen Beinen und in einem Fal auch
    ein wütender Hummer imstande sind, kann man eine Menge herausfin-
    den, indem man sich Gesichter ansieht.
    »Äh?« erwiderte er. »Oh. Ja. Stimmt haargenau. Große Stücke. Äh…
    Steuereintreiber… was machen diese Leute den ganzen Tag?«
    »Was sollen sie machen?«
    »Ich möchte, daß sie Leine ziehen.«
    »Herr?«
    »[Kompliziertes Piktogramm]«, sagte Herr Zervelatwurst.
    Der neue Großkämmerer blinzelte verblüfft.
    »Was, hier ?«
    »Es ist nur eine Redewendung. Der Kaiser möchte, daß alle Leute
    schnell diesen Raum verlassen.«
    Die Höflinge eilten fort. Manchmal bringt ein kompliziertes Pikto-
    gramm mehr zum Ausdruck als tausend Worte.

    Nach dem Chaos stand der Maler Vier Dicke Frösche auf, zog sich den
    Pinsel aus der Nase, holte die Staffelei aus dem Baum und versuchte,
    friedvol e Gedanken zu denken.
    Der Garten hatte sich… verändert.
    Der Weidenbaum ragte nun krumm zur Seite. Das Dach der Pagode
    war von einem außer Kontrolle geratenen Ringer verspeist worden. Die
    Tauben waren geflohen. Die Brücke war zerstört. Sein Model , die Kon-
    kubine Jadefächer, war schreiend fortgelaufen – allerdings hatte sie vor-
    her erst aus dem Zierteich steigen müssen.
    Und jemand hatte seinen Strohhut gestohlen.
    Vier Dicke Frösche rückte den Rest seiner Kleidung zurecht und ver-
    suchte, sich zu fassen.
    Die Tafel mit seinen Skizzen war natürlich zerbrochen.
    Er zog eine andere aus dem Beutel und griff nach der Staffelei.
    Ein großer Fußabdruck prangte in ihrer Mitte…
    Vier Dicke Frösche war den Tränen nahe. Er hatte ein gutes Gefühl
    mit dem Bild verbunden und gewußt, daß man sich noch lange Zeit daran erinnern

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