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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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eines ungewasche-
    nen Löwen – als recht reizvol empfunden.
    »Einfach nur große Stücke Fleisch?« fragte der Chefkoch. »Warum ver-
    speist er nicht gleich eine Kuh?«
    »Warte nur, bis du von der gräßlichen Spezialität namens Würstchen er-fährst«, erwiderte der Großkämmerer.
    »Große Stücke.« Der Koch war den Tränen nahe. »Wo bleibt da die
    Kunst? Nicht einmal Soße? Ich sterbe lieber, als einfach nur große Stük-
    ke Fleisch zu erhitzen!«
    »Oh«, sagte der Großkämmerer. »Mit solchen Bemerkungen würde ich
    sehr vorsichtig sein. Der neue Kaiser, möge er zehntausend Jahre lang
    baden, könnte das als Aufforderung verstehen…«
    Von einem Augenblick zum anderen wurde es stil . Grund dafür war
    ein plötzliches, nicht sehr lautes Geräusch: ein Plop, mit dem sich ein Korken aus einer Flasche löste.
    Lord Hong verfügte über die typische Fähigkeit eines Großwesirs, aus
    dem Nichts zu erscheinen. Er ließ den Blick durch die Küche schweifen.
    Im Gegensatz zu den meisten anderen Anwesenden schien er sich hier
    auszukennen.
    Er hatte eine kleine schwarze Flasche aus dem Ärmel seines Umhangs
    gezogen und trat nun vor.
    »Bringt mir das Fleisch«, sagte er. »Das mit der Soße erledigt sich von
    allein.«
    Die Höflinge schauten mit einer Mischung aus Entsetzen und Faszina-
    tion zu. Gift gehörte natürlich zur üblichen Hofetikette von Hunghung,
    aber normalerweise verwendete man es aus Taktgefühl im Verborgenen.
    »Gibt es hier jemanden, der irgend etwas sagen möchte?« fragte Lord
    Hong.
    Sein Blick war eine Sense, die Empörung und Protest zerschnitt. Nie-
    mand gab einen Ton von sich.
    »Nun gut«, fuhr Lord Hong fort. »Ich sterbe lieber, als einen… Barba-
    ren auf dem kaiserlichen Thron zuzulassen. Sol er seine… großen Stücke bekommen. Bringt mir das Fleisch.«
    Etwas bewegte sich auf dem Boden. Mehrere Stimmen riefen, und ein
    Stock pochte mehrmals. Ein Bauer erschien und schob widerstrebend
    einen Servierwagen durch die Menge.
    Als er Lord Hong sah, ließ er den Karren los und sank auf die Knie.
    »Ich wende den Blick von deinem… ein Obstgarten in guter Positi-
    on… Mist… Antlitz ab, o Lord.«
    Lord Hong stieß den Bauern mit dem Fuß an.
    »Es freut mich, daß du die Kunst des Respekts beherrschst«, meinte er.
    »Heb den Deckel.«
    Der Mann stand auf, verbeugte sich mehrmals und kam der Aufforde-
    rung nach. Unter dem Deckel wurde ein großes Tablett sichtbar.
    Lord Hong drehte die Flasche und hielt sie über das Fleisch, bis der
    letzte Tropfen herausgezischt war. Das Publikum beobachtete den Vor-
    gang atemlos.
    »Und jetzt bringt den Barbaren ihr Frühstück«, sagte er.
    »Gewiß, Euer himmlische… Tintenpinsel… Weidenwedel… Recht-
    schaffenheit.«
    »Woher kommst du, Bauer?«
    »Aus Bes Pelargic, o Lord.«
    »Ah. Dachte ich mir.«

    Die große Bambustür glitt beiseite. Der neue Großkämmerer trat ein,
    gefolgt von einer Karawane aus Servierwagen.
    »Das Frühstück, o Lord der tausend Jahre«, sagte er. »Große Stücke
    Schweinefleisch, große Stücke Ziegenfleisch, große Stücke Ochsenfleisch
    und sieben Schüsseln mit gebackenem Reis.«
    Einer der Bediensteten hob einen Deckel. »Aber wenn ich dir einen
    Rat geben darf… Rühr das Schweinefleisch nicht an. Es ist vergiftet.«
    Der Großkämmerer drehte sich um.
    »So eine Unverschämtheit! Dafür wirst du sterben.«
    »Rincewind, nicht wahr?« fragte Cohen. »Ja, es sieht ganz nach Rince-
    wind aus…«
    »Hab hier irgendwo meinen Hut«, sagte Rincewind. »Mußte ihn mir in
    die Hose stopfen…«
    »Gift?« brummte Cohen. »Bist du sicher?«
    »Nun, das Zeug befand sich in einer schwarzen Flasche mit einem To-
    tenkopfsymbol, und es zischte und dampfte, als es heraustropfte«, be-
    richtete Rincewind, als Herr Zervelatwurst ihm aufhalf. »War es viel eicht
    Sardel enessenz? Nein, ich glaube nicht.«
    »Gift«, wiederholte Cohen. »Ich hasse Giftmischer. Schleichen herum und schütten einem irgendwas in die Fressalien.«
    Er bedachte den Großkämmerer mit einem finsteren Blick.
    »Steckst du dahinter?« Er sah Rincewind an und deutete mit dem
    Daumen auf den sich duckenden Kämmerer. »War er’s? Wenn er dafür
    verantwortlich ist, so steht ihm das bevor, was ich mit den verrückten
    Schlangenpriestern von Start gemacht habe, aber diesmal benutze ich
    beide Daumen!«
    »Nein«, erwiderte Rincewind. »Das Gift stammt von einem gewissen
    Lord Hong. Und al e haben zugesehen, als er es aufs

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