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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Blut!«
    »Wir haben noch nicht gefrühstückt«, sagte Cohen und warf erneut das
    Messer hoch.
    »Ha! Ich sterbe lieber, als von jemandem wie dir Befehle entgegenzu-
    nehmen!«
    Cohen zuckte mit den Achseln. »Warum hast du das nicht gleich ge-
    sagt?«
    »Oh«, kommentierte Sechs Wohltätige Winde.
    Die Klinge verfehlte ihr Ziel nicht.
    »Wer war er?« fragte Cohen, als der Mann tot zu Boden sank. »Kannte ihn jemand?«
    »Dschingis…« Herr Zervelatwurst schüttelte den Kopf. »Wenn die
    Leute sagen, daß sie lieber sterben, so meinen sie das nicht ernst. Zumindest nicht immer.«
    »Warum sagen sie es dann?«
    »Nun… äh… sie sagen es einfach.«
    »Liegt es an der Zivilisation?«
    »Ich denke schon.«
    »Wir sollten sofort Klarheit schaffen.« Cohen stand auf. »Hand hoch,
    wer mich als neuen Kaiser ablehnt und lieber stirbt.«
    »Niemand?« fragte Herr Zervelatwurst.

    Rincewind lief wieder durch einen Flur. Gab es hier überhaupt kein
    Draußen? Mehrmals hatte er gehofft, einen Ausgang gefunden zu haben,
    doch die entsprechenden Türen führten zu Innenhöfen mit plätschern-
    den Springbrunnen und Weidenbäumen.
    Und jetzt erwachten die Leute allmählich. Rincewind hörte…
    … hastige Schritte hinter sich.
    Eine Stimme rief: »He…!«
    Er hastete zur nächsten Tür.
    Dampf fül te den Raum dahinter in dichten Schwaden. Undeutlich sah
    Rincewind eine Gestalt, die ein großes Rad drehte, und das Wort »Fol-
    terkammer« kam ihm in den Sinn – bis er den Geruch von Seife wahr-
    nahm, der das erste Wort durch »Wäscherei« ersetzte. Bleiche und un-
    glaublich saubere Leute sahen ohne großes Interesse von den Bottichen
    auf.
    Rincewind bezweifelte, daß sie von den jüngsten Ereignissen im Rest
    der Welt wußten.
    Er schlenderte an den blubbernden Kesseln vorbei.
    »Weiter so, guter Mann. Immer hübsch schrubben und schrubben.
    Und die Mangeln drehen. Ja, so ist es richtig. Gibt es hier einen zweiten
    Ausgang? Oh, gute Blasen, das sind wirklich gute Blasen. Ah…«
    Einer der Wäschereiarbeiter – vielleicht der Chef – bedachte Rince-
    wind mit einem argwöhnischen Blick und öffnete den Mund, vermutlich
    in der Absicht, eine unangenehme Frage zu stellen.
    Der Zauberer rannte los, überquerte einen Hof mit Wäscheleinen, die
    ein komplexes Zickzackmuster bildeten, blieb schließlich mit dem Rük-
    ken an der Wand stehen und keuchte.
    Zwar protestierte sein Überlebensinstinkt, aber es wurde Zeit, eine
    Pause einzulegen und nachzudenken.
    Man verfolgte ihn. Besser gesagt: Man verfolgte jemanden, der einen
    lädierten roten Mantel und einen halb verbrannten spitzen Hut trug.
    Es kostete Rincewind viel geistige Kraft, folgendes zu denken: Viel-
    leicht verfolgte man ihn nicht mehr, wenn er etwas anderes trug.
    Vor ihm baumelten Hemden und Hosen an Wäscheleinen. Ihre Form
    stand in der gleichen Beziehung zur Schneiderei wie das Fällen von
    Bäumen zur Tischlerei. Jemand hatte Röhren gewählt und seine Ent-
    scheidung nie in Frage gestellt. Solche Kleidung trugen fast alle Leute in
    Hunghung.
    Der Palast ist praktisch eine eigene Stadt, sagte die Stimme der Ver-
    nunft. Bestimmt wimmelt es hier von Leuten, die al e irgendeiner Arbeit
    nachgehen.
    Du müßtest… deinen Hut abnehmen, fügte die Stimme hinzu.
    Rincewind zögerte. Einem Nichtzauberer fiele es sicher schwer, die
    ungeheure Tragweite eines solchen Vorschlags zu verstehen. Ein Zaube-
    rer würde eher auf Mantel und Hose verzichten als auf den Hut. Ohne
    den Hut hielt man ihn viel eicht für… eine ganz gewöhnliche Person.
    Schreie erklangen in der Ferne.
    Die Stimme der Vernunft gelangte zu dem Schluß, daß sie ebenso tot
    enden würde wie der Rest von Rincewind, wenn sie keine drastischen
    Maßnahmen ergriff. Na schön, behalt unseren blöden Hut, sagte sie vol-
    ler Sarkasmus. Wegen unserem blöden Hut sind wir in eine solche Situa-
    tion geraten. Glaubst du etwa, daß du bald noch einen Kopf hast, auf
    dem du ihn tragen kannst?
    Auch Rincewinds Hände begriffen, daß die Zeiten außerordentlich in-
    teressant und sehr kurz werden würden, wenn sie nichts unternahmen.
    Sie streckten sich der Wäscheleine entgegen, nahmen ein Hemd und eine
    Hose, stopften beides in die Manteltasche…
    Die Tür sprang auf. Einige Wächter verfolgten ihn noch immer, und
    inzwischen hatten sich ihnen zwei Tsimo -Hirten angeschlossen. Einer von ihnen richtete seinen Stock auf Rincewind.
    Der Zauberer stürmte zu einem Torbogen und erreichte einen

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