Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Echte Biester: Roman (German Edition)

Echte Biester: Roman (German Edition)

Titel: Echte Biester: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
Vom Netzwerk:
wie vom Donner gerührt. Mit all dem Geld könnten sie die Raten für das Haus und den Pick-up bezahlen. Und seine Mutter bräuchte von dem, was sie in China verdiente, keinen einzigen Cent an die Bank abzudrücken.
    »Moment mal. Was ist mit dem Jungen?«, sagte Wahoos Vater zu Derek. »Er ist schließlich meine rechte Hand.«
    »Dann sagen wir zweitausendfünfhundert pro Tag. Außerdem erwähnen wir ihn im Abspann. Als Assistenten des Tiertrainers.«
    Mickey strich sich übers Kinn. »Darüber muss ich erst mal nachdenken.«
    Derek starrte ihn ungläubig an. »Soll das ein Witz sein? Das ist die Chance Ihres Lebens.«
    Wahoo wusste nicht recht, ob er sich geschmeichelt fühlen oder lieber misstrauisch sein sollte, weil Derek ihn einstellen wollte. Fünfhundert Dollar pro Tag – so viel Geld hatte er noch nie bei einem Job verdient. Und insgeheim fand er es auch sehr aufregend, dass sein Name am Ende der Sendung auf dem Bildschirm zu sehen sein würde.
    Doch während ein Teil von ihm wollte, dass sein Dad Dereks Angebot annahm, hatte ein anderer Teil Bedenken, weil er befürchtete, dass etwas Schlimmes passieren könnte. Die echten Everglades waren etwas ganz anderes als das künstliche Sumpfgelände auf dem Grundstück der Crays.
    Hin- und hergerissen, wie er war, entschuldigte er sich bei den anderen und ging nach draußen, um nach Alice zu sehen. Sie schmollte noch immer. Nur ihre schwarzen Nasenlöcher waren oberhalb des Wassers zu sehen. Wahoo setzte sich auf eine Getränkekiste aus Plastik und beobachtete, wie ein winziger Leopardfrosch über die Seerosenblätter hopste.
    Kurz darauf trieb ein zerfetztes Stück Stoff an die Oberfläche des Teichs. Wahoo zog es mit der Bambusstange ans Ufer. Es waren Dereks zerrissene Kakishorts, in denen sich zwei große hohle Alligatorzähne festgehakt hatten.
    »Die werden schon wieder nachwachsen«, sagte Wahoo zu Alice. Ein Alligator verschliss in seinem verfressenen Leben etwa dreitausend Zähne.
    »Klar, sie wird so hübsch wie immer sein«, meinte sein Vater, der sich zu ihm gesellt hatte. »Und das weiß sie auch.«
    »Was hast du ihnen gesagt, Pop?«
    »Du meinst, dem Schwachkopf?« Mickey Cray grinste. »Er hat mir die Szene gezeigt.«
    »Nun sag schon. Hast du den Auftrag angenommen oder nicht?«
    »Sie wollen mich aus der Szene rausschneiden, damit es nicht wie eine Rettungsaktion aussieht. Zuerst wird gezeigt, wie dieser Idiot unter Wasser rumhampelt, und in der nächsten Einstellung liegt er dann am Ufer – als wäre er Alice mit eigener Kraft entkommen!« Das Ganze schien Mickey eher zu amüsieren als zu ärgern. »Wie sagtest du doch? So ist das eben im Showgeschäft!«
    »Du hast also zugesagt?«
    »Wir brauchen nun mal die Kohle. Und zwar dringend.«
    Das konnte Wahoo nicht abstreiten. »Vielleicht hat Derek ja aus dem, was heute passiert ist, was gelernt«, sagte er.
    »Na sicher. Und vielleicht gründen die Waschbären demnächst ihre eigene Baseballmannschaft.« Wahoos Dad kickte die zerfetzten Shorts des TV-Stars zwischen die Rohrkolben. »Jetzt hol mal ein Hühnchen aus der Tiefkühltruhe, damit wir die gute alte Alice in ihr Gehege zurückbringen können.«
    » Zwei Hühnchen, Pop. Die hat sie verdient.«

9
    Am Abend fuhren Wahoo und sein Vater nach Florida City, um bei Walmart Vorräte einzukaufen: Mineralwasser, Gatorade, Insektenspray, Sunblocker, Kaffee, Schinken, Eipulver, Müsliriegel, Pringles, tiefgefrorene Hotdogs, schwarze Bohnen, Streichhölzer und eine Erste-Hilfe-Ausrüstung, darunter auch eine Flasche mit fünfhundert Aspirin für Mickey.
    Als sie an der Kasse standen, drängte Wahoo sich vor seinen Vater und bezahlte in bar.
    Mickey musterte ihn misstrauisch. »Wo hast du denn das Geld her?«
    »Hab ’ne Bank ausgeraubt«, erwiderte Wahoo. In Wirklichkeit hatte ihm seine Mutter für Notfälle dreihundert Dollar dagelassen, in einem Umschlag in seinem Sockenfach.
    »Erzähl nicht solch einen Punktpunktpunkt«, sagte Mickey.
    »Okay, ich hab keine Bank ausgeraubt, sondern im Lotto gewonnen.«
    »Ich warne dich!«
    »Los, schnapp dir ein paar Tüten«, sagte Wahoo. Er hatte seiner Mutter versprochen, seinem Dad nichts von dem Bargeld in der Schublade zu erzählen.
    Als sie die Einkäufe hinten auf den Pick-up luden, hörte Wahoo plötzlich jemanden rufen: »Wartet mal!«
    Er drehte sich um und erblickte Tuna Gordon, ein Mädchen aus seiner Schule. Sie hatte lockige dunkelblonde Haare und war für ihr Alter ziemlich klein, aber kein

Weitere Kostenlose Bücher