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Echte Biester: Roman (German Edition)

Echte Biester: Roman (German Edition)

Titel: Echte Biester: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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seiner Lippe. »Das ist alles deine Schuld.«
    War ich vielleicht so bescheuert, auf den Rücken des Alligators zu klettern? , dachte der Regisseur bei sich.
    »Das Wichtigste ist, dass niemand ernsthaft verletzt wurde«, meinte Raven.
    »Nein, das Wichtigste ist meine Sendung«, fuhr Derek sie an. Er gab sich alle Mühe, wie ein harter Kerl zu klingen, doch das war nur Show. Die Rangelei mit dem Reptil hatte ihm einen gewaltigen Schrecken eingejagt. Er hatte wirklich gedacht, dass er ertrinken oder aufgefressen werden würde. Im Laufe der Jahre hatte es bei den Aufnahmen für die Serie zwar auch schon andere Pannen gegeben, aber keine, die so schrecklich gewesen war wie seine Begegnung mit der Sumpfbestie namens Alice.
    »Übrigens …«, sagte Derek zum Regisseur, »betrachte dich als gefeuert.«
    »Ich möchte dir gern etwas zeigen.«
    »Vielleicht das Schreiben, in dem du kündigst?«
    Der Regisseur hielt eine Disc hoch. »Die Teichszene.«
    »Vernichte das sofort!«
    »Nun mal langsam«, erwiderte der Regisseur.
    Derek sah ihn finster an. »Willst du mich vielleicht damit erpressen?« Er blickte zu Raven hinüber. »Du bist meine Zeugin«, sagte er. »Offenbar will er Schweigegeld rausschlagen.«
    »Reg dich ab«, entgegnete der Regisseur und schob die Disc in einen DVD-Player, der unter einem Flachbildschirm stand.
    Derek wies Raven mit einer Geste an, seine Kopfkissen aufzuschütteln. »Soll er doch seinen Spaß haben, bevor er Leine zieht«, sagte er.
    Raven nahm auf der Bettkante Platz, um sich die Szene anzusehen. Sie merkte, dass sie immer deprimierter wurde. Ihr Boss, der leitende Produzent von Expedition Überleben! , würde ausrasten, wenn er erfuhr, dass die Everglades-Episode gestrichen werden musste. So etwas kostete immer viel Geld, weil der Regisseur und das Team ja trotzdem bezahlt werden mussten.
    Sie würde nie vergessen, wie Derek auf Madagaskar von einem Baobab gesprungen war und sich beide Knöchel verstaucht hatte. Der Sprung war im Drehbuch gar nicht vorgesehen. Aber ein kleiner Gecko war in seine Shorts gekrochen und hatte ihm einen Schrecken eingejagt.
    Auf einem anderen Set – in Mexiko – war Derek in all seinem Ungeschick über eine Schildkröte gestolpert und in einer Yuccapalme gelandet. Sein Gesicht war angeschwollen wie ein Kugelfisch. Danach hatte er zwei Wochen lang einen Schleier getragen und es abgelehnt, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen.
    Bei Dreharbeiten in Australien – ein äußerst kostspieliges Unternehmen – hatte Derek die Warnungen des lokalen Tiertrainers in den Wind geschlagen und versucht, ein Wallaby zu attackieren, das er sich vor der Kamera zum Abendessen braten wollte. Ergebnis: fünf gebrochene Rippen, eine gezerrte Achillessehne, Kopfwunden, die mit sechzehn Stichen genäht werden mussten, und fünf Tage Krankenhaus.
    Bei jedem dieser Fälle mussten die Dreharbeiten eingestellt und die Unkosten beglichen werden. Raven wusste, dass man Derek schon längst aus der Serie geschmissen hätte, wenn Expedition Überleben! nicht so ein Bombenerfolg gewesen wäre.
    »Bringen wir’s hinter uns«, sagte sie zum Regisseur.
    Dieser startete den DVD-Player. Dreiunddreißig Sekunden später stellte er das Gerät wieder ab.
    Raven atmete tief durch. Derek saß kerzengerade da und machte große Augen.
    »Na?«, sagte der Regisseur.
    »Das … war … verdammt … brillant!« Triumphierend boxte Derek mit beiden Fäusten in die Luft. »Ich bin fast umgekommen, nicht? Dieses bösartige Monster hätte mich fast getötet!«
    Raven war ziemlich aufgewühlt, nachdem sie das Ganze noch einmal – wenn auch nur auf dem Bildschirm – gesehen hatte.
    »Soll ich die Aufnahme immer noch vernichten?«, fragte der Regisseur.
    »Vernichten?!«, brüllte Derek. »Bist du verrückt geworden, Kumpel? Dieses Zeug ist erste Sahne. Stimmt’s, Raven? Ist das nicht der Knaller?«
    »Ja, ist es«, sagte Raven leise.
    »Hast du gesehen, was dieser übergeschnappte Hinterwäldler gemacht hat?«
    »Der Typ hat sie nicht mehr alle«, stimmte der Regisseur ihm zu.
    »Kannst du ihn aus der Szene rausschneiden?«, erkundigte sich Derek mit gedämpfter Stimme.
    »Kein Problem. Schnipp, schnipp.«
    »Wunderbar!«
    »Aber er hat dir das Leben gerettet, Derek«, gab Raven zu bedenken.
    »Und dafür soll er reichlich entschädigt werden.«
    »Heißt das, ich bin nicht gefeuert?«, fragte der Regisseur mit hoffnungsvollem Lächeln.
    »Gefeuert? Ha!« Derek sprang vom Bett und schlang den Arm um den

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