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Echte Biester: Roman (German Edition)

Echte Biester: Roman (German Edition)

Titel: Echte Biester: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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bisschen schüchtern. Wahoo kannte sie nicht besonders gut, obwohl sie ihm im Biologieunterricht aufgefallen war, weil sie die lateinischen Namen aller einheimischen Schlangen und Echsen wusste.
    »Könnt ihr mich mitnehmen?«, fragte Tuna. Sie trug eine tarnfarbene Regenjacke, Jeans und hellgrüne Flipflops. Der Segeltuchbeutel über ihrer Schulter sah aus, als wöge er mehr als sie.
    »Ist das eine Freundin von dir?«, fragte Mickey Wahoo.
    »Wir haben zusammen Bio.«
    »Und Mathe«, ergänzte Tuna.
    Wahoos Vater betrachtete ihren Riesenbeutel. »Wo willst du denn hin, Schätzchen?«
    »Einfach irgendwohin«, antwortete sie. »Wo immer ihr hinfahrt.«
    Als sie näher trat, sahen die beiden, dass sie ein blaues Auge hatte.
    »Wo hast du das denn her?«, fragte Mickey.
    »Bin die Treppe runtergefallen.«
    »Blödsinn.«
    »Dann eben nicht«, sagte Tuna und machte kehrt.
    »Moment mal.« Wahoo winkte sie zurück. Er wusste nicht, was er sagen oder wie er sich verhalten sollte. Wer um alles in der Welt würde denn ein Mädchen schlagen? , überlegte er.
    Sein Vater fragte Tuna, wo sie wohne. Sie zeigte auf einen verbeulten alten Winnebago am anderen Ende des Park-platzes.
    »Okay, aber wo ist euer Standplatz?«, fragte Mickey.
    »Genau dort.«
    »Du wohnst auf dem Parkplatz von Walmart?«
    »Wohnmobile dürfen umsonst da abgestellt werden«, erklärte Tuna. »Wir haben Strom und Wasser, alles, was wir brauchen. Ist gar nicht so schlecht.«
    Mickeys Vater schüttelte den Kopf. »Ist ja seltsam, auf einem Parkplatz zu campen.«
    Wahoo wusste, dass Tuna die Wahrheit sagte. In der fünften Klasse hatte er einen Jungen kennengelernt, der den ganzen Sommer damit verbracht hatte, zusammen mit seiner Familie in einem Gulf Stream-Trailer von einer Walmart-Filiale zur nächsten zu ziehen, von Myrtle Beach in South Carolina bis nach Portland in Oregon.
    »Was ist denn nun wirklich mit deinem Auge passiert?«, fragte Wahoo.
    »Hab ich doch gesagt. Bin hingefallen.«
    »Das ist Quatsch«, sagte Mickey zu Wahoo. »Bestimmt hat ihr jemand eine verpasst.«
    Tunas Wangen wurden knallrot. Wahoo war schockiert, dass sein Vater das so unverblümt sagte. Gleichzeitig tat ihm Tuna leid, weil es wahrscheinlich stimmte.
    Mickey beugte sich nach unten und flüsterte: »War das dein Alter?«
    Tuna wich zurück. »Kann schon sein.«
    »Ist er betrunken?«
    Tränen traten ihr in die Augen. »Das ist er jeden verdammten Abend«, sagte sie leise.
    »Wo ist denn deine Mom?«, fragte Wahoo.
    Tuna schniefte. »Oben im Norden. Bei meiner Oma.«
    Mickey Cray starrte finster zu dem Winnebago hinüber, und Wahoo wusste, dass er mit dem Gedanken spielte, Mr. Gordon einen Besuch abzustatten. Das konnte nur böse enden, mit Polizei und Krankenwagen. Wahoos Vater hatte absolut nichts übrig für Dreckskerle, die Kinder und Tiere schlugen.
    »Du kommst mit uns«, sagte Wahoo zu Tuna, »auf einen echten Campingtrip.«
    Ihre Augen leuchteten auf. »Wirklich?«
    »Wir fahren für ein paar Tage in die Everglades.«
    »Super.«
    »Bin gleich wieder da«, sagte Mickey und steuerte auf das Wohnmobil zu, in dem Tunas Vater sich volllaufen ließ.
    Wahoo rannte ihm hinterher und baute sich vor ihm auf. »Nein, lass das.«
    »Übrigens hat er eine Waffe«, sagte Tuna.
    Mickey runzelte die Stirn. »Dann sollte sie ihm jemand wegnehmen.«
    »Halt dich da raus, Pop. Jetzt ist sie ja in Sicherheit.« Wahoo öffnete die rechte Hand seines Vaters, die dieser zur Faust geballt hatte, und drückte einen Zwanzig-Dollar-Schein hinein.
    »Wofür soll das denn sein?«
    »Jetzt, wo wir zu dritt sind, brauchen wir mehr Essen für unsern Trip«, sagte Wahoo. Er sah Tuna an. »Trinkst du lieber Cola oder Mountain Dew?«
    »Ist mir egal.«
    Wahoo gab seinem Vater noch fünf Dollar. »Dann hol Mountain Dew.«
    Mickey schob sich die Scheine in die Hosentasche und murmelte: »Wartet im Pick-up auf mich.« Dann trottete er zum Supermarkt zurück. Wahoo ließ ihn nicht aus den Augen, um sich zu vergewissern, dass er keinen Abstecher zu Mr. Gordons Wohnmobil machte.
    Sobald sie im Pick-up saßen, sagte Tuna: »Hör mal, ich will euch aber nicht den Urlaub vermasseln.«
    »Das ist kein Urlaub. Wir haben da einen Job«, erwiderte Wahoo.
    »Und was für einen?«
    Als Wahoo es ihr erzählte, wollte sie ihm zuerst nicht glauben.
    Derek Badger lag in seinem flauschigen purpurfarbenen Bademantel auf dem Bett und sah sich wieder und wieder die Alligatorszene an.
    »Mensch, das ist einfach spitze«,

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