Echte Biester: Roman (German Edition)
Finger auf die Karte. »Dieses Terrain ist riesig. Inzwischen könnte Derek sonst wo sein.«
Wahoo und sein Vater wussten, dass das nicht zutraf. Derek Badger war keine schlaue alte Sumpfratte, die es jederzeit schaffte, ihre Verfolger auszutricksen. Der Mann hatte keinen Schimmer, wie er sich verhalten sollte. Höchstwahrscheinlich würde er mit Links Sumpfboot kreuz und quer durch die Schneidegrasmarsch fahren, bis er es auf trockenes Land setzte, gegen einen Baum prallte oder ihm ganz einfach das Benzin ausging.
»Verhungern wird er nicht«, sagte Mickey Cray zu Raven, »aber wenn man so blöd ist wie er, kann man hier draußen auch auf andere Art und Weise umkommen. Okay, ich werde Ihnen helfen, ihn zu finden.«
Der Regisseur starrte mit hoffnungslosem Blick auf die Karte des Gebiets, in dem Derek verschwunden war – eine grüne Fläche ohne charakteristische Besonderheiten. Es gab weder Straßen noch Kanäle oder Dämme, denen man folgen konnte. Weit und breit nichts als Sumpf.
»Auf meinem Boot sind vier Liter Wasser«, sagte Link.
Raven war erleichtert. »Also verdurstet er wenigstens nicht.« Sie stand auf. »Dann wollen wir mal, bevor es wieder anfängt zu regnen«, sagte sie in geschäftsmäßigem Ton, um zu überspielen, wie besorgt sie war.
Wahoo ging in den Laden, um Tuna zu holen. Sie stand gerade an der Kasse. »Was hast du dir denn gekauft?«, fragte er.
»Gar nichts.« Sie reichte ihm drei Ein-Dollar-Scheine. Er hatte ihr einen Fünfer gegeben, damit sie sich einen Snack kaufen konnte.
»Na, irgendwas musst du doch gekauft haben«, sagte Wahoo.
Sie schien irgendwie nervös zu sein. »Ach ja, hab ich ganz vergessen. Einen Burrito. War hart wie Stein.«
Wahoo merkte, dass etwas nicht stimmte. »Was ist los?«
»Nichts«, erwiderte Tuna. Trotzdem wirkte sie anders als sonst.
»Komm, mir kannst du es doch erzählen.«
»Ist schon okay.« Sie drängte sich an ihm vorbei und ging auf die Tür zu. »Welches Boot nehmen wir, Lance? Ich möchte zusammen mit Link fahren.«
17
Wenn jemand sich die Mühe gemacht hätte, Derek Badgers Luxuswohnmobil zu durchsuchen, so wäre er womöglich auf eine Erklärung für sein plötzliches Verschwinden gestoßen.
Unter seiner Matratze hatte Derek nämlich eine Sammlung von DVDs versteckt, genauer gesagt, Staffel eins bis drei von Flügel der Finsternis . Die Filme basierten auf einer Reihe populärer Romane, in denen es um einen ebenso attraktiven wie sensiblen Highschool-Baseballstar namens Dax Mangold und seine Freundin Lupa Jean ging. In der ersten Staffel, Rad des Schicksals , verwandelt Lupa Jean sich in einen Vampir, nachdem sie während ihres Cheerleader-Trainings von einer Fledermaus gebissen worden ist. In der nächsten Staffel, Das Heulen des Fürsten der Dunkelheit , beißt Lupa Jean dann Dax Mangolds Hund – einen etwas dämlichen, aber liebenswerten Beagle namens Bixby –, woraufhin dieser ebenfalls zum Vampir wird.
In der letzten Staffel, Die Rache des Blutmonds , wird auch Dax gebissen – und zwar von einer Fledermaus, einem Flughörnchen, einem durchgedrehten Meerschweinchen, dem süßen Bixby und natürlich von Lupa Jean (von ihr sogar zweimal). Trotzdem gelingt es Dax, gegen den Fluch des Vampirismus anzukämpfen und sowohl seinen geliebten Hund als auch seine Freundin aus den Klauen der Untoten zu retten. In einer Kundenrezension im Internet hatte es über die Flügel der Finsternis -Trilogie geheißen, es seien »die drei hirnrissigsten Bücher, die je in englischer Sprache geschrieben wurden, eine Beleidigung für jeden arglosen Leser, dem der tragische Irrtum unterläuft, eins davon zu kaufen«.
Derek Badger hatte sich die Bücher nie gekauft, weil er es geflissentlich vermied zu lesen. Doch er liebte Filme, besonders gruselige. Am liebsten mochte er Vampirfilme, von denen er nicht genug bekommen konnte, auch alte wie die Dracula -Verfilmung mit dem gespenstischen Bela Lugosi in der Hauptrolle. Diese Sucht hielt er jedoch geheim, selbst vor Raven Stark.
Nicht dass Derek an Vampire gedacht hätte, als er die Bulldoggfledermaus entdeckt hatte. Er hatte schlicht und einfach die Absicht gehabt, das benommene Tier zu verschlingen, schließlich war das sein Markenzeichen. Die treuen Zuschauer von Expedition Überleben! erwarteten, dass in jeder Folge mindestens eine ekelhafte Szene dieser Art vorkam.
Da Derek angenommen hatte, das Tier sei außer Gefecht gesetzt, war er mehr als verblüfft, als es sich in seine Zunge verbiss. Der
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