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Echte Biester: Roman (German Edition)

Echte Biester: Roman (German Edition)

Titel: Echte Biester: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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eingedeckt. Raven Stark hatte Sickler eingeschärft, niemandem zu verraten, dass Derek vermisst wurde, weil das zur Folge haben könnte, dass neugierige Reporter aufkreuzen würden. Sickler hatte sich halbherzig bereit erklärt, den Mund zu halten. Sein Gesicht in den Abendnachrichten wäre zwar eine gute Reklame für den Laden gewesen, doch fürs Erste war er willens abzuwarten.
    Er saß hinter dem Ladentisch und verputzte eine Tüte Donuts, als plötzlich ein stämmiger, unrasierter Mann zur Tür hereinkam. Für einen Touristen war er zu braun gebrannt. Er trug ein verblichenes Football-Shirt, ausgebeulte Trainingshosen und verdreckte Turnschuhe ohne Schnürsenkel. Seine Haare waren verfilzt, seine Augen rot gerändert und triefig.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte Sickler.
    »Glaub schon.«
    »Sie sehen durstig aus, Sportsfreund. Wollen Sie ein Mineralwasser?«
    »Bier«, erwiderte der Mann.
    »Gern.«
    »Flaschenbier, wenn Sie welches haben.«
    »Na, aber sicher.«
    »Is’ das Ding da echt oder nachgemacht?« Der Mann zeigte auf den ausgebleichten Fuchsschädel, der auf einem Brett über der Mikrowelle lag.
    »Natürlich ist es echt.« Sickler gelang es, entrüstet zu klingen. »Hab das Viech selbst geschossen«, sagte er, was eine Lüge war. »Für vierzig Eier können Sie’s haben.«
    »Nein, danke.«
    »Wie wär’s mit dreißig?«
    »Wie wär’s, wenn ich in Ruhe mein Bier trinken könnte?« Der Mann ließ die Hälfte der Flasche in sich hineinlaufen, bevor er weiterredete. »Ich suche jemanden.«
    Sickler dachte sofort an Derek Badger, doch das haute nicht hin. Der Fremde sah nicht wie ein Reporter aus.
    »Wen denn? Wie heißt er?«
    »Is’ kein Er, sondern ’ne Sie.«
    Sickler lächelte und leckte den Puderzucker von einem Donut. »Hier kommen nicht viele Frauen her, Sportsfreund. Falls hier eine aufgekreuzt wäre, würd ich mich sicher dran erinnern.«
    Der Mann klatschte ein Foto auf den Ladentisch. »Um ’ne Frau geht’s nicht«, sagte der Mann barsch, »sondern um meine Tochter.«
    Es war eine Aufnahme von dem mageren Mädchen, das bei Derek Badgers Filmteam rumgehangen hatte. Sie sah genauso aus, wie Sickler sie in Erinnerung hatte, bloß dass auf dem Foto das blaue Auge fehlte.
    »Sie is’ schwer krank«, erklärte der Mann, »und ohne ihre Medikamente von zu Hause weggelaufen.«
    »Was hat sie denn?«, erkundigte sich Sickler.
    »Nennt sich Floydsche Krankheit. Daran könnte sie sterben.«
    »Floydsche Krankheit? Hab ich noch nie gehört.«
    »Die is’ sehr selten«, erwiderte der Mann. »Nur eins von zwanzig Millionen Kindern kriegt die, sagen die Ärzte.«
    Sickler hatte im Laufe der Jahre so viele Scherereien gehabt, dass er auf weitere verzichten konnte. Vielleicht sagte der Fremde die Wahrheit, vielleicht aber auch nicht. Jedenfalls hatte Sickler keine Lust, in Familienstreitigkeiten hineingezogen zu werden.
    Er schob das Bild des Mädchens weg. »Tut mir leid. Die hab ich noch nie gesehen.«
    »Ach, tatsächlich?« Der Mann beugte sich über den Ladentisch und zischte: »Sie hat mich aber von hier angerufen, Sportskanone!«
    Sickler stieß den Mann zurück. Er war zwar massiger als der Fremde – mit fast hundertfünfzig Kilo war er massiger als die meisten anderen –, gleichzeitig aber überhaupt nicht in Form. Deshalb hatte er immer einen Klauenhammer unter dem Ladentisch.
    Er holte ihn heraus und sagte: »Nun halten Sie mal die Luft an, Sportsfreund.«
    Der Mann hob beschwichtigend die Hände. »Sorry, Kumpel. Ich muss sie einfach finden, bevor sie ins Koma fällt oder so. Legen Sie den Hammer ruhig wieder weg. Ich mach schon keinen Ärger.«
    Sickler ließ den Hammer, wo er war. »Hier kommen ’ne Menge Touristen rein, um zu telefonieren, weil ihr Handyakku leer ist«, sagte er. »Ich achte nicht darauf, wie die oder ihre Kinder aussehen.«
    »Sie ist keine Touristin.«
    Sickler gefiel weder die Aggressivität des Mannes noch der fiese Ausdruck in seinen Augen. Und dass er ihn mit »Sportskanone« angeredet hatte, war ebenfalls völlig daneben.
    »Ich hab doch gesagt, dass ich das Mädchen noch nie gesehen hab. Und jetzt verschwinden Sie, ich hab noch was anderes zu tun.«
    »Hören Sie mal …«
    »Aber vorher bezahlen Sie Ihr Bier.« Sickler klopfte mit dem Hammer auf den Ladentisch. »Macht genau vier Dollar.«
    Der Fremde holte ein schmuddeliges Bündel Banknoten heraus und zählte das Geld ab. »Ihr Name ist Tuna.«
    »Tina?«
    »Nein, Tuna.«
    »Wie der Fisch?«
    »Am

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