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Echte Biester: Roman (German Edition)

Echte Biester: Roman (German Edition)

Titel: Echte Biester: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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der sich allmählich wieder mit Wolken bezog. Der Mond ließ sich unfreundlicherweise kein einziges Mal blicken.
    In seinem Magen gluckerte es. Er hoffte inständig, dass das nicht der Frosch war, der versuchte zu entkommen. In dem Moment hatte er eine absolut brillante Idee: Er würde mit der Helmkamera aufnehmen, wie er sich in einen Vampir verwandelte. Das würde zu sensationellen Einschaltquoten von Expedition Überleben! führen!
    Derek aktivierte die kleine Kamera und stellte das Gerät auf den Fahrersitz des Boots. Nachdem er sich im schwachen Strahl der Lampe in Positur geworfen hatte, begann er, seine schreckliche Geschichte zu erzählen:
    »Mmmphhrrroooffftteeeeblahhhkkktunnnghhh …«
    Das war alles, was er mit seiner geschwollenen Zunge zustande brachte. Obwohl er es mehrmals versuchte, kam immer nur Kauderwelsch heraus. Schließlich schaltete er die Kamera ab und legte sich wieder auf die Bank, um sich zu kratzen und vor sich hin zu brüten.
    Derek war weder körperlich noch geistig in guter Verfassung. Die Fledermaus, die ihn gebissen hatte, war zwar nicht tollwütig gewesen, dennoch hatte ihr Speichel genug giftige Keime enthalten, um Dereks ohnehin nicht sehr ausgeprägten Wirklichkeitssinn noch weiter zu schwächen. In seiner überhitzten Fantasie waren die Vampirfilme mit Dax Mangold jetzt genauso lebensecht wie ein Dokumentarfilm von National Geographic.
    Als er Links Sumpfboot noch einmal durchsuchte, entdeckte er eine Packung zäher Speckgrieben, die er runterzuschlucken versuchte, wobei sich seine geschwollene Zunge immer wieder als Hindernis erwies. In der Ferne krächzte ein Reiher, doch in Dereks Ohren hörte es sich so an wie der Schrei eines Zombies.
    Er kauerte sich zusammen und schloss die Augen. Erneut dachte er an Essen – besonders an die leckeren Nachspeisen, die ihm jeden Abend in seine Hotelsuite gebracht wurden. Er konnte den würzigen Karottenkuchen förmlich riechen, die sahnige Crème brûlée auf der Zunge schmecken …
    Die dunklen Mächte werden nie von mir Besitz ergreifen , schwor sich Derek, indem er Dax Mangold zitierte. Eee-ka-laro! Eee-ka-laro! Gumbo mucho eee-ka-laro!

19
    Als Wahoo kurz vor Sonnenaufgang erwachte, musste er erst einmal eine Waschbärenfamilie verjagen, die auf der Suche nach etwas Essbarem um die Zelte herumstrich. Da die tief hängenden Wolken noch mehr Regen versprachen, zog er die blaue Regenjacke an, die Raven Stark ihm geschenkt hatte.
    Mickey Cray kam aus dem Zelt. Er sah müde und abgespannt aus.
    »Wie viele Finger, Pop?« Wahoo reckte zwei in die Höhe.
    »Hör auf, mir geht’s bestens.«
    »Keine Kopfschmerzen?«
    »Hab nur schlecht geschlafen, das ist alles.«
    Wahoo wusste, warum. Sein Vater machte sich Sorgen.
    »Was meinst du, wie lange Derek da draußen überleben kann?«
    »Kommt ganz drauf an«, erwiderte Mickey. »Wenn er mit dem Sumpfboot gekentert ist, dann ist er schon tot, weil der Propeller Kleinholz aus ihm gemacht hat.«
    »Nehmen wir mal an, er hat keinen Unfall gebaut. Nehmen wir an, ihm ist nur das Benzin ausgegangen.«
    Wahoos Vater dachte kurz nach. »Tja, da der Typ genug Speck auf den Rippen hat, würde es eine Weile dauern, bis er verhungert.«
    »Eine Woche?«, hakte Wahoo nach.
    »Mindestens. Es sei denn, er stellt was absolut Blödes an.«
    Genau das befürchteten auch die Leute vom Filmteam. Wahoo fragte seinen Vater, ob er glaube, dass Derek verrückt geworden sei.
    »Welchen Unterschied würde das schon machen?«, entgegnete Mickey.
    Er war nicht angeheuert worden, um einen ausgeflippten TV-Star aufzuspüren. Und das war seine erste Menschenjagd. Deshalb hatte er sich die ganze Nacht unruhig hin und her gewälzt. Obwohl er Derek Badger nicht mochte, bedrückte Mickey die Vorstellung, dass man den Mann tot auffinden könnte – oder dass er für immer verschollen blieb.
    Tuna kam aus ihrem Zelt und erklärte, sie hätte Appetit auf einen Kaffee und einen Burrito. Auf dem Weg zu Sicklers Laden machten sie an der Anlegestelle halt, wo das Filmteam und die Sumpfbootfahrer von Raven instruiert wurden, bevor sie ihre Suche fortsetzten. Link war ebenfalls da. Seinem finsteren Gesichtsausdruck ließ sich entnehmen, dass ihm das Schicksal seines Boots mehr am Herzen lag als das Schicksal Derek Badgers. Zu Wahoos Überraschung hatte Mickey dafür Verständnis.
    »Das Boot ist alles, was er hat«, sagte er mit gedämpfter Stimme. »Wahrscheinlich hat er das verflixte Ding selbst gebaut.«
    »Er hat versucht, dich zu

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