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Echte Biester: Roman (German Edition)

Echte Biester: Roman (German Edition)

Titel: Echte Biester: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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allmählich röteten und anschwollen.
    Tuna hielt inne, um einen der Quälgeister zu betrachten, den sie gerade mit der Hand zerquetscht hatte.
    »Na, wie lautet der Befund?«, fragte Wahoo.
    » Aedes aegypti , nehme ich an.« Sie schnippte das tote Insekt weg. »In den Everglades gibt es dreiundvierzig verschiedene Moskitoarten, aber nur dreizehn davon stechen Menschen. Ist das nicht seltsam?«
    Wahoo lächelte betrübt. »Und wo sind die netten?«
    Nachdem sie die Zelte aufgebaut hatten, rollten sie ihre Schlafsäcke aus. Tuna wollte ein Lagerfeuer anmachen, was aber, wie auf einem großen gelben Schild stand, verboten war. Als die Dunkelheit hereinbrach, aßen sie eine Packung Pringles, die sie mit Gatorade runterspülten. Wahoo war froh, dass Tuna wieder so aufgekratzt und munter war wie zuvor.
    »Wer hat dir eigentlich den Fischnamen gegeben?«, fragte sie plötzlich.
    Er erzählte ihr, dass seine Eltern kurz nach ihrer Heirat ein Abkommen getroffen hätten. Seine Mutter würde den Namen des ersten Babys aussuchen – bei dem es sich um Julie handelte, Wahoos ältere Schwester – und sein Vater den des zweiten.
    »Da hast du wirklich Pech gehabt«, meinte Tuna.
    »Als Pop klein war, hatte er einen Lieblingswrestler, der Wahoo McDaniel hieß. Der war stark wie ein Bär und stammte von den Choctaw-Indianern ab. Er hat auch für die Dolphins gespielt, als Linebacker.«
    »Und was hält deine Mom davon?«
    »Sie ist nicht gerade begeistert davon, meint aber, abgemacht sei abgemacht.«
    »Bist du auch Wrestler, Lance?«
    »Nein. Ich bin auch nicht im Footballteam.«
    »Aber wirst du wegen dieses blöden Namens in der Schule denn nicht dauernd verarscht?«
    »Früher schon«, sagte Wahoo, »bis das hier passiert ist.« Er zeigte auf die Stelle, wo einmal sein rechter Daumen gewesen war. »Jetzt lassen mich alle in Ruhe, weil sie glauben, dass jemand, der von einem Alligator gebissen wurde, ohne gleich in Ohnmacht zu fallen, supertough sein muss. Aber das hat nichts miteinander zu tun.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher.« Tuna machte ihren Segeltuchbeutel auf. Dabei fiel ihr Blick auf das Drehbuch, das sie zwischen die Bücher und Zeitschriften gesteckt hatte. »Ich schätze mal, das können wir jetzt wegschmeißen«, sagte sie.
    »Warte, lass uns doch mal nachsehen, wie die Folge zu Ende gehen sollte.« Wahoo holte die Taschenlampe heraus und setzte sich neben Tuna auf den Schlafsack. Dann schlugen sie die letzte Seite auf:
    NAHAUFNAHME VON DEREKS SCHWEIZER ARMEEMESSER, mit dem er an einem umgestürzten Baumstamm herumschnitzt. Nur dass der Baumstamm kein Baumstamm mehr ist, sondern ein Einbaumkanu, wie die Seminolen es früher benutzten, um durch die Sümpfe zu fahren.
    SCHNITT ZU HALBTOTALEN des fertigen Kanus.
    DEREK
    (erschöpft) Ist das nicht ein Prachtstück? Ich habe die ganze Nacht geschuftet und jetzt kann ich es endlich zu Wasser lassen! Ich kann’s kaum erwarten, von hier wegzukommen.
Mensch, ich dachte schon, diesmal sei ich geliefert, als dieses Alligatormonster über mich herfiel. Eins steht jedenfalls fest: Noch einen Alligator könnte ich nicht abwehren, dafür fehlt mir die Kraft. Ich muss also schleunigst verschwinden.
    Er setzt die HELMKAMERA auf und schnappt sich einen dicken Ast, um ihn als Paddel zu benutzen. Dann steigt er vorsichtig in das Kanu und legt ab.
    SCHNITT HELMKAMERA, die Dereks Perpektive wiedergibt, der langsam durch einen mit Seerosen bedeckten Teich fährt und auf einen Wasserarm voller Schneidegras zusteuert.
    DEREK
    (paddelt schwer atmend weiter) In diesem Teil der Everglades sieht alles gleich aus, ganz egal, welche Richtung man einschlägt. Mittags wird die Sonne so knallheiß sein, dass ich einen tödlichen Hitzschlag bekommen könnte. Meine einzige Hoffnung ist, dass mich hier draußen jemand findet, bevor es zu spät ist ...
    HELMKAMERA richtet sich zum Himmel, wo Truthahngeier kreisen. Derek paddelt weiter, das Schneidegras ritzt seine sonnenverbrannten Arme auf, bis ...
    DEREK
    Kann sein, dass ich Halluzinationen habe, aber mir ist so, als ob ich ein Flugzeug höre!
    SCHNITT HUBSCHRAUBERKAMERA; TOTALE von oben.
    Derek steht im Kanu und winkt wie wild.
    Über ihm fliegt ein kleines einmotoriges Flugzeug vorbei.
    DEREK
    (schreit verzweifelt) Hey, Leute, ich bin hier unten! Kommt zurück!
    Nach einigen spannungsvollen Momenten geht das Flugzeug langsam in die Kurve und macht kehrt. Derek ruft laut Hurra und reckt beide Fäuste in die Höhe. Der Pilot dippt einen Flügel,

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