Echte Morde
machen."
„Gut. Aber ruf mich an, wenn du Angst bekommst - du kannst immer bei mir wohnen."
Nachdem ich aufgelegt hatte, fühlte ich mich plötzlich viel zu zappelig, um in aller Ruhe meinen Kaffee zu trinken. Ich sah mich um und beschloss, den unerwarteten Energieschub nutzbringend einzusetzen und aufzuräumen. Erst in meinem Wohn-, Ess- und Kochbereich gleich neben der Terrasse, dann im eigentlichen Wohnzimmer vorn, der „guten Stube", die ich nur selten benutzte. Ich sah nach, ob im Gästebad genug Toilettenpapier vorhanden war und rannte nach oben, um mein Bett zu machen und das Schlafzimmer aufzuräumen. Das Gästezimmer war wie immer beispiellos sauber und ordentlich. Rasch sammelte ich meine Schmutzwäsche ein, trabte mit dem Bündel unter dem Arm wieder nach unten und warf alles recht unzeremoniell die Kellertreppe hinunter, wo die Sachen direkt zu Füßen der Waschmaschine landeten. Der Boden in Lawrenceton war so beschaffen, dass man Häuser unterkellern konnte.
Nachdem ich auf die Uhr gesehen und festgestellt hatte, dass mir bis zum Eintreffen Arthur Smiths noch fünfzehn Minuten verblieben, sah ich nach, ob genug Kaffee in der Kanne war und ging wieder nach oben, um mich ein wenig zu schminken. Das war einfach, da ich immer nur wenig Make-up trug und auch kaum in den Spiegel sehen musste, wenn ich es auflegte. Aus reiner Gewohnheit warf ich schließlich doch einen Blick in den Spiegel: Ich sah weder interessanter noch erfahrener aus als am Tag zuvor. Noch immer war mein Gesicht rund und eher blass, die Nase kurz und perfekt dazu geeignet, eine Brille zu tragen, und die Augen, die eben jene Brille größer aussehen ließ, waren rund und braun. Ich trug mein Haar offen. In einer lockigen, nussbraunen Woge fiel es mir bis zur Hälfte des Rückens, und ich beschloss, es zur Abwechslung dabei bewenden zu lassen.
Natürlich würde mir mein Haar ständig im Weg sein, mir in den Mund fliegen und sich in den Brillenbügeln verheddern, aber an diesem Tag war mir das egal. Da hörte ich es auch schon zweimal an der Vordertür klingeln und eilte die Treppe hinunter.
Wer mich besuchen wollte, kam normalerweise durch die Hintertür herein, aber Arthur hatte auf der Straße geparkt und nicht auf dem Parkplatz hinter den Häusern. Er sah müde aus, auch wenn er einen anderen Anzug trug, sein Kinn frisch rasiert wirkte und das lockige, helle Haar immer noch nass vom Duschen war.
„Fühlen Sie sich halbwegs gut?", wollte er wissen.
„Ja. Kommen Sie rein."
Auf dem Weg durch das vordere Zimmer sah Arthur sich um, wobei ihm wahrscheinlich nur wenig entging. Im großen Raum, meinem eigentlichen Wohnzimmer, blieb er stehen.
„Schön", sagte er beeindruckt. Das Zimmer wirkte aber auch gemütlich und attraktiv mit dem großen Fenster, durch das die Sonne hereinfiel und durch das man auf die Terrasse mit den Rosenbäumchen sehen konnte. Ich war plötzlich stolz auf meine unverputzten, roten Ziegelwände und die vielen Bücher, die dem Raum einen intellektuellen Anstrich gaben. Ich bat Arthur, auf der Zweisitzercouch Platz zu nehmen und fragte, ob er eine Tasse Kaffee wolle.
„Ja, bitte, schwarz!", entgegnete er erfreut. „Ich war fast die ganze Nacht auf."
Der Tisch vor der Couch war niedrig. Als ich mich vorbeugte, um Arthurs Tasse abzustellen, musste ich peinlich berührt feststellen, dass sein Blick nicht auf dem Kaffee haften blieb.
Ich setzte mich ihm gegenüber auf meinen Lieblingsstuhl, der so niedrig war, dass meine Füße den Boden berühren konnten und breit genug, mich darin zusammenzurollen, mit einem kleinen Tisch daneben, auf den gerade ein Buch und eine Kaffeetasse passten.
Arthur trank einen Schluck Kaffee, musterte mich, lobte meinen Kaffe und kam gleich zur Sache.
„Sie hatten recht: Die Leiche wurde nach dem Tod bewegt und in die Position gebracht, in der Sie sie gefunden haben", erklärte er. „Marnie starb dort in der Küche, aber man hat sie später erst vor den Ofen gelegt. Jack Burns hat Probleme mit der Theorie, dass jemand Marnie Wright getötet hat, um den Mordfall Wallace zu kopieren, ich arbeite aber daran, ihn zu überzeugen. Allerdings hat letztlich er das Sagen. Ich unterstütze ihn nur, weil ich alle Beteiligten kenne. Eigentlich bin ich für Einbrüche und Diebstähle zuständig."
Prompt schossen mir alle möglichen Fragen durch den Kopf, die ich aber nicht stellen mochte, weil sie mir taktlos erschienen.
So, als würde man auf einer Party einen Arzt kennenlernen und ihn
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