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Echte Morde

Echte Morde

Titel: Echte Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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auch nicht, oder?", fragte ich und hatte Angst vor der Antwort.
    „Danach sieht es wenigstens momentan nicht aus", entgegnete Arthur ein wenig geistesabwesend. Er machte sich gerade Notizen.

    Erleichtert stieß ich die Luft aus, die ich unbewusst angehalten hatte. „Nun gut: Wallace vertritt natürlich die Theorie, ,Qualtrough' müsse der Mörder sein, denn er, Wallace selbst, ist ja unschuldig. Wallace zufolge muss Qualtrough beim Haus aufgetaucht sein, nachdem Wallace es verlassen hatte. Anscheinend kannte Julia den Mann nicht näher oder eventuell auch gar nicht, denn sonst hätte sie ihn nicht in die gute Stube geführt, die offiziellem Besuch vorbehalten war." Genauso würde ich es handhaben, wenn bei mir ein Versicherungsvertreter auftauchte. „Den Regenmantel, einen alten von Wallace, hatte sie sich vielleicht um die Schultern gelegt, weil es in dem unbenutzten Zimmer anfangs kalt war - bis das Feuer im Gasofen, den sie ja offenbar angezündet hat, ein bisschen Wärme spenden konnte. Das Geld, das abhanden kam, war im Grunde nicht viel. Wallace war in der Woche vor dem fraglichen Dienstag krank gewesen und hatte nicht alle fälligen Beiträge einsammeln können. Eine Tatsache, von der anscheinend niemand außer seiner Frau und ihm hätte wissen können. Julia hatte ganz sicherlich keine Liebesaffäre und hat auch, soweit die Polizei herausfinden konnte, nie jemanden persönlich beleidigt. Das also ist der Fall Wallace."
    Arthur hockte da, die blauen Augen fest auf einen Punkt in weiter Ferne gerichtet. „Ziemlich wacklig, wie man es auch betrachtet", meinte er schließlich.
    „Genau!", stimmte ich zu. „Eigentlich kann man nichts gegen Wallace vorbringen, außer, dass er Julias Mann war und anscheinend der einzige Mensch, der sie gut genug kannte, um sie ermorden zu wollen. Alles, was er ausgesagt hat, könnte die Wahrheit sein, und das würde bedeuten, dass man ihn des Mordes an dem einzigen Menschen beschuldigte, den er liebte, während der wahre Mörder die ganze Zeit frei herumlief."
    „Also hat man Wallace verhaftet?"
    „Ja, und verurteilt. Aber er wurde freigelassen, nachdem er einige Zeit im Gefängnis verbracht hatte, aufgrund einer Regelung, die es in der Form wohl nur in der englischen Rechtsprechung gibt: Offenbar befand ein höheres Gericht, es hätte nie genügend Beweise gegeben, auf deren Grundlage ein Geschworenengericht Wallace hätte verurteilen dürfen, ganz gleich, was die betreffenden Geschworenen selbst dazu sagten. Aber die Zeit im Gefängnis und all die traumatischen Erlebnisse davor hatten Wallace zu einem gebrochenen Mann gemacht. Er starb zwei oder drei Jahre später. Er hörte nie auf, seine Unschuld zu beteuern und behauptete immer wieder zu wissen, wer Qualtrough sei, es aber nicht beweisen zu können."
    „Wenn ich mir die Beweislage so ansehe - ich hätte auch auf Wallace getippt", sagte Arthur, ohne zu zögern. „Wie Sie schon sagten: allein schon, weil er der Gatte war und es normalerweise immer der Ehemann ist, der seine Frau aus dem Weg haben will. Andererseits gab es so wenig konkrete Beweise - es erstaunt mich, dass die Staatsanwaltschaft überhaupt Anklage erhob."
    „Wahrscheinlich stand die Polizei unter erheblichem Druck, eine Verhaftung vorzunehmen", sagte ich, ohne weiter nachzudenken.
    Woraufhin Arthur so abgespannt und düster dreinschaute, dass ich geneigt war, das Thema zu wechseln. „Warum sind Sie eigentlich bei Echte Morde?", fragte ich. „Ist das nicht etwas seltsam? Für einen Polizeibeamten?"
    „Für diesen Polizeibeamten hier nicht", antwortete er scharf.
    Ich ließ die Schultern hängen.
    „Hören Sie, Roe, ich wollte Jura studieren, aber dafür hat bei uns das Geld nicht gereicht." Arthur stammte aus bescheidenen Verhältnissen, wie mir jetzt wieder einfiel. Wenn ich mich recht erinnerte, war ich mit einer seiner Schwestern zur High School gegangen. Arthur selbst mochte drei oder vier Jahre älter sein als ich. „Ich hatte schon zwei Jahre College hinter mir", fuhr er fort, „als mir klarwurde, dass ich es nicht schaffen würde, dass ich einfach nicht in der Lage war, mir meinen Lebensunterhalt zu verdienen und gleichzeitig das volle Stundenpensum zu absolvieren. Inzwischen langweilte mich das College ehrlich gesagt auch schon, also beschloss ich, mich dem Gesetz von einer anderen Warte aus zu nähern. Wir Polizisten sind nicht alle gleich, müssen Sie wissen."
    Es war ihm anzuhören, dass er diesen Vortrag nicht zum ersten Mal

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