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Echte Morde

Echte Morde

Titel: Echte Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Solche Geschichten schreibt doch nur das Leben!", hätte ich am liebsten hinzugesetzt.
    Aber ich blieb beim Thema. „Wallace macht sich also am verabredeten Abend auf die Suche nach diesem Qualtrough, der eine Versicherung abschließen will. Wir wissen, dass er jede Provision gut gebrauchen konnte und wie hartnäckig Versicherungsvertreter nun einmal sind, bis zum heutigen Tag. Aber selbst wenn man sich das vor Augen hält, wundert es doch, welch große Anstrengungen Wallace auf sich nahm, um diesen möglichen Kunden aufzuspüren. Qualtrough hatte im Schachclub eine Adresse hinterlassen: Menlove Gardens East. Als falsche Adresse schlau gewählt: Es gibt Menlove Gardens North, South und West, aber kein Menlove Gardens East. Wallace trifft unterwegs eine Menge Leute, die er um Hilfe bei der Suche nach der angegebenen Adresse bittet, darunter auch einen Polizisten!
    Vielleicht ist er ein Mann, der nicht so schnell aufgibt - vielleicht möchte er sich auch nur ins Gedächtnis möglichst vieler Leute einprägen.
    Da die angegebene Adresse schlichtweg nicht existiert, geht er schließlich nach Hause."
    Hier legte ich eine Pause ein, um einen großen Schluck von meinem inzwischen lauwarm gewordenen Kaffee zu trinken.
    „Sie war schon tot?", fragte Arthur.
    „Genau, darum geht es. Wenn Wallace sie umgebracht hat, dann muss er es getan haben, ehe er sich auf seine lange, vergebliche Suche begab. Falls er sie umgebracht hat, dann war alles, was jetzt kommt, erstklassige Schauspielerei.
    Er kommt nach Hause und versucht, die Vordertür zu öffnen - das hat er später ausgesagt. Sein Schlüssel funktioniert nicht, und er nimmt an, Julia hätte abgeschlossen und sei jetzt aus welchen Gründen auch immer nicht in der Lage, sein Klopfen zu hören.
    Wie dem auch sei: Ein Ehepaar, das nebenan wohnt, kommt aus seinem Haus und trifft einen offenbar verzweifelten Wallace an dessen Hintertür an. Er sagt den beiden, seine Vordertür sei verriegelt. Entweder ist seine Verzweiflung echt, oder er hat in der Gasse hinter seinem Haus gewartet, bis jemand kommt, um Zeugen zu haben, wenn er sein Haus betritt."
    Arthurs blonder Kopf ging langsam von rechts nach links, während er versuchte, die Drehungen und Wendungen dieses klassischen Mordfalls nachzuvollziehen. Höchstwahrscheinlich hatte damals, 1931 in Liverpool, ein englischer Polizist genauso dagesessen und den Kopf geschüttelt. Oder auch nicht: Die englische Polizei war ziemlich früh davon ausgegangen, dass Wallace den Mord begangen hatte.
    „War Wallace mit diesen Nachbarn befreundet?", wollte Arthur wissen.
    „Nicht eng. Es war ein gutes, aber recht unpersönliches nach-barschaftliches Verhältnis."
    „Also konnte er damit rechnen, dass sie als unparteiische Zeugen gelten würden." Arthur nickte.

    „Wenn er es denn getan hat! Die Sache mit der Vordertür, von der Wallace behauptete, er habe sie mit seinem Schlüssel nicht öffnen können, entwickelte sich im Prozess zu einem der zentralen Punkte. Wobei man allerdings sagen muss, dass alle Zeugenaussagen in dieser Frage recht verworren klingen. Schwierig war auch die Aussage eines Kindes, das im Laufe des Abends mit frischer Milch oder der Zeitung - so genau weiß ich das gerade nicht mehr - an der Tür geklopft hatte. Mrs. Wallace kam heraus, frisch und munter. Wenn man hätte belegen können, dass Wallace zu dem Zeitpunkt das Haus bereits verlassen hatte, wäre er aus dem Schneider gewesen. Aber das konnte man nicht." Ich holte tief Luft: Jetzt kam die entscheidende Szene. „Wie immer es auch gewesen sein mag: Wallace und das Paar von nebenan betreten also gemeinsam das Haus und finden die Küche und, soweit ich mich erinnere, auch ein anderes Zimmer verändert vor. Es herrscht einige Unordnung, aber nichts Spektakuläres, nichts, was nach einer gründlichen Durchsuchung aussieht.
    Unter anderem war die Schachtel durchwühlt, in der Wallace das Versicherungsgeld aufbewahrte. Wir dürfen nicht vergessen, dass es ein Dienstag war - in der Kiste hätte sich also einiges an Geld befinden müssen.
    Inzwischen haben die Nachbarn Angst bekommen. Dann ruft Wallace sie ins Vorderzimmer, die gute Stube, die selten benutzt wird.
    Dort liegt Julia Wallace vor dem offenen Kamin mit dem Gasfeuer, unter sich einen Regenmantel. Bei dem Mantel, der teilweise verbrannt ist, handelt es sich nicht um ihren. Sie wurde mit extremem, unnötig brutalem Kraftaufwand erschlagen. Sie wurde nicht missbraucht." Alarmiert hielt ich inne. „Marnie doch

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