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Echte Morde

Echte Morde

Titel: Echte Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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nach Beachtung, zumal die ganze Sache noch zusätzlich pikant war, weil der Wahlkampfleiter des Ermordeten von einer politisch motivierten Tat sprach. Benjamin mochte ein einfacher Schlachter sein, dem es im Wesentlichen um Aufmerksamkeit ging, aber er war Pettigrues offizieller Wahlkampfmanager und durfte von daher zitiert werden. Unsere beiden Lokalreporter, die für verschiedene Zeitungen in der Großstadt arbeiteten, erfreuten sich einige Tage lang ungekannter Beachtung.
    Die Polizei hatte Sally ja, wie sie uns beim Treffen bei mir zu Hause so erbittert mitgeteilt hatte, gebeten, in der hiesigen Zeitung keine Spekulationen über den Fall Julia Wallace zu verbreiten. Zeitungsleser im Amerika des 20. Jahrhunderts dürften die Parallelen kaum interessieren, so die Meinung der Polizei, aber entsprechende Gerüchte würden die Ermittlungen unnötig behindern. Sally war dichter am Mordfall Marnie Wright dran als jeder andere Reporter. Immerhin war sie Mitglied in unserem Club und anwesend gewesen, als die Leiche gefunden wurde. Es wurmte sie maßlos, ihre exklusiven Kenntnisse für sich behalten zu müssen, aber leider war ihr Chef, Macon Turner, derselben Meinung wie die Polizeiführung und wollte Sallys Geschichte noch ein paar Tage zurückhalten. Das waren Einzelheiten, die ich später von Macon Turner erfuhr, der einige Monate lang heftig um meine Mutter geworben hatte, ehe John Queensland daherkam und ihm den Rang ablief. Macon und ich waren Freunde geworden.
    Der Mordfall Pettigrue stürzte Sally in fiebrige Geschäftig-keit. Kaum hatte ihre Polizeiquelle sie über die Papiere auf dem Badewasser und darüber, dass Pettigrue erst nach seinem Tod in die Wanne gelegt worden war, informiert, da ging sie auch schon im Kopf sämtliche ihr bekannten Morde an radikalen Politikern durch, um natürlich sehr schnell auf das revolutionäre Frankreich und Charlotte Corday zu kommen, die Jean-Paul Marat erstochen hatte. Corday hatte sich Zutritt zu Marats Haus verschafft, indem sie vorgab, ihm eine Liste mit Namen übergeben zu wollen — Namen von Leuten aus ihrer Provinz, die angeblich zu Verrätern an der Sache der Revolution geworden waren. Sie erstach Marat, während dieser in der Badewanne saß, wo er Linderung von einer Hautkrankheit zu erreichen hoffte, unter der er litt.
    Nachdem Sally das alles durchdacht hatte, stürmte sie in Macon Turners Büro und verlangte, diese Geschichte in aller Ausführlichkeit schreiben zu dürfen. Es war die wichtigste Story, die ihr in ihrer Journalistenlaufbahn je unterkommen würde, das war Sally bewusst. Aber Turner zögerte. Er war ein Vertrauter des Polizeichefs. Er zögerte zu lange, und das erwies sich letztlich als fatal. Dann wurden die Buckleys erschlagen, und für Sally, die natürlich ebenso wie ich sofort die entsprechenden Schlüsse zog, gab es kein Halten mehr. Sie schrieb ihre Story, einschließlich einer ausführlichen Erörterung der „Parallelentheorie", wie die makabere Übereinstimmung mit historischen Mordfällen von da an genannt wurde.
    Jetzt konnte auch Turner nicht länger widerstehen. Sallys Story war der größte Knüller, der ihm untergekommen war, seit er den Lawrenceton Sentinel erworben hatte. Wie es der Zufall wollte, war keiner der beiden Lohnschreiber für die großen Blätter in der Stadt mit einem Mitglied von Echte Morde bekannt, und die ehemaligen Clubmitglieder hatten seit dem Treffen bei mir zu Hause nicht mehr viel über den Mord an Mamie Wright geredet. Später erzählte mir LeMaster Cane, er sei auch schon vor dem Treffen bei mir zu dem Schluss gelangt, bei Mamies Tod und der Sache mit den Pralinen gäbe es zu viele Übereinstimmungen mit historischen Verbrechen, als dass ein Zufall vorliegen könnte. Aber LeMaster war schwarz. Er wollte nicht mit seiner Theorie an die Öffentlichkeit gehen, hatte er doch viel zu viel Angst, selbst der Tat bezichtigt zu werden. Zur Polizei wollte er auch nicht gehen, denn er hatte zu dem Zeitpunkt bereits entdeckt, dass sein Hammer gestohlen worden war. Der Hammer war eindeutig wiederzuerkennen: LeMaster hatte seine Initialen in den Stiel gebrannt. Er ging davon aus, dass man Mamie mit diesem Hammer erschlagen hatte.
    An dem Nachmittag, an dem die übel zugerichteten Leichen der Buckleys gefunden wurden, rief das Polizeilabor in der Stadt bei unserem örtlichen Polizeirevier an: Der offizielle Laborbericht sei in der Post, sie wollten Arthur und Lynn Liggett aber schon vorab wissen lassen, dass die an meine

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