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Echte Morde

Echte Morde

Titel: Echte Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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den Crandalls sagen müssen, dass man ihre guten Freunde bestialisch ermordet hatte. Ein Gedanke führte zum nächsten: Ich musste den Detectives erzählen, wo ich die Buckleys am Abend zuvor gesehen hatte, vielleicht war das ja irgendwie wichtig. Lynn notierte Namen und Adresse der Crandalls, fragte nach, wann genau ich die beiden Ehepaare getroffen hatte.
    Ich hätte zu gern die Hand nach Arthur ausgestreckt, hätte ihn gern gestreichelt oder gar umarmt, warmen, lebendigen Kontakt hergestellt. Aber ich brachte es nicht fertig.
    „Hoffentlich war das da drin das Schlimmste, was ich je zu sehen bekomme", brach es aus Arthur heraus. „Sie sehen nicht mal mehr wie Menschen aus." Er schob die Hände in die Taschen.
    Seine Kollegen würden ihm über dieses Erlebnis hinweghelfen müssen, wurde mir klar, das war nicht meine Aufgabe. Ich war ausgeschlossen, gehörte nicht zu dem Schrecklichen, was sie zu bewältigen hatten, und dafür war ich von ganzem Herzen dankbar.
    Mir fielen viele Dinge ein, die ich hätte sagen können, aber kein Wort, kein Satz würde irgendetwas ändern. Für mich wurde es Zeit zu gehen. Ich stieg in mein Auto und fuhr zur Arbeit, ohne über mein Tun nachzudenken. In der Bibliothek suchte ich Mr. Clerrick auf und teilte ihm mit, dass unser für den Nachmittag eingetragener Ehrenamtlicher nicht zur Arbeit erscheinen würde.
    Der Rest des Nachmittags verrann, er verstrich einfach. Später konnte ich mich nicht erinnern, was ich eigentlich getan hatte, nachdem ich in die Bibliothek zurückgekehrt war. Ich erinnerte mich wohl noch daran, wie gut ich mich morgens beim Aufstehen gefühlt hatte und daran, dass ich dieses Gefühl später in keiner Weise mehr nachvollziehen konnte. Ich erinnerte mich daran, dass ich mich sehr nach einem ereignislosen Tag sehnte, nach irgendeinem Tag, an dem einmal gar nichts geschah, weder etwas Gutes noch etwas Schlechtes. Keine Aufregung, nichts.
    Nur einer dieser netten, langweiligen Tage, wie ich sie noch bis kurz zuvor zuhauf erlebt hatte.
    Kurz vor Dienstschluss sah ich einen Polizeibeamten, den ich nicht persönlich kannte, hereinkommen. Er ging in Sam Clerricks Büro im Erdgeschoss, kam darauf wieder heraus und steuerte zielstrebig den Ausgabetresen an, der mit Lillian besetzt war. Der Beamte stellte ihr einige Fragen, die sie eifrig beantwortete. Er machte sich Notizen und verschwand wieder, nachdem er ihr zum Abschied zugenickt hatte.
    Lillian sah hinauf zum ersten Stock, wo ich Bücher einsor-tierte, und unsere Blicke trafen einander. Sie wirkte aufgewühlt, nein, mehr als das, und sie wandte sich ganz schnell wieder ab. Als bald darauf eine andere Kollegin in Hörweite kam, rief Lillian sie zu sich. Sie steckten die Köpfe zusammen, und dann eilte die Kollegin in den Raum mit den Zeitschriften, wo eine weitere Bibliothekarin Dienst hatte. Mir wurde leicht mulmig: Ob Sam Clerrick mich wohl entließ, wenn die Polizei weiterhin hier auftauchte und Fragen über mich stellte? Natürlich hatte ich nichts getan, aber spielte das letztlich eine Rolle? Ich versuchte, mir Mut zu machen, indem ich mir ins Gedächtnis rief, dass ich nicht die Einzige war, die die Polizei heimsuchte.
    In ganz Lawrenceton mussten die Mitglieder von Echte Morde unangenehmen Besuch über sich ergehen lassen und mit ihnen noch viele andere Menschen, deren Leben, und sei es auch noch so flüchtig, mit den grauenhaften Morden in Berührung gekommen war.
    Es war die alte Geschichte mit dem Stein, der in einen Teich geworfen wird, nur dass bei uns statt mit Steinen mit Leichen geworfen wurde, und der Teich, das war unsere Stadt. Die Wellen aus Kummer, Angst und Misstrauen würden immer mehr Menschen erreichen, bis den Verbrechen ein Ende bereitet werden konnte.

    Was ich erst mitbekam, als ich die Bücherei verließ: An diesem Nachmittag waren nicht nur Polizeibeamte schwer aktiv gewesen, sondern auch die Medien.
    Marnies Tod hatte in der Stadt kein großes Interesse erweckt, anders als in Lawrenceton, wo es die Nachricht natürlich auf die Titelseite des Regionalblattes geschafft hatte. Mutters und meine Schachtel Pralinen war der Lokalzeitung nur ein paar Zeilen irgendwo auf den Innenseiten wert gewesen, in der Stadt hatte man davon gar nichts mitbekommen. Anders der Mord an Morrison Pettigrue: Der war sowohl bei uns als auch in der großen Stadt ein heißes Thema. Dieser seltsame, so ganz aus dem Rahmen fallende Mord an einem so seltsamen, ganz aus dem Rahmen fallenden Mann schrie förmlich

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