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Echte Morde

Echte Morde

Titel: Echte Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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neuer Wohnhäuser etwas verbreitert worden war. Hier parkten die Bewohner hinter ihren Häusern, und im Zuge der entsprechenden Baumaßnahmen war ein Abflussgraben gezogen worden, um die Parkplätze sauber zu halten. Zwischen den Parkbuchten sorgten Siele dafür, dass das Wasser in den Graben fließen konnte. „Hier würde ich ein Beil entsorgen", dachte ich. Ob die Polizei bei ihrer Suche wohl bis in diese Seitengasse gekommen war?

    Es blieb still. Nirgends regte sich etwas. Langsam beschlich mich das beklemmende Gefühl, Robin und ich seien die letzten lebenden Menschen in der Stadt. Einen Augenblick lang lugte die Sonne zwischen den Wolken hervor; Robin nahm meine Hand, also gab ich mir redlich Mühe, mich besser zu fühlen.
    Aber dann musste er sich hinknien, um seine Schnürsenkel neu zu binden, und ich fing an, mir die Siele anzuschauen.
    Dasjenige rechts neben mir hatte mit Sicherheit noch nie jemand angerührt. Die Blätter der Wassereiche, die die Öffnung halb verstopften, lagen, von den schweren Regenfällen der vorletzten Nacht dorthin getrieben, alle in einer Richtung.
    Aber das Siel daneben ... daran hatte sich jemand zu schaffen gemacht. Die Blätter um die Öffnungen waren verschoben, sodass der Schlamm darunter zum Vorschein kam. Gut möglich, dass die Polizei hier gesucht hatte, aber bestimmt war keiner der Detectives so klein wie ich und bekam das Glitzern mit, das nur aus einem bestimmten Winkel heraus zu sehen war und auch nur, wenn gerade die Sonne einen kurzen Auftritt hinlegte, und welcher Polizist hatte schon so lange Arme wie Robin, konnte in ein Siel fassen und ...
    „Meine Aktentasche!", sagte Robin überrascht und bestürzt.
    „Was hat die denn hier zu suchen?" Schon wollten sich seine Finger an den Messingverschlüssen zu schaffen machen.
    „Nicht aufmachen!", schrie ich erregt, aber da hatte Robin die Tasche bereits geöffnet, und ein blutbeschmiertes Beil fiel heraus, um mit einem dumpfen Knall auf den Blättern im Graben zu landen.

KAPITEL VIERZEHN
    Während Robin bei unserem grauenhaften Fund in der Gasse Wache hielt, klopfte ich an eine der Türen des Wohnblocks.
    Drinnen hörte ich ein Baby schreien, wusste also, dass jemand wach war.
    Die erschöpfte junge Frau, die an die Tür kam, trug noch ihr Nachthemd. Sie war vertrauensselig genug, einer Fremden die Tür zu öffnen und so müde, dass sie mich hereinkommen und mit der Polizei telefonieren ließ, ohne Fragen zu stellen. Das Baby schrie, während ich mir die Nummer des Reviers im Telefonbuch heraussuchte, es schrie, als ich wählte, es schrie, als ich mit dem diensthabenden Beamten sprach, der Mühe hatte, mich zu verstehen. Als ich auflegte und mich bei der Frau bedankte, schrie oder wimmerte das Kind immer noch.
    „Das arme Kind", sagte ich vorsichtig.
    „Das sind Koliken", erläuterte sie. „Der Arzt meinte, das Schlimmste hätten wir wohl bald überstanden."
    Abgesehen davon, dass ich manchmal auf meinen Halbbruder Phillip aufgepasst hatte, als der noch klein gewesen war, wusste ich nichts über Säuglinge. Aber ich war froh, dass diesem hier etwas Bestimmtes, Definiertes fehlte. Kaum hatte ich mich verabschiedet und die Mutter die Tür hinter mir geschlossen, als das Kind wieder zu jammern begann. Ich ging zurück zur Seitengasse. Robin saß mit finsterer Miene am Zaun gegenüber den Wohnungen.
    „Ich und meine tollen Ideen!" Stöhnend ließ ich mich neben ihn fallen.

    „Leg was drüber", schlug ich vor. „Ich kann den Anblick nicht ertragen."
    „Wie soll ich das denn machen, ohne dass wir Fingerabdrücke draufkriegen? Noch mehr Fingerabdrücke, meine ich."
    Während Nebel aufzog und meine Haare sich mir feucht auf die Wangen legten, lösten wir das Problem, indem ich mir einen Stock suchte. Den schob Robin unter die Aktentasche, hob sie an und beförderte sie über das Beil mit den furchtbaren Flecken.
    Wir lehnten uns wieder an den Zaun. In der Ferne waren Sirenen zu hören. Ich fühlte mich seltsam ruhig.
    „Ob sie mir die Aktentasche wohl je zurückgeben?", fragte Robin. „Da ist jemand auf unseren Parkplatz gekommen, hat in mein Auto gelangt und meine Tasche gestohlen, um darin eine Mordwaffe zu verstecken. Ich habe nachgedacht. Wenn dieser Fall abgeschlossen ist — falls sie ihn denn je aufklären können —, versuche ich mich wahrscheinlich wirklich an einem Sachbuch.
    Ich bin vor Ort, und ich bin direkt beteiligt, weil ich ein paar der Betroffenen kenne. Ich habe sogar die Buckleys kennengelernt,

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