Echte Morde
mich.
Es war ein langer, ausführlicher, sehr intensiver Kuss, der mir auch ausnehmend gut gefiel, nur ging mir die ganze Sache ein wenig zu schnell. Als wir uns wie in stillschweigender Übereinstimmung voneinander lösten, rutschte ich von Arthurs Schoß und bemühte mich, wieder langsam und normal zu atmen.
„Ich wollte unbedingt etwas tun, was mir gefällt, von dem ich wusste, ich kann es genießen", sagte er.
„Das kann ich verstehen", sagte ich leicht unsicher, bat ihn hinüber zur Couch und schenkte ihm eine Tasse Kaffee ein. Ich setzte mich auch, in einigem Abstand. Nicht zu viel, aber ausreichend.
„Läuft es nicht gut?", fragte ich vorsichtig.
„Es läuft schon, jetzt, wo ich die Sache mit dem Rattengift aus der Welt geschafft habe. Natürlich musste unser Fingerabdruckmensch durch meinen ganzen Wagen kriechen, und ich kann jetzt sehen, wie ich das graue Zeug wieder rauskriege. Sie finden keine Abdrücke, da bin ich sicher. Melanie Clarks Auto war wie geleckt. Mit der Durchsuchung des Buckley-Hauses sind wir fertig, und wir haben auch schon sämtliche Nachbarn gefragt, ob irgendwer was gesehen hat. Die Durchsuchung des Hauses hat nur einen interessanten Fund erbracht, ein langes Haar, das aber durchaus auch von Lizanne stammen könnte ... wir haben uns schon eins von ihr besorgt, um die beiden zu vergleichen.
Die Info ist nur für deine Ohren bestimmt, ja? Die Mordwaffe ist noch nicht aufgetaucht, aber es handelt sich mit Sicherheit um ein Beil oder etwas in der Art."
„Du zählst wirklich nicht mehr zu den Verdächtigen?"
„Nicht mehr - falls ich denn je für irgendwen dazu zählte. Während die Buckleys starben, ging ich gerade zusammen mit einem anderen Detective von Haus zu Haus und stellte Fragen im Mordfall Wright, und vor dem letzten Treffen der Echten Morde, als Marnie Wright ermordet wurde, habe ich gerade unten auf der Wache einen Mann wegen Trunkenheit am Steuer eingebuchtet. Ich bin von dort aus zum Treffen gefahren, und Lynn konnte schwören, dass das Rattengift den ganzen Morgen, den sie mit mir durch die Gegend fuhr und an Türen klopfte, nicht in meinem Wagen lag."
„Gut", sagte ich. „Dann ist ja einer von uns schon mal aus dem Rennen, das wurde auch Zeit."
„Dem Himmel sei Dank, dass ich es bin! Unsere Abteilung braucht in dieser Sache jeden Mann." Mühselig stemmte er sich von der Couch hoch, woraufhin er gleich wieder völlig fertig wirkte. „Ich muss los."
„Arthur? Was ist mit mir? Glaubt irgendwer, ich hätte es getan?"
„Nein. Seit Pettigrue nicht mehr. Sein Haus ist alt und hat eine dieser riesigen Badewannen mit Löwenfüßen, ziemlich hoch über dem Boden, und er war ein großer Mann, etwa einen Meter zweiundneunzig. Den hättest du allein nie in die Wanne bekommen, das ist völlig unmöglich, und wenn es in deinem Leben einen Mann gäbe, mit dem du dich so regelmäßig triffst, dass er dir geholfen haben könnte, dann hätten es hier in Lawrenceton genügend Leute mitbekommen. Nein, seit Pettigrue bist du für die meisten Leute wohl aus dem Schneider."
Leute, die ich nicht kannte, hatten über mich gesprochen. Was für ein furchtbarer, beängstigender Gedanke. Leute, die mich nicht kannten, hatten ernsthaft erwogen, ich könnte auf brutalste, blutigste Art und Weise andere Menschen getötet haben. Aber alles in allem ging es mir nach meinem Gespräch mit Arthur besser als vorher.
Ich verabschiedete ihn mit einem simplen Händedruck und setzte mich wieder hin, um noch ein wenig nachzudenken.
Langsam wurde es Zeit, dass ich meinen Kopf benutzte und mich nicht nur von Gefühlen bestimmen ließ. In die vergangene Woche hatte ich mehr Gefühle gepackt als sonst in ein ganzes Jahr.
Die Polizei hatte ein Haar gefunden und dachte, es könne von Lizanne stammen. Lizannes Haar war dick und kastanienbraun, also war das gefundene Haar höchstwahrscheinlich auch braun. Wer sonst könnte ein solches Haar verloren haben?
Nun ja: ich zum Beispiel. Ich war Mitglied bei Echte Morde und hatte langes, nussbraunes Haar. Aber ich war aus dem Schneider, ich hatte mit Lillian den ganzen Morgen über Bücher instandgesetzt. Melanie Clark war brünett, sie hatte mittellanges, glanzloses, bräunliches Haar, und auch Sally kam in Frage, obwohl ihr Haar kürzer und heller war als Melanies und Lizannes.
Sally! Wäre das nicht was? Wenn sie die Morde begangen hätte, um darüber berichten zu können? Eine irre Vorstellung, aber wohl völlig abwegig, ich durfte mich wirklich
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