Echte Morde
besorgt. „Wir können schlecht ablehnen, wenn sie fragen, ob sie reinkommen dürfen." Bankston dachte nach. Die beiden standen immer noch am Fuß der Treppe, unmöglich, an ihnen vorbeizukommen. Außer dem Golfschläger konnte ich keine Waffen entdecken, aber was nützte es, wenn ich mich mit meinem einen noch schlagkräftigen Arm und dem letzten Rest Entschlossenheit auf sie stürzte? Zu zweit konnten sie mich mühelos fertigmachen, und niemand würde den Lärm hören, es sei denn, die Crandalls hatten beschlossen, den Abend in ihrem Keller zu verbringen. „Wir müssen improvisieren", sagte Bankston nach einer Weile.
Der Baseball! Ich hatte ihn gesehen, vielleicht sah Robin ihn ja auch!
„Hast du dich mit jemandem unterhalten, als du wieder hier ankamst?", wollte Bankston wissen.
„Wie ich schon sagte: Robin wollte wissen, ob ich den Jungen gesehen hätte, und ich sagte nein, ich wäre aber gern bereit, bei der Suche zu helfen." In Melanies Stimme schwang keine Spur Ironie mit. „Roe hatte die Hintertür offen gelassen. Die habe ich zugemacht und verriegelt, und der Baseball des Kleinen lag noch auf der Terrasse, den habe ich mit reingebracht."
Das war wohl unser Todesurteil. Bankston fluchte. „Wie kam der denn da hin? Ich hätte schwören können, dass ich ihn mit ins Haus genommen habe."
„Lass dir deswegen keine grauen Haare wachsen", tröstete Melanie. „Selbst wenn sie ihn gefunden hätten: Du hättest immer noch sagen können, du hättest ihn für den Jungen aufbewahrt, der wäre aber nicht gekommen."
„Du hast recht!", sagte Bankston zärtlich. „Was machen wir denn jetzt mit den beiden? Wenn wir sie gefesselt hier liegen lassen und hochgehen, um uns an der Suche zu beteiligen, kommen sie womöglich frei. Wenn wir sie jetzt gleich töten, entgeht uns der ganze Spaß mit dem Jungen." Er schlenderte zu uns herüber, dicht gefolgt von Melanie.
„Du hast zu impulsiv gehandelt, als du ihn dir gegriffen hast", stellte Melanie fest. „Lass uns anfangen und uns gleich hier um die beiden kümmern. Dann verstecken wir sie hier unten so, dass ein Suchtrupp sie erst einmal nicht findet, und wenn der Spuk draußen vorbei ist, schaffen wir sie ins Auto und laden sie irgendwo ab. Aber beim nächsten Mal keine Spontanaktionen mehr. Ab jetzt läuft alles so, wie wir es zusammen planen, und keine Extratouren."
„Willst du mich etwa kritisieren?" Bankston klang leise und gefährlich.
Woraufhin Melanies gesamte Haltung sich plötzlich veränderte - so etwas hatte ich nie zuvor erlebt. Sie schien sich förmlich zu winden, wurde ein ganz anderer Mensch. „Nein, nein, ich doch nicht!", wimmerte sie und leckte Bankstons Hand. Dabei sah ich ihre Augen: Sie spielte eine Rolle, und das erregte sie ungemein.
Mir wurde immer schlechter. Hoffentlich kauerte ich so vor Phillips Stuhl, dass wenigstens mein kleiner Bruder nicht alles mitbekam. Hastig rückte ich näher an ihn heran, auch wenn der Schmerz in meinem Schlüsselbein wieder heftiger geworden war und ich mich kaum rühren konnte. Phillip zitterte; er hatte sich eingenässt. Sein Atem klang abgehackt, von Zeit zu Zeit von einem unterdrückten Schluchzen und Wimmern unterbrochen.
Derweil knutschten Melanie und Bankston heftig. Bankston beugte sich vor und biss seine Liebste in die Schulter, sie drängte sich eng an ihn, als würde sie es am liebsten an Ort und Stelle mit ihm treiben. Widerstrebend lösten sie sich voneinander.
„Lass es uns tun!", sagte Melanie. „Warum unnötige Risiken eingehen?"
„Du hast recht." Bankston gab ihr den Golfschläger, den sie zur Probe ein paarmal hin und her schwingen ließ, während er seine Taschen durchsuchte. In ihrer dunklen Hose, dem grünen Pullover und dem um den Hals geschlungenen Schal sah Melanie aus wie eine Frau, die sich auf dem Golfplatz auf den ersten richtigen Schlag vorbereitet. Immer wieder zischte der Schläger scharf an mir vorbei. Ich fing an zu protestieren, völlig sinnlos, denn Melanie war durchgeknallt, ob ich nun protestierte oder nicht, war ihr herzlich gleichgültig. Aber alte Gewohnheiten starben nun mal langsam.
Plötzlich entdeckte ich auf der Treppe hinter den beiden einen Fuß.
„Gib mir deinen Schal", sagte Bankston. Ein Befehl, dem Melanie eilends nachkam. „Ich habe da eine Idee. So habe ich es noch nie gemacht, und es gibt auch weniger Dreck!", verkündete Bankston vergnügt. Die ganze Zeit über sahen weder er noch Melanie Phillip und mich auch nur an. Wir waren für sie
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