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Echte Vampire beißen sanft

Titel: Echte Vampire beißen sanft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Bartlett
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gespaltene Zunge haben mochten, so wie er? Wenigstens das war Freddy erspart geblieben. Ich schüttelte mich und kramte eine schwarze Handtasche aus meinem Fundus hervor. Nein. Zu langweilig. Ich entschied mich für einen schwarzroten Gobelinbeutel, der meinem Outfit eine interessante Note verleihen würde.
    »Glory, würdest du mir mal eine Minute deine volle Aufmerksamkeit schenken?« Flo tippte mich mit der Spitze ihres schwarzen Velourslederstiefels an.
    »Was ist?« Ich drehte mich zu ihr um.Als ich ihre ernste Miene
sah, schob ich die Sachen auf dem Bett zur Seite und setzte mich neben sie. »Okay, ich bin ganz Ohr. Was hast du auf dem Herzen?«
    »Es geht um Simon. Er bedeutet mir wirklich viel.«
    »Ach ja?« Ich nahm ihr den Gürtel aus der Hand, damit sie ihn nicht als Waffe verwenden konnte. »Bedeutet er dir wirklich viel, oder ist es eher das Mittel, mit dem er dich Nacht für Nacht versorgt?«
    »Was? Du glaubst, ich wäre... süchtig?« Sie wirkte erst entrüstet, dann nachdenklich. »Ich könnte mal eine Nacht darauf verzichten. Ich könnte sogar mal total auf Sex verzichten.« Aus ihrem Mund klang das wie eine schreckliche Entbehrung.
    Ich konnte es ehrlich gesagt nicht ganz nachvollziehen, und das, obwohl ich selbst gerade eine sexuell entbehrungsreiche Phase durchmachte, von diversen virtuellen Erfahrungen einmal abgesehen. Hey, ich habe jahrelang auf Sex verzichtet, und ich habe es auch überlebt. Wenn ich nur an die vierzig Jahre währende Durststrecke denke, als Königin Victoria um ihren Mann getrauert hat! Dabei sehe ich toll aus in Schwarz, ehrlich. Ich war nichtsahnend nach England gefahren, um ein bisschen in Erinnerungen zu schwelgen, und jahrzehntelang dort hängen geblieben. Es ist nicht so einfach, den Atlantik zu überqueren, wenn man die Metamorphose rundheraus verweigert.
    »Was hältst du davon, wenn du nach der Kirche nicht zu Simon gehst? Lass uns doch mal wieder etwas miteinander unternehmen.«
    »Was denn?« Flo rang theatralisch die Hände.
    Ich zermarterte mir das Hirn. Womit hatten wir uns früher die Zeit vertrieben, außer mit Shopping? Die Läden, in denen wir gern einkaufen, schließen am Sonntagabend alle schon rechtzeitig. Wir konnten uns eine DVD reinziehen, oder zwei, oder sechs... aber selbst die schönsten Filmschnulzen-Frauenabende
sind irgendwann ein alter Hut. In Vegas hatte ich mir die Zeit wenigstens mit den zahlreichen Shows vertreiben können, oder am Pokertisch. Jedenfalls, bis ich ein Fall für die Anonymen Spieler wurde.Aber in Austin sind Casinos ohnehin verboten.
    »Wir könnten mal wieder in einem der Clubs in der Sixth Street auf Männerfang gehen. Oder einfach nur ein bisschen das Tanzbein schwingen.« Mein Vorschlag klang selbst für meine Ohren lahm.
    Flo verzog das Gesicht. »Ich habe keine Lust, mich mit Sterblichen herumzuärgern. Und außerdem sind Westwoods Leute noch immer hinter dir her. Jeremiah wäre nicht begeistert, wenn du ohne deine Wachhunde ausgehst, und ich reiße mich nun wirklich nicht darum, mit diesen beiden Fellknäueln um die Häuser zu ziehen.«
    »Ja,und was ist, wenn mir Simon wieder diesen Greg Kaplan auf den Hals hetzt, womöglich mit Verstärkung? Davon wäre Jerry garantiert noch weniger begeistert.«
    »Sag mal, wirst du jetzt den ganzen Abend auf Simon herumhacken?«, echauffierte sich Flo genervt.
    Nahm sie es mir etwa übel, dass ich ihr vorgeschlagen hatte, mal wieder einen Abend ohne ihren Lover zu verbringen? Hey, ich zwang sie zu nichts.
    »Nein. Er ist dein Freund, und wenn du ihn sehen willst,dann tu das.Aber tu uns beiden einen Gefallen und verzichte heute zur Abwechslung auf dasVampir-Viagra.Mal sehen,ob ihr auch noch anderweitig Spaß miteinander haben könnt. Geht er denn nie aus?« Er musste doch zuweilen seine Festung verlassen. Wie hätte er Florence sonst kennengelernt? »Woher kennt ihr euch eigentlich?«, fragte ich und stellte sicher, dass Flo meine Gedanken nicht lesen konnte. Diese Information konnte sich für Richard und seine Gefolgsleute als wichtig erweisen.

    »Wir haben uns eines Nachts in einem Park getroffen. Ich war ein wunderschöner Vogel, der die kühle Nachtluft genießen wollte, und da kam Simon plötzlich angeflattert.« Sie seufzte. »Ich habe natürlich gleich erkannt, dass er ein Vampir ist. Er riecht einfach himmlisch.«
    »In welchem Park war das? Geht ihr dort manchmal zusammen hin?« Ich warf einen Blick auf die Uhr, um meine Fragen nicht nach einem Verhör aussehen zu lassen.

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